Apple streicht Webseiten iTunes-Affiliate für Apps
Mit einer simplen Mail hat Apple heute zahlreichen Webseiten die Geschäftsgrundlage entzogen. So heißt es, man werde in Zukunft keine Provisionen mehr auf verkaufte Apps bezahlen. Wer momentan einen Affiliate-Link auf Apps in iOS oder Mac App Store setzt, erhält eine kleine Umsatzbeteiligung. Sämtliche Webseiten, die Apps auflisten, Apps vorstellen oder auch auf aktuelle Preisentwicklungen hinweisen, leben genau davon. Früher lag die Provision bei 3 Prozent und zielte nur auf Musikverkäufe über den iTunes Store ab, später kamen auch App Store und Mac App Store hinzu. Zuletzt bezahlte Apple über das Partnerunternehmen Performance Horizon (das jetzt "Partnerize" heißt) bis zu sieben Prozent.
Für Newsseiten wie MacTechNews ist der Schritt nahezu nicht von Bedeutung. Es war zwar ein angenehmer Nebeneffekt, Apps via Partnerprogramm auf den Store zu verlinken und dafür ein paar Euro zu erhalten – jene Provisionen sind aber zu vernachlässigen und bewegen sich meist im einstelligen Bereich. Der vom Provisions-Versprechen erwünschte Werbeeffekt ist dabei gering, denn es handelt sich um Apps, über die man sowieso berichtet hätte. Selbst die all-freitaglichen "Top-Apps der Woche im Sonderangebot" haben eher Informationscharakter, denn die Mehrzahl der dort vorgestellten Apps sind kostenlos und die sehr günstigen, preisreduzierten Apps erzeugen gerade einmal Umsätze im Cent-Bereich pro Kauf. Interessant ist alleine der Umsatz durch Werbebanner – deren Vergütung pro Einblendung und nicht pro Aktion erfolgt.
Das wahrscheinliche Aus für viele PortaleKomplett anders sieht es aber bei den vielen Portalen aus, die Preisvergleiche oder massenhaft App-Reviews bieten. Diese erzielen zwar ebenfalls nur ein paar Euro pro App – präsentieren aber auch hunderte Angebote und nicht nur zwei bis fünf app-relevante Meldungen pro Woche. Das Geschäftsprinzip basiert darauf, direkt über die App-Vorstellungen Umsatz zu machen und nicht über den Aufruf der Seite samt Werbeeinblendungen. Das etablierte Portal
toucharcade reagierte bereits mit der etwas traurigen Stellungnahme, man habe absolut keine Ahnung, was man nun tun solle. Vor dem identischen Problem stehen auch alle anderen Seiten, die App-Berichte oder gar automatisierte Zusammenstellung in den Fokus nehmen.
Warum es keine Provision mehr gibtApples Begründung für die Einstellung des Affiliate-Programms von Apps ist eindeutig. Sinngemäß heißt es, man brauche angesichts der neuen Oberfläche des iOS App Stores sowie ab Herbst auch des Mac App Stores nun keine Berichte von außen mehr. Es habe sich gezeigt, dass nun neue Möglichkeiten bestehen, Apps zu entdecken. Die Aktivität im iOS App Store stieg deutlich und viele Nutzer rufen wesentlich häufiger den Store auf. Apple kann damit genau steuern, welche Apps empfohlen werden und hat maximalen Einfluss darauf, welche Apps in den Sichtbereich gelangen.
Webseiten als Content-TeamsIn den ersten neun Jahren des App Stores übernahmen hingegen externe Seiten die Arbeit des Content-Teams und halfen Lesern dabei, interessante Apps zu entdecken. Genau dies scheint nun explizit unerwünscht – was in Apples Philosophie passt, Beeinflussung der Chart-Position von außen zu minimieren. Berichte auf einer der namhaften Newsseiten hatte nämlich direkt den Effekt, dass eine App in den Charts nach oben schoss. Die Verkaufszahlen steigen dadurch, was sowohl dem App-Hersteller als auch der jeweiligen Webseite Vorteile brachte. Apple bezahlte die sieben Prozent Provision aus den 30 Prozent, die man Entwicklern abknöpft – auch dies mag ein Grund für die Streichung sein, denn bei eigenvermittelten Verkäufen via Heute-Tab im App Store kann sich Apple die Provision sparen.
Längerfristige AuswirkungenAuf den ersten Blick fällt für Entwickler damit nun der wichtige Marketingkanal "Bericht auf Webseite" weg – allerdings nur, wenn man den Webseitenbetreibern unterstellt, alleine aufgrund der Provision über Apps geschrieben zu haben. Angesichts der oben genannten Zahlen wäre es aber ein Verlustgeschäft, Arbeit in einen Artikel über Software-Angebote zu investieren, um dann ein paar Euro Provision einzustreichen. Auf die Gesamtheit aller Newsseiten gerechnet wird es daher wohl etwas weniger App-News geben, aber sicherlich nicht die komplette Einstellung jeglicher Berichterstattung. Weiterhin Provision gibt es übrigens für den eigentlichen Grund, warum Apple iTunes-Affiliate ins Leben rief: Für Musik und Filme. Auch iBooks vergütet Apple weiterhin.