Apple traf sich mit Entwicklern, um sie vom Abo-Modell zu überzeugen
Apple lud letztes Jahr rund 30 Entwickler in ein New Yorker Loft ein, um sie davon zu überzeugen, ihre Apps über monatliche Abogebühren zu vertreiben. Der Konzern gab den Entwickler dazu wertvolles Know How von der Kundengewinnung bis zur Monetarisierung. Generell bietet Apple eine Kürzung der Provision auf 15 Prozent an, wenn die Nutzer nach einem Jahr weiter Abonnementkunde bleiben. Das berichtet Buisness Insider in einem umfangreichen
Report.
Entwickler sollen mitziehenIm April 2017 versammelte Apple die Entwickler in einem Luxus-Loft in New Yorks trendigen Stadtteil Tribeca. Die geladenen Gäste wussten nicht, worum es sich handelt, stellten jedoch fest, dass sie alle eine Sache gemeinsam hatten: Sie entwickelten für Apple-Geräte Apps. Sie erkannten schnell, was Apple von ihnen wollte: Der Konzern hatte seit ein paar Monaten eine große Veränderung im Kerngeschäft des App Stores vollzogen und brauchte nun eins: Dass sich auch die Entwickler voll dort einbringen. Die Rede ist von dem, was Apple intern als "Subscriptions 2.0" bezeichnen soll: Die Möglichkeit für Entwickler, ihren Kunden regelmäßig und wiederkehrend Rechnungen zu stellen. 2016 hatte Apple die Abo-Mechanik aus gutem Grund eingeführt und wollte sie nun offensiv mit Leben füllen.
Die Sackgasse der PreisspiraleApples Problem, das mit der Zeit massiv auffiel: Das Geschäftsmodell der Apps war in eine Sackgasse geraten. Während zu Beginn des App Stores 2008 zunächst einmal mit normalen App-Preisen noch Geld verdient wurde, sanken – auch unter dem Druck der Apps Sozialer Netzwerke – die Preise immer stärker. Für diese Apps funktionierte die Mechanik großartig, denn sie profitierten von einer explodierenden Nutzerbasis und verdienten ohnehin durch Werbung und andere Methoden Geld. Dem Preiskampf schadeten hingegen die Anwendungen, die vielfältige Werkzeuge für den Nutzer bereitstellten – ohne eine starke Plattform im Rücken zu haben. Die Hersteller solcher Apps stellten zunächst fest, dass sie mehr Kunden gewannen, wenn sie den Preis ihrer App von 10 auf 5 Dollar senkten, blieben jedoch anschließend auf ihren Kosten sitzen. "Sobald der Kunde gewonnen ist und das Geld bezahlt hat, wird er nicht mehr belastet. Was also hält die App am laufen?", formuliert Ish Shabazz, ein Indie-App-Entwickler, das Kernproblem.
Bezahlte Apps auf dem RückzugAls Folge der Preisspirale sank die Anzahl der Bezahl-Apps. Apple erkannte das Problem: Wenn Entwickler aufhörten, hochwertige Software für ihre Plattform zu schreiben, weil es nicht mehr lukrativ genug war, verlöre die Plattform viel von seiner Attraktivität – und Apple einen hohen Anteil seiner Tantiemen. Also steuerte der App-Store-Betreiber mithilfe von "Subscriptions 2.0" dagegen. Doch anscheinend funktioniert der Paradigmenwechsel nicht flüssig. Zum einen brechen immer noch die gewöhnlichen Bezahl-Apps ein: Auf dem Treffen in New York soll ein Apple-Vertreter kundgetan haben, dass noch 15% des Umsatzes von einmal-bezahlten Apps stammt – Tendenz fallend. Zum anderen machen Abo-Apps auch zwei Jahre nach der Einführung des Modells nur einen kleinen Teil des Gesamtangebots aus.
Maßnahmen für den PardigmenwechselDaher pusht der Plattformeigner seine Lösung für das Problem weiter: Apple bietet an, zwar nachwievor 30 Prozent für den Abo-Abschluss zu kassieren, jedoch den Anteil bei einer Verlängerung des Abos auf 15 Prozent zu senken. Und Apple wendet sich offensichtlich auch direkt an Entwickler. Auf der Veranstaltung 2017 präsentierten Angestellte des Konzerns ein ganzes Paket an Hifestellungen und besprach mit den eingeladenen Gästen Themen wie Einführung, Test und Marketing, Engagement, Kundenbindung, Monetarisierung und bezahlte Suchanzeigen. Apple machte klar, dass sich Entwickler stärker darauf konzentrieren müssen, Kostenlos-Kunden in zahlende zu transformieren. Als Taktik schlugen die Experten aus Cupertino etwa Preisstaffeln vor, um die Kunden danach segmentieren zu können.
Abomodell als HeilsbringerDie Botschaft Apples lautete: Konzentriert euch auf das regelmäßige Engagement eurer Nutzer, nicht auf einmalige Verkäufe. Wer sich auf Bezahl-Apps statt auf Abonnement-Modelle beschränke, erreiche letztendlich eine Obergrenze, so ein weiteres Argument. Als Beispiel für erfolgreiche Abo-Modelle führt der Bericht etwa die israelische App-Schmiede Lightricks auf, die ihre Porträt-Verbesserungssoftware FaceTune in beiden Modellen auf dem Markt hat. Während auch die Bezahl-App gute Profite einfährt, schwärmt Mitbegründer Itai Tsiddion von FaceTune 2, das alternativ zum Abopreis erhältlich ist. Die App kostet 32$ im Jahr, ausgegangen war Tsiddion von 20. Er fand heraus, dass er mit Einmal-Bezahl-Apps im Jahr maximal 10 Millionen Dollar erwirtschaften kann. "Was nicht sehr viel ist, wenn man ernsthaft Forschung und Entwicklung betreibt", führt der Geschäftsführer aus. Lightricks hat 40 Millionen Umsatz im laufenden Jahr erzielt und steht auf profitablen Füßen. Tsiddon sagt, nicht einmal Silicon-Valley-Investoren hätten geglaubt, dass man mit mobilen Apps im App Store echtes Business machen kann.
Apple auf dem Weg zum größten Abonnement-UnternehmenApple gibt keine Zahlen heraus, wie hoch der Anteil von In-App-Verkäufen am Gesamtumsatz ausfällt. Das Unternehmen schreibt in seinem Quatalsbericht nur von 300 Millionen Menschen, die den Konzern für Abonnements bezahlen. Dabei sind zwar die konzerneigenen Dienste eingeschlossen, der Bericht geht jedoch davon aus, dass die meisten Abonnements für Anwendungen von Drittanbietern stammen. Das Unternehmen arbeite konsequent daran, zum größten Abonnement-Konzern der Welt zu werden – auch weil sich das Umsatzwachstum der iPhone-Verkäufe verlangsame. Das Ziel sei, die Dienste-Sparte die Größe eines Fortune-50-Unternehmen erreichen zu lassen. Das entspricht einem Umsatz von etwa 55 Milliarden US-Dollar.