Apple und Nvidia: Ursachen der jahrelangen Aversion – mit Perspektive auf ein Ende?
Knapp acht Straßenkilometer muss man zurücklegen, um vom Apple Park zum Nvidia-Hauptquartier zurückzulegen. Geschäftlich jedoch schienen die beiden kalifornischen Konzerne während der letzten zehn Jahre nicht weiter voneinander entfernt stehen zu können. An die Ursachen für den Streit können sich Viele nicht mehr erinnern. Das News-Portal „The Information“ hat
mögliche Gründe für den Zwist zusammengetragen und bewertet die aktuelle Situation der beiden Konzerne.
Der Artikel benennt drei Ursachen, weshalb Apple zunehmend schlechter auf Nvidia zu sprechen kam. Ein erster Streit sei bereits im Jahr 2001 entstanden, als Steve Jobs in einem Meeting Nvidia vorwarf, Pixar-Technologien kopiert zu haben. Ein Nvidia-Manager hielt dagegen, man habe weitaus mehr Patente als Pixar und solle vielleicht selbst das Animationsstudio verklagen. Steve Jobs war eingeschnappt und führte das Meeting so weiter, als sei der Nvidia-Manager nicht anwesend.
Fehlerhafte GrafikchipsIm Jahr 2008 kam ein Fertigungsfehler von Nvidia Apple teuer zu stehen: Laptop-Grafikchips der Serie GeForce 8600M GT fielen reihenweise aus. Apple musste ein Programm mit
verlängerter Garantie aufsetzen und tauschte mehrere Jahre lang defekte Mainboards aus. Auf den Kosten blieb Apple weitgehend sitzen – Nvidia lieferte zwar überarbeitete Grafikchips, wollte aber nicht die Reparaturkosten vollumfänglich übernehmen. Im gleichen Zeitraum wollte Nvidia sämtliche Smartphone-Hersteller auf Lizenzzahlungen verpflichten, da man die eigenen PC-Patente auch bei iPhone & Co. für gültig hielt – eine Klage gegen Samsung und Qualcomm vor der ITC scheiterte jedoch.
Apple für Nvidia ein kleiner FischDoch auch für den Grafikkartenhersteller gab es Gründe für zunehmendes Entfremden. Apple forderte viel: Testumgebungen auf Mac-Basis, angepasste Laptop-GPUs für effizienteren Mobileinsatz sowie aufwendige Qualitätskontrollen im Herstellerland China. Gleichzeitig stellte das Geschäft mit Apple einen verschwindend geringen Prozentsatz des Gesamtumsatzes dar. Im Jahr 2014 war dann das Ende der Fahnenstange erreicht: Seit zehn Jahren verbaut Apple keine Nvidia-GPUs mehr in MacBook Pros, iMacs und Mac Pros.
Annäherung im Jahr 2024Erst in diesem Jahr gab es Zeichen einer zaghaften Annäherung: Im März erwähnte Nvidia auf einer Präsentation der 3D-Software-Werkzeuge Apples Spatial-Computing-Headset Vision Pro. Letzte Woche nahmen beide Firmen aufeinander Bezug, als Nvidia eine von Apple-Entwicklern vorgeschlagene KI-Optimierung namens
ReGrapher in das TensorRT-Modell integrierte. Trotzdem arbeiten die beiden Firmen weitgehend getrennt voneinander: Apple entwickele unter dem Code-Namen „Baltra“ in Zusammenarbeit mit Broadcom einen dedizierten KI-Chip. Dies wäre aber weniger in alten Vorurteilen gegenüber Nvidia und mehr in der Firmenphilosophie begründet, so der
The-Information-Artikel: Apple setze bei Hardware zunehmend auf Eigenentwicklungen, um die Abhängigkeit von anderen Firmen zu minimieren.