Apple im Jahr 2002: Aus der Zeit, als MacTechNews entstand
18 Jahre sind in der IT-Welt eine halbe Ewigkeit. Wir blicken zurück, wie es zur Gründung von MacTechNews in der Szene aussah, welche Diskussionen aktuell waren und wie man Apples Marktstellung beurteilen konnte.
iPod - ein unnützes Spielzeug?Der erste iPod erschien im Jahr 2001... und wurde von den meisten erst einmal müde belächelt. Zwar bezweifelte niemand die Qualität des Gerätes, doch zu einem Preis von 399 US-Dollar rechnete man dem iPod keine Erfolgsaussichten aus. Im Sommer 2002 hatte sich die Meinung kaum geändert; Apple war noch weit davon entfernt, von den großen Medien als "iPod-Hersteller" anstatt "Computer-Hersteller" bezeichnet zu werden. Dies sollte sich erst ein bis zwei Jahre später ändern, zusammen mit dem Siegeszug des 2003 eingeführten iTunes Music Stores. Galt man im Jahr 2002 noch als Exot, besaß man einen iPod, so dauerte es nicht lang, bis die weißen Kopfhörer das Straßenbild prägten und es beinahe zum Normalfall wurde, über einen iPod zu verfügen.
Mac OS X - gerade so brauchbarDas neue System war in den Versionen 10.0 und 10.1 sehr umstritten; mit Mac OS X 10.2 Jaguar, erstmals warb Apple offen mit dem Katzennamen, begann die Stimmung pro Mac OS X auszuschlagen. Da Jaguar eine stark erhöhte Performance (unter anderem durch Quartz Extreme) mitbrachte und endlich USB-Geräte im ausreichenden Maße unterstützte, eignete sich Jaguar für den produktiven Einsatz erheblich besser als die beiden Versionen zuvor. Endgültig als erwachsen bezeichneten die meisten Nutzer das System ein weiteres Jahr später, als Mac OS X 10.3 Panther erschien.
Was die Gerüchtewelt bewegteIm Jahr 2002 kamen in den leistungsfähigeren Macs PowerPC-Prozessoren des Typs G4 zum Einsatz, gleichzeitig verbaute Apple noch den G3 in iBooks sowie dem weiterhin angebotenen Knubbel-iMac. Auch wenn Apple immer argumentierte, der G4 sei aufgrund der fortschrittlicheren Architektur trotz deutlich geringerer Taktrate eigentlich leistungsfähiger als Intel-Prozessoren, war doch den meisten klar, dass Intel längst an den von Motorola gefertigten Prozessoren vorbeigezogen war. Die große Hoffnung ruhte auf dem G5, der seit Längerem durch die Gerüchteküche geisternde Nachfolger des G4-Prozessors. Auch das iPhone war bereits mehrfach im Gespräch - mehr als vier Jahre vor der Einführung zirkulierte der Begriff bereits, auch wenn großes Rätselraten herrschte, in welcher Form ein solches Gerät erscheinen könne - und ob es sich dabei überhaupt um ein Telefon handle. Eine Vermutung war beispielsweise, das iPhone werde kein Telefon sondern ein FireWire-Anrufbeantworter.
Die StimmungApple hatte in der Dekade zuvor so viele Kunden verloren, dass nur noch ein harter Kern der Marke treu geblieben war. 2002 hatte sich an dieser Situation noch nichts geändert, denn das gewaltige Comeback war noch eine ganze Weile entfernt. Dementsprechend fiel auch die Stimmung in den Foren aus. Man sah sich als eingeschworene Gemeinschaft, die Apple gegen alles Böse verteidigen musste - das Böse war vor allem Kritik aus dem Windows-Lager oder gar Nutzer und Journalisten, die es wagten, positiv über Microsoft zu berichten. Der damalige Zweikampf Apple vs. Microsoft ist heutzutage kein dominierendes Thema mehr. Stattdessen wurden eher Google (wegen Android) und Samsung zu direkten Rivalen. Angesichts des immensen Wachstums, das Apple seit 2002 hinlegte, ist die Apple-Gemeinde heute natürlich nicht mehr der kleine Elite-Kreis, für den man sich damals hielt. Apple-Produkte dominieren seit dem iPod das Straßenbild und erregen kein besonderes Aufsehen - das war 2002 noch ganz anders.
Die Preise - damals und heuteVergleicht man die heutigen mit den damaligen Einstiegspreisen, so war die Hardware bisweilen erheblich teurer. Das günstigste PowerBook G4 kostete stolze 3479,- Euro - dafür erhielt man ein 15"-Gerät, die Größen 12" und 17" erschienen erst im Januar 2003. Das günstigste Notebook, ein iBook mit G3-Prozessor, war für 1623 Euro zu haben, für einen iMac G4 wurden mindestens 1623,- Euro fällig. Der einzige Mac mit einem Preis von unter 1000 Euro war der iMac G3 im ursprünglichen Knubbel-Design; dieser kostete 999 Euro und stellte Apples Einsteiger-Mac dar. Ebenfalls im Sortiment befand sich übrigens noch der eMac; ein eigentlich für den Bildungsbereich angebotener, jedoch auch bei anderen Anwendern recht beliebter Mac. Der eMac stand ab 1391 Euro zur Verfügung und konnte damit als günstigere Alternative zum aktuellen iMac angesehen werden.
Heute wenige Tage, damals ein QuartalIm Jahr 2002 hatte Apple noch immer mit sinkenden Marktanteilen zu kämpfen. Auch wenn die Qualität der Produkte im Vergleich zu den 90er Jahren immer besser wurde, war Apple weit davon entfernt, die früheren Marktanteile zu erreichen. Der Börsenkurs stand im Mai 2002 bei gerade einmal einem Dollar (Splits bereits berücksichtigt); vergleicht man dies mit den aktuellen Kursen, so wünschte man sich wirklich eine Zeitmaschine, um im Mai 2002 Apple-Aktien zu erwerben. Dass Apple inzwischen Quartal für Quartal Milliarden Dollar an Gewinn macht, ist heutzutage beinahe selbstverständlich geworden. Wirft man einen Blick auf das Ergebnis des dritten Finanzquartals 2002, so erzielte Apple gerade einmal einen Gewinn von 32 Millionen Dollar, im vierten Finanzquartal 2002 verzeichnete Apple aber noch einen Verlust von 45 Millionen Dollar. Die Pressemitteilung dokumentierte, auf welch geringem Niveau die Verkaufszahlen lagen: 740.000 Macs, iPods wurden noch nicht gesondert ausgewiesen.