Apple vs. Epic: Die möglichen Ausgänge des Wirtschaftskrimis
Ende letzter Woche entwickelte sich binnen Stunden ein von langer Hand geplanter Schlagabtausch zweier großer Unternehmen. Epic bietet mit Fortnite ein sehr erfolgreiches Spiel auf PCs, Konsolen und Smartphones an: Fortnite. Das Survival-Shooter-Spiel erwirtschaftete in den ersten 90 Tagen im alleine im App Store einen Umsatz von 100 Millionen Dollar. Für Epic, aber auch für Apple ist dies ein großer Batzen: Epic erhält 70 Prozent des Umsatzes, Apple 30 Prozent.
In den letzten zwölf Monaten baute sich ein immer größerer Widerstand gegen das Regelwerk und die hohe Umsatzbeteiligung im App Store auf. In der EU wie auch in den USA sind kartellrechtliche Schritte bezüglich des App Stores eingeleitet – mit ungewissen Ausgängen.
Genau getimtEpic wählte einen sehr guten Zeitpunkt: Ende letzter Woche baute Epic in Fortnite eine neue Bezahlmethodik ein, welche über einen Steuerserver freigeschaltet wurde. Somit hatte Apple keine Möglichkeit, diese neue Bezahlfunktion während des Reviewprozesses zu begutachten – und das Update zurückzuweisen. Andere Bezahlarten, vorbei an Apples Umsatzbeteiligung von 30 Prozent, sind nämlich nicht gestattet.
Apple reagierte, wie Apple reagieren musste: Fortnite flog aus dem App Store. Damit jedoch hatte Epic gerechnet und reichte binnen Stunden Klage in Kalifornien ein. Zusätzlich veröffentlichte Epic ein Video, welches Apples legendären 1984-Werbespot parodiert.
Die Aktion war von langer Hand geplant – und kommt für Apple zur Unzeit: Durch die Kartellverfahren schauen nun viele Behörden, wie sich der Konzern aus Cupertino verhält.
Mögliche AusgängeEpic gewinnt KlageSollte Epic die Klage gewinnen, wäre Apple dazu gezwungen, die Umsatzbeteiligung im App Store zu reduzieren – und zwar für alle Entwickler. Für Apple wäre dies ein großer Schlag, da der App Store ein starker Umsatzbringer in Apples Services-Sparte ist.
Apple senkt von sich aus "Apple Tax" – Klage wird zurückgezogenDerzeit erlebt Apple viel Gegenwind bezüglich der Höhe der Umsatzbeteiligung und des App-Store-Regelwerks. Wenn Apple nun die "Apple Tax" von sich aus senkt, ohne den Ausgang der Epic-Klage abzuwarten, würde Apple den Kartellwächtern ein Argument nehmen – aber trotzdem Milliarden-Umsätze verlieren.
Apple einigt sich mit EpicApple sagt, man behandle alle Entwickler im App Store gleich – doch dies entspricht nicht der Wahrheit. Amazon beispielsweise muss bei Amazon Prime Video nur 15 Prozent der Umsätze an Apple abführen – andere Entwickler aber 30 Prozent. Da Apple offensichtlich bereits spezielle Deals mit Entwicklern abgeschlossen hat, wäre auch eine solche Einigung mit Epic möglich – doch dies würde den Kartellwächtern sehr in die Karten spielen, da Apple dann sogar während des Verfahrens demonstriert hätte, den Markt durch die eigene Macht zu verzerren.
Apple gewinnt Klage, aber Kartellwächter schreiten einSollte Apple die Klage von Epic erfolgreich abwehren, ist der App Store dennoch kein sicheres Geschäft: Noch immer laufen weltweit diverse Verfahren von Kartellwächtern, denen der App Store und Google Play Store ein Dorn im Auge ist. Selbst wenn Apple vor Gericht erfolgreich ist, könnten Kartellwächter das Regelwerk oder die Umsatzbeteiligung als nicht rechtens ansehen – und verbieten.
Apple gewinnt Klage, Kartellwächter unternehmen nichtsDies ist der für Apple einzig erfolgsversprechende Weg für Apple: Nur wenn Apple die Epic-Klage erfolgreich abwehrt und die Kartellwächter weltweit nichts unternehmen, kann Apple mit dem derzeitigen App-Store-Modell ungehindert fortfahren.
FazitDie Klage von Epic kommt für Apple zur Unzeit – und ist ein sehr kluger Schachzug des Spieleherstellers. In fast allen möglichen Szenarien muss Apple die Modalitäten des App Stores anpassen. Nur wenn Apple die Klage vollständig abwehrt und die Kartellwächter komplett untätig bleiben, wird Apple das Gebührenmodell im App Store unverändert beibehalten können.