Apple vs. Epic: Expertenaussagen sollen Geschäftsmodell des App Stores retten
Am 3. Mai beginnt ein sehr wichtiger Prozess für Apple – denn auf dem Spiel steht der App Store und somit ein nicht unbeträchtlicher Teil von Apples Umsatz. Zur Erinnerung: Im August 2020 schaltete Epic eine Bezahlmöglichkeit im beliebten Spiel "Fortnite" frei, welche nicht Apples eigene In-App-Käufe nutzte – und somit die 30-prozentige "Apple-Steuer" umging. Apple reagierte mit dem Rauswurf von Fortnite aus dem App Store, aber der Konter von Epic war von langer Hand geplant: Binnen Stunden startete Epic eine Medienkampagne, gefolgt von einer lang vorbereiteten Klage in Kalifornien gegen Apple.
Fortnite ist nach wie vor nicht im App Store verfügbar, doch am 3. Mai 2021 sehen sich beide Parteien zum Auftakt eines weitreichenden Prozesses vor Gericht wieder. Je nach Entscheidung des Gerichtes könnte das Urteil für viele weitere Geschäftsmodelle von Bedeutung sein, so zum Beispiel für den gesamten Konsolenmarkt.
Vor Prozessbeginn reichte Apple nun einige Expertenaussagen bei Gericht ein, welche die Argumente von Epic entkräften sollen:
Apple hat kein MonopolLorin Hitt, Professor an der University of Pennsylvania, sieht keine monopolistischen Strukturen bezüglich des App Stores. Je nach Berechnung und Datengrundlage läge der Marktanteil des App Stores bezüglich spielebezogenen Transaktionen zwischen 23,3 % und 37,5 %. Somit könne man kaum von einem Monopol sprechen, besonders nicht, da in der Zwischenzeit andere spielebezogene Transaktionsdienste erfolgreich am Markt etabliert wurden.
Transaktionen außerhalb des App Stores möglichEinen weiteren Punkt bringt Dean Francine Lafontaine, Professor an der University of Michigan, ins Spiel: Es sei keineswegs verboten, Transaktionen außerhalb des App Stores abzuwickeln – diese dürfen nur nicht in Apps beworben werden. Auf der Epic-Webseite könne jeder Kunde mittels eines Web-Browsers Transaktionen tätigen – völlig ohne Umsatzbeteiligung seitens Apple. Entwickler dürfen nur nicht alternative Bezahlmöglichkeiten direkt in Apps anbieten oder bewerben.
Kunden nutzen auch alternative GeräteEiner Umfrage der University of California nach haben sehr viele Kunden von Apple Zugang zu anderen Geräten außerhalb des Apple-Ökosystems. 92 Prozent der befragten, welche Apps im App Store heruntergeladen haben, nutzten in den letzten 12 Monaten ein Gerät eines anderen Herstellers, welches Zugang zu digitalen Inhalten ermöglicht. 99 Prozent gaben an, Zugang zu einem Gerät eines anderen Herstellers zu haben und somit die theoretische Möglichkeit, digitale Inhalte anderweitig zu bezahlen.
99,9 % der Malware aus alternativen App StoresDas Gericht könnte diesen Sommer entscheiden, dass Apple alternative App Stores auf dem iPhone und iPad zulässt – doch Aviel Rubin der Johns Hopkins University hat hier Sicherheitsbedenken: 99,9 Prozent der Malware auf mobilen Plattformen wird über alternative App Stores vertrieben. Somit leide die Sicherheit von mobilen Plattformen deutlich, sollten alternative App Stores auf dem iPhone und iPad zugelassen werden.
Ausgang ungewissNoch ist der Ausgang des Verfahrens komplett ungewiss. Auch Marktbeobachter oder Analysten sehen aktuell noch keinen klaren Favoriten in diesem sehr bedeutenden Gerichtsprozess. Tim Cook, Phil Schiller wie auch Craig Federighi werden vor Gericht in den kommenden Wochen aussagen – aber auch der CEO von Epic, Tim Sweeney, erscheint vor Richterin Yvonne Gonzalez Rogers.