Apple vs. Epic: Scott Forstall ist für Apple nicht zu erreichen
Scott Forstall galt bis zu den Jahren 2011 und 2012 als eine der größten Talente bei Apple und wurde gar als Nachfolger von Tim Cook gehandelt. Besonders wegen der Ähnlichkeit des Führungsstils und der Arbeitsweise mit Steve Jobs hatte Forstall viele Freunde bei Apple – aber auch einige Kritiker. Hinter den Kulissen gab es einen großen Machtkampf, welchen Forstall unter anderem wegen der sehr missglückten Einführung von Apple Maps mit iOS 6 verlor und anschließend Apple verließ. Hinter vorgehaltener Hand ist aber eher von einem Rauswurf die Rede.
Forstall arbeitete seit 1992 bei NeXT und wechselte mit zu Apple, nachdem der Konzern aus Cupertino NeXT im Jahr 1997 übernahm. Forstall war bei Apple Chef-Entwickler von iOS und leitete seit 2006 auch die Entwicklung von OS X, nachdem Avie Tevanian das Unternehmen verließ. Somit war Forstall auch sehr in die Entwicklung und Konzeption des App Stores involviert und kennt somit auch diverse Motivationen hinter Entscheidungen, welche Apple bezüglich des Regelwerks des App Stores zur damaligen Zeit traf.
Epic will AussageIm Rechtsstreit zwischen Apple und Epic geht es um das Geschäftsmodell des App Stores und hierbei besonders um die Vorschriften bezüglich der Zahlungsmethoden. Apple erlaubt bis auf wenige Ausnahmen nur Transaktionen direkt über den App Store – und kassiert hier zwischen 15 und 30 Prozent des Umsatzes. Epic ist dies ein Dorn im Auge und will die "Apple Tax" vor Gericht kippen.
Laut Gerichtsdokumenten ging Apple am 15. Dezember 2020 auf eine Forderung von Epic ein, Scott Forstall vor Gericht aussagen zu lassen – doch offensichtlich kam es hier zu Komplikationen. Apple will nun nichts mehr von der damaligen Zusage wissen und Epic wirft Apple vor, sich nicht an Absprachen zu halten. Da Apple zugesichert habe, Forstall zu einer Aussage zu bewegen, habe sich Epic nicht um Kontakt zum ehemaligen Apple-Angestellten bemüht.
Forstall nicht zu erreichenEinen angesetzten Termin für die Aussage von Scott Forstall sagte Apple zehn Tage vorher ab – Forstall habe nicht auf die Anfragen von Apple reagiert. Epic forderte daraufhin Apple auf, doch bitte die Kontaktdaten von Forstall herauszurücken – und Apple gab ein Postfach wie auch ein Twitter-Konto als Kontaktmöglichkeit an. Auf die Frage nach der Telefonnummer bügelte Apple ab: Epic habe kein Recht, die Herausgabe einzufordern – doch Apple gestand zusätzlich ein, über gar keine aktuelle Telefonnummer des damals wichtigen Mitarbeiters zu verfügen.
Apple kann Forstall nicht zwingenApple stimmte einer Aussage von Forstall bis zum 10. März zu – wenn man diesen denn erreicht und zur Zusammenarbeit bewegen kann. Denn Apple stellt klar: Forstall ist kein Angestellter mehr und Apple habe keine Handhabe, den ehemaligen iOS-Chef ein Erscheinen und eine Aussage vorzuschreiben. Apple dürfte auch kein sonderlich großes Interesse an einer Aussage von Forstall haben: Aufgrund des "Rauswurfs" könnte der damalige iOS-Chef einen Groll gegen seinen damaligen Arbeitgeber hegen.