Apple vs. Smartphone-Sucht: iOS 12 soll unsinnig verbrachte Zeit minimieren
Als vielseitiger Taschencomputer hat das Smartphone in unserem Alltag eine wesentliche Rolle eingenommen. Fast egal welche Frage sich gerade stellt, ein kurzer Griff zum iPhone wird diese wohl beantworten. Vor zwei Jahren besagte eine Untersuchung in Deutschland, dass der durchschnittliche Nutzer sein Smartphone rund 80 Mal pro Tag entsperrt und mehr als zwei Stunden seiner Aufmerksamkeit direkt seinem Mobiltelefon samt Apps und Diensten widmet. Eine ähnliche
Untersuchung für den weltweiten Markt ergab sogar noch eindeutigere Werte. Demnach verwenden 26 Prozent der Smartphone-Nutzer das Gerät mehr als sieben Stunden täglich – also fast einen kompletten Arbeitstag lang! Bei 21 Prozent der Anwender waren es fünf bis sieben Stunden, bei 29 Prozent der Befragten drei bis fünf Stunden. Nicht nur im Silicon Valley kam in den vergangenen Monaten verstärkt die Diskussion auf, ob Smartphones nicht inzwischen eher Schaden anrichten, da sie derart viel Aufmerksamkeit einfordern. Angesichts der Fülle an interessantem Material, das sich jederzeit abrufen lässt, haben viele Nutzer komplett die Kontrolle über ihre Zeit verloren.
Apple und Google gehen die Problematik anSowohl Google als auch Apple haben die Problematik nicht nur erkannt, sondern reagieren darauf aktiv. Bei Google laufen die Bestrebungen unter der Überschrift "Digital Wellbeing", also "Digitales Wohlbefinden". Ziel ist es, den Nutzer für sein Smartphone-Verhalten zu sensibilisieren und jene Zeit zu reduzieren, die als "schädliches Verhalten" zählt. Apple verfolgt mit "Screen Time" einen sehr ähnlichen Ansatz, ergreift aber auch zusätzliche Maßnahmen, um die Anzahl der "Störungen" möglichst gering zu halten. So gibt es nicht nur Statistikfunktionen, sondern auch Analysen der Benachrichtigungen. Beispielsweise kann das System vorschlagen, bestimmte Notifications zu deaktivieren, mit denen ohnehin meist nicht interagiert wird. Auch Zeitlimits für Apps bzw. App-Gattungen sind möglich – sowohl unter iOS als auch Android.
Hersteller wollen schneller als der Gesetzgeber seinMit den Maßnahmen kommen Apple und Google drohenden politischen Debatten zuvor. Sollte Smartphone-Sucht als gesamtgesellschaftliche Problematik erkannt werden, sind gesetzliche Regelungen oder zumindest unangenehme Untersuchung über potenziell suchtförderndes Verhalten der Hersteller unausweichlich. Wenn der Gesetzgeber irgendwann einmal eingreift, dann sind die Konsequenzen möglicherweise weitreichender, als die neuen Funktionen zur freiwilligen Selbstbeschränkung. Momentan ist der Zeit-Zähler unter iOS ebenfalls schon vorhanden, allerdings sehr versteckt. In den Systemeinstellungen unter "Batterie" befindet sich die Ansicht "Batterienutzung". Tippt man in dieses Feld, so wechselt die Akku-Anzeige vom reinen Prozentwert auf eine Anzeige von App-Nutzung im Vorder- und Hintergrund. Für manch einen bringt sicherlich auch diese Statistik schon eine überraschende Erkenntnis, wie viel Zeit Facebook, Instagram oder das Lieblingsspiel fraßen.