Apple will alternative Zahlmethoden durch Berufung verhindern +++ Einigung mit Entwicklern über 100 Millionen Dollar abgesegnet
In den letzten Jahren hat Apple mit immer mehr Rechtsstreitigkeiten zu kämpfen: Kartellwächter sind international auf den Plan gerufen und das Modell des App Stores wackelt. Das momentan am meisten diskutierte Verfahren "Apple vs. Epic" gewann Apple fast vollständig – Apple sei kein Monopolist, urteilte die Richterin. Doch in einem sehr wichtigen Punkt sah Richtern Yvonne Gonzalez Rogers Handlungsbedarf: Entwickler sollen zukünftig mittels Knopf oder Link direkt aus der App auf alternative Bezahlungsmethoden hinweisen dürfen.
Kleine Anpassung, große WirkungWas sich wie eine Kleinigkeit anhört, hat für Apple immense Bedeutung. Momentan müssen fast alle Entwickler Bezahlungen in einer App über Apples In-App-Mechanismus abwickeln – und Apple streicht hier 15 bis 30 Prozent Umsatzbeteiligung ein. Es ist laut den App Store Guidelines in den meisten Fällen streng verboten, auf externe Bezahlmöglichkeiten hinzuweisen. Die Richterin sah hier eine Wettbewerbsverzerrung und ordnete im September an, dass Apple innerhalb von 90 Tagen diesen Passus streichen muss – Entwicklern soll es gestattet sein, auf externe Angebote direkt in der App hinzuweisen.
Hierdurch wäre es möglich, dass viele Entwickler Apples In-App-Bezahlsystem komplett umgehen und alle Zahlungen über externe Dienstleister, meist zu deutlich besseren Konditionen, abwickeln und somit komplett die "Apple Tax" umgehen. Apple ginge hierdurch ein Milliardenumsatz flöten.
Kein AufschubBereits letzte Woche beantragte Apple bei Richtern Yvonne Gonzalez Rogers Aufschub: Die Verfügung soll erst umgesetzt werden, wenn das Verfahren vollumfänglich abgeschlossen ist. Doch da Apple keinerlei sinnvolle Argumente vorbrachte, die einen Aufschub rechtfertigen, schmetterte die Richterin den Antrag ab. Die Frist läuft somit am 9. Dezember ab.
Apple: Richterin ist zu weit gegangenNun geht Apple bei der nächsthöheren Instanz gegen die Verfügung vor: Die Richterin sei deutlich zu weit gegangen, eine solche Entscheidung zu treffen. Schließlich habe nur ein einziger Entwickler geklagt, daher sei aus Apples Sicht eine solche Verfügung für alle Entwickler zu weit gefasst. Apple wird momentan von Gibson, Dunn & Crutcher LLP und Paul, Weiss, Rifkind, Wharton & Garrison LLP vor Gericht vertreten.
Sollte das Gericht Apples Antrag nicht folgen, dürfen Entwickler ab dem 9. Dezember auf externe Zahlungsangebote hinweisen, ohne eine Abweisung im Review-Prozess befürchten zu müssen.
Einigung über 100 Millionen Dollar von Richterin abgesegnetIm Jahr 2019 verklagten Entwickler Apple in einer Sammelklage und begehrten eine Reduzierung der 30-prozentigen "Apple Tax". Aus dieser Klage ging schließlich das Apple Small Business Program hervor, mit welchem kleinere Entwickler, die weniger als eine Million Dollar im App Store verdienen, nur noch 15 Prozent an Umsatzbeteiligung zahlen müssen.
Richterin Yvonne Gonzalez Rogers segnete nun die Einigung zwischen Entwicklern und Apple ab: Apple zahlt US-Entwicklern zwischen 250 und 30.000 Dollar, die zwischen 4. Juni 2015 und 26. April 2021 Apps über den US-App-Store verkauften – dieses Geld wird aus einem 100-Millionen-Dollar-schweren Topf verteilt. Ferner sieht die Einigung vor, dass Entwickler Kunden per E-Mail auf Angebote außerhalb des App Stores hinweisen dürfen.