Apple will das iPhone 6s nicht als Waage verwendet sehen
Durch die Technologie 3D Touch kann ein iPhone 6s oder 6s Plus den Druck messen, den ein Finger auf das Display des Smartphones ausübt. Was liegt da näher, als
aus dem iPhone eine Waage zu machen? Auch MacTechNews.de hat kurz nach dem Martkstart des 6s schon über solche Möglichkeiten spekuliert (siehe
). Apple allerdings hält offensichtlich nichts von dieser Idee. Eine für den App Store eingereichte Waage-App wurde mit der Begründung abgelehnt, dass ein solches Konzept nicht in Apples Verkaufsplattform gehöre.
Waage-App GravityRyan McLeod und seine Freunde entwickelten im vergangenen Monat die betroffene App. Sie lösten diverse Schwierigkeiten, adäquate Resultate aus der Entwicklerschnittstelle für 3D Touch herauszuholen, und konnten Ende September ihre App „Gravity“ fertigstellen. Um kleine Gewichte wiegen zu können, muss man sie auf einen Löffel legen, der wiederum auf dem iPhone-Display platziert wird. So stellt man sicher, dass die Gewichtskraft nur auf einen Punkt des Displays übertragen wird. Zuvor ist die App-Waage aber noch zu eichen: Dies geschieht über in den USA üblichen 25-Cent-Münzen als Kalibrierungsgewichte.
Der erste Versuch, Gravity im App Store einzureichen, wurde wegen „irreführender Beschreibung“ abgelehnt. McLeod dachte, das liege daran, dass die anderen Waage-Apps in Apples App Store Spaß-Anwendungen oder sehr ungenau seien. Seine eigene App aber könne bis zu einem Maximalgewicht von 385 Gramm adäquate Ergebnisse bei einer Fehlertoleranz von etwa einem bis drei Gramm liefern. Also unternahm er einen zweiten Versuch, diesmal mit Demo-Video.
Keine Waage-AppsDiesmal antwortete Apple deutlicher: Keine Waage-Apps. Eine Begründung für diesen Grundsatz gab es nicht. Mehrere Varianten sind denkbar: Vielleicht befürchtet Apple eine Beschädigung des Gerätes, weil man per definitionem Gegenstände auf dem Display ablegen muss. Wenn man das Maximalgewicht, das die App angibt, deutlich überschreitet, sind nicht nur die Messergebnisse nicht mehr zu gebrauchen, sondern auch Beschädigungen am Gehäuse oder der 3D-Touch-Technik möglich.
Ein anderer Grund könnte die Zweckentfremdung eines iPhone-Features sein. 3D Touch wurde nicht erfunden, um eine Briefwaage zu entwickeln, sondern um neue Gesten auf dem Multitouch-Display zu ermöglichen. Intuitive Bedienung mittels Druckstärke war das Ziel. Auf der anderen Seite gibt es diverse Anwendungen, in denen Sensoren oder Hardware-Elemente in ganz anderer als der gedachten Weise eingesetzt werden. Das prominenteste Beispiel dürften die Lautstärketasten des iPhones als Kameraauslöser sein.
Schließlich vermutet der Entwickler von Gravity, dass Apple vielleicht Angst davor hätte, man könne auf dem iPhone Drogen wiegen. Allerdings ist es nicht sehr wahrscheinlich, dass sich Verbrecher bei der Preisberechnung auf eine doch recht ungenaue Messung des iPhones statt einer richtigen Waage verlassen.
Plum-O-MeterAnfang der Woche berichteten wir von der App Plum-O-Meter, die ebenfalls als 3D-Touch-Waage konzipiert ist (
). Diese ist als Open-Source-Anwendung sowieso nicht im App Store zu finden, sondern lässt sich nur über den Umweg Xcode 7 auf das Gerät bringen. Wie das Beispiel Gravity zeigt, hätte es im Review-Prozess des App Stores aber ohnehin keine Chance gehabt.
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