Browser-Vielfalt unter iOS gefordert – #AppleBrowserBan
Wer sich im App Store nach anderen Browsern umsieht, wird durchaus fündig. Neben Safari stehen auch Chrome, Edge und weitere Angebote zur Verfügung. Was normalen Nutzern allerdings meist gar nicht bewusst sein dürfte: Dabei handelt es sich um weitaus weniger eigenständige Browser, als man eigentlich denken könnte. Apple schreibt nämlich vor, dass ausschließlich WebKit-basierte Browser erlaubt sind. Somit müssen alle Anbieter dieselbe Engine verwenden – was aus den alternativen Angeboten oft nicht mehr als ein "Safari mit anderem Skin" macht. Die noch sehr junge Gruppe namens
Open Web Advocacy (OWA) will nun genügend Stimmen sammeln, um Apple von einem Kurswechsel zu überzeugen.
Forderung: Apple muss endlich Wettbewerb zulassenDer Gründungszirkel besagter Gruppe setzt sich aus englischen Entwicklern zusammen, die für eine offenere Web-Landschaft eintreten wollen. Gerade Apples Vorgaben bezüglich der Browser-Engine stehe aber diesem Ziel vollständig entgegen. Wenn eine Plattform mit mehr als einer Milliarde aktiver Nutzer Browser-Wettbewerb verhindere, müsse es Widerstand geben. Natürlich können iOS-Browser mehr tun, als Safari-Features nur durchzureichen, funktionell unterscheiden sich die Browser durchaus. Allerdings sind den Möglichkeiten deutliche Grenzen gesetzt – Shortcuts auf dem Homescreen abzulegen ist beispielsweise unterbunden. In der Vergangenheit war es auch so, dass Drittanbieter auf eine langsamere JavsScript-Engine als Safari setzen mussten, womit sich Apple einen Plattformvorteil verschaffte.
Kritik an Apples Web-Politik wird immer lauterDie Gruppe reiht sich damit in den größer werdenden Kreis der Kritiker ein, die Safari und WebKit als den "neuen Internet Explorer" bezeichnen. Wie es von der OWA heißt, trete das Safari/WebKit-Team seit zehn Jahren auf der Stelle und trage keine Innovationen mehr bei. Aktiv habe die Gruppe dafür gesorgt, Web-Apps sowie modernere Web-Anwendungen zu behindern.
Sollen die Wettbewerbshüter eingreifenSollte Apple sich weiterhin weigern, eigenständige Browser zu erlauben, müsse man in einem nächsten Schritt die Wettbewerbsbehörden einschalten. Auch wenn die Sicherung der Safari-Marktanteile für Apple ein wichtiger Faktor sein dürfte, immerhin verdient das Unternehmen mit Google-Anfragen via Safari Milliarden, gibt es handfestere Gründe für die Verweigerung. Ein Argument ist beispielsweise, eine so sicherheitskritische Schnittstelle zur Außenwelt kontrollieren zu können. In der Ausführung von Web-Apps mit beliebigem Funktionsumfang, möglich durch eigenständige Browser, sieht das Unternehmen gleich in mehrfacher Hinsicht Probleme. Im Falle von Sicherheitslücken in WebKit verspricht sich Apple zudem, sämtliche Browser gleichzeitig patchen zu können. Allerdings ist Apple nicht gerade dafür bekannt, besonders schnell auf Sicherheitslücken zu reagieren – vor allem, weil es im Falle des Browsers sogar noch eines kompletten Systemupdates bedarf.
Wettbewerbshüter zögerlichBislang gibt es keinen ernstzunehmenden Druck von Wettbewerbshütern, Apple zu mehr Browserfreiheit zu zwingen. In den Diskussionen der letzten beiden Jahre steht der App Store im Mittelpunkt, weniger hingegen die Browserfrage. Von Wettbewerbshütern in Großbritannien war kürzlich "Sorge" bezüglich des Einflusses von Apple und Google auf die gesamte Mobilfunkwelt zu hören, wenngleich man die "Browser-Monokultur" nicht unbedingt Apple in die Schuhe schieben will. Mit Chrome, Edge und Opera setzen drei einflussreiche Anbieter auf Chromium und bringen es auf 80 Prozent Marktanteil – ob es daher für mehr Wettbewerb sorgt, wenn Chromium auch noch unter iOS zum Einsatz kommt, ist daher mehr als fraglich.