7. Der Mac - Stiefmütterlich behandelt?Beim Mac hat Apple ein ähnliches Problem wie beim iPad: Der Markt an Computer ist gesättigt und schrumpft seit vielen Jahren. Apples Strategie war noch nie, durch günstige Angebote unter Verzicht auf Marge Marktanteile zu gewinnen. Die Verkaufszahlen des Macs sind relativ stabil, obwohl Apple diverse Produktlinien schon seit langer Zeit nicht mehr gepflegt hat und fast kein Geld in Werbung investiert.
Wie auch der Rest der Industrie hat Apple beim klassischen Computer ein Problem: Für die allermeisten Kunden ist es von der Performance her egal, ob diese einen Mac aus 2013 oder 2017 einsetzen - die Computer sind für die meisten potentiellen Käufern schnell genug für alle Aufgaben, die sie erledigen müssen. Vor 15 Jahren gehörte ein 2-3 Jahre alter Computer fast zum alten Eisen - heute lässt sich ein solcher nach wie vor produktiv einsetzen. Echte Performance-Sprünge sind kaum noch zu verzeichnen - der letzte maßgebliche Performance-Sprung war der Einsatz von SSDs als Festplattenersatz
Der Mac ist für Apple aber nach wie vor ein sehr wichtiger Baustein im Ökosystem, da viele Kunden das hohe Integrationslevel zwischen Mac, iPad und iPhone schätzen. Durch den Mac ist Apple auch im Vorteil gegenüber Google mit Android, da Apple eine komplette verzahnte IT-Ausstattung bieten kann.
Viele früheren Apple-Fans sind allerdings von der Marke enttäuscht, da Apple seit vielen Jahren einige der Mac-Produktlinien stiefmütterlich behandelt. Im professionellen Bereich steigerte sich der Ärger im weiter, bis Apple Anfang letzten Jahres gegensteuerte und zur Überraschung vieler neue professionell ausgerichtete Geräte (iMac Pro, neuen Mac Pro, neues Apple-Display) ankündigte und zumindest den iMac Pro Ende 2017 auf den Markt brachte.
Für Apple ist es sehr wichtig, Fans der frühen Tage nicht zu verlieren, die über den Mac zu Apple gekommen sind. Apple muss das Image des technologischen Vorreiters über alle Produktlinien aufrechterhalten - dies könnte schwer werden, wenn Apple weiterhin den Mac so stiefmütterlich behandelt wie in den letzten Jahren.
8. Apple und die StoresSteve Jobs wollte keinen App Store auf dem iPhone - alles wichtige sollte das Betriebssystem mitbringen und weitere Einsatzgebiete durch Web-Anwendungen abgedeckt werden. Schon kurz nach der Vorstellung des iPhones wurde gefordert, dass Apple das iPhone für Dritthersteller öffnen solle. Web-Apps waren auf dem iPhone nie erfolgreich - und Apple änderte seine Einstellung gegenüber Dritthersteller-Apps und eröffnete im Sommer 2008 den App Store. Diese Entscheidung war in der Retroperspektive eine der wichtigsten Entscheidungen, die Apple je getroffen hat: Durch den App Store und die vielen Anwendungen machte es Apple Konkurrenten schwer, andere Smartphone-Plattformen zu etablieren.
Apple versuchte, den Erfolg des iPhone-App-Stores auf dem Mac, auf der Apple Watch und dem Apple TV zu wiederholen - mit mäßigem Erfolg. Den Mac App Store behandelt Apple seit Erscheinen Anfang 2011 stiefmütterlich, es gab nur ein kleineres Re-Design, als OS X 10.10 Yosemite erschien. Das App-Angebot auf der Apple Watch und dem Apple TV ist im Vergleich zum iPhone sehr beschränkt. Auch der iBook Store, erschienen im Sommer 2010, führt eher ein Schattendasein.
Mit iOS 11 überarbeitete Apple zumindest den iOS App Store und trennte Spiele und Apps, um mehr Übersichtlichkeit zu erreichen. Außerdem verschärfte man die Qualitätskriterien, um der mangelhaften Qualität von vielen Apps Herr zu werden.
Apple muss sich in den kommenden Jahren der Herausforderung stellen, das Konzept des App Stores weiterzuentwickeln und auf allen Plattformen ein ähnliches Einkaufserlebnis bieten. Erste Anfänge dessen sind mit dem neuen App Store aus iOS 11 zu sehen, in welche Richtung sich der App Store entwickeln könnte.
9. Sicherheit und Software-QualitätIn den letzten Monaten lief es mit der Software-Qualität und der Sicherheit bei Apple nicht rund. Größere Lücken sind beispielsweise in macOS High Sierra aufgeflogen, die viel in der Presse diskutiert wurden - und somit das Image von Apple ankratzten.
Seit einigen Jahren ist Apple dazu übergegangen, jedes Jahr neue iOS-, macOS, tvOS- und watchOS-Aktualisierungen anzubieten. Entwickler setzt dies unter großen Druck, da es beim Programmieren von Software vormals schwer abschätzbar ist, ob eine neue Funktion oder eine Verbesserung tatsächlich bis zum Abgabetermin fertig wird - es passiert häufig, dass unabsehbare Probleme auftreten, zu denen erst langwierig die passende Lösung gefunden werden muss.
Von vielen wird dieser knappe Zyklus dafür verantwortlich gemacht, dass die allgemeine Qualität und die Sicherheit bei Apple leidet. Zwar hat Apple, schon lange bevor diese rapiden Zyklen eingeführt wurden, diverse "Böcke" geschossen - heute steht aber Apple unter extrem starker Beobachtung durch Medien, in denen jeder Fehler oder Sicherheitsmangel breitgetreten wird.
Apple ist hier in der Zwickmühle: Einerseits wird erwartet, dass Apple innovativ ist und durch neue Features, auch bei Software, glänzt. Auf der anderen Seite sind Kunden gerade wegen der Stabilität auf eine Apple-Plattform gewechselt - und wurden zuteilen enttäuscht. In Zukunft muss Apple wieder die Balance zwischen Innovationen, Pflege und Qualität finden, um hier den guten Namen nicht zu riskieren. Erste Anzeichen gibt es bereits, da sich
Gerüchten zufolge iOS 12 und macOS 10.14 hauptsächlich um die letzten beiden Punkte drehen wird.
FazitApple ist schnell gewachsen und hat sich in den letzten 15 Jahren sehr breit aufgestellt - früher gab es nur den Mac als Hauptproduktlinie, nun bietet der Hersteller ein komplettes IT-Sortiment für Arbeitsplatz und Heim an. Ob Apple in Zukunft bestehen kann, hängt maßgeblich von zwei Fragen ab: Schafft es der Konzern, all die bestehenden Produktlinien sinnvoll zu pflegen und weiterzuentwickeln und kann Apple nochmals eine ganz neue Produktkategorie erfinden, die sich als zweites großes Standbein entpuppt.