Apples A12 Bionic fast so schnell wie Desktop-Prozessoren
Eine beachtliche Leistungssteigerung haben Experten beim Prozessor A12 Bionic festgestellt und sehen ihn performance-technisch in der Nähe von Desktop-Prozessoren. Ihr ausführlicher
Bericht auf Anandtech beleuchtet jeden Bereich auf der Chip-Matrize und präsentiert eine hohe Anzahl von Vergleichstests. Darin sehen die Vorgängerchips und alle Android-Konkurrenten nur die Rücklichter der Xs-Boliden.
Mehr auf kleinerem RaumDurch den 7-nm-Prozess, in dem die neuen Prozessoren gefertigt werden, schrumpfen nicht nur die Bauteile, sondern es passen auch mehr Transistoren auf die Matrizen. Daneben hat Apple einiges an der Architektur geändert. Die Autoren meinen zum Beispiel, dass der System-Cache des A12 die größte Veränderung seit Einführung des A7 erlebt hat. Auch die Neural Engine habe eine starke Überarbeitung erfahren. Laut Apple soll die Anzahl seiner Kerne vervierfacht worden sein. Insgesamt weise das 8-Core-Design des A12 auf eine vierfache Leistungssteigerung hin, in Wirklichkeit liege sie aber fast achtmal so hoch: Von 600 GigaOPs im A11 auf 5 TeraOPs im A12.
Erfolgreiches Cache-TuningApple hat sich anscheinend in mehrerlei Hinsicht den Zwischenspeichern auf den Prozessoren (Cache) gewidmet. So habe Apple den Level-1-Cache der Vortex-CPU auf 64 KB auf 128 KB verdoppelt. Dasselbe gelte für die SRAM-Blöcke. Zudem vermuten die Fachleute anhand der Chiparchitektur, dass der Hersteller dem System-Cache neben doppelt so vielen Schichten auch eine doppelt so hohe Kapazität spendiert hat. Sie soll jetzt bei 8 MB liegen. Die großen CPU-Kerne dürfen damit auf 16 MB Cache in der gesamten Hierachie zugreifen. Das sei eine riesige Menge, die alle anderen Systeme in den Schatten stelle.
Höhere Leistung als im ProspektDer Text geht darauf ein, dass die Systemarchitektur des Monsoon (A11) und Vortex (A12) sehr "breit" gefasst sei. Mit geschätzten 13 Ausführungsports ständen beide sehr viel breiter da als etwa der kommende ARM Cortex A76 oder Samsungs M3. Das sehe man auch in den SPEC-Tests. Es zeigt sich, dass die Apple-Prozessoren nicht nur – zum Teil deutlich – leistungsstärker als ihre Konkurrenten sind, sondern auch energieeffizienter. Der A12 schlägt seinen Vorgänger dort mit im Durchschnitt 24 Prozent Steigerung. In Tests, die das Speicher-Subsystem stärker belasten, betragen die Steigerungsraten allerdings bis zu 42 Prozent. Insgesamt messen die Chipexperten in fast allen Bereichen eine höhere Performance als es in Apples Marketingmaterial stand. Der Exynos 9810 aus Samsungs Flaggschiff S9 braucht dort etwa doppelt so viel Energie wie der A11 von 2017 und erreicht nur 55 Prozent dessen Leistung.
Anandtech versucht im ersten Schritt, Lage und Größe der Komponenten zu ergründen. Quelle: Anandtech.com Speedometer 2: Android abgehängtNachdem synthetische Tests die technische Überlegenheit der A-Reihe gezeigt haben, gingen die Autoren dazu über, die System-Performance zu messen. Schließlich könne hier die Software und ihre Zusammenarbeit mit der Hardware einen wichtigen Ausschlag geben. Die Vergleichbarkeit sei auch hier ein schwieriges Unterfangen. Auch wegen der Plattform-Unabhängigkeit haben die Macher auf den Javascript-Benchmark "Speedometer 2" zurückgegriffen. Das iPhone Xs erreicht dort 123 Punkte, gefolgt vom Vorgänger und weiteren iPhones. Das erste Nicht-Apple-Gerät ist das Xiaomi Mi MIX 2S mit 50,42 Punkten auf Platz 7. Das Galaxy 9+ erreichte 47,60 Punkte (Platz 11), das Huawei P20 Pro 35,60 (Platz 13).
Im Speedometer führen die Apple Smartphones vor den Wettbewerbern. 3D: Mit Metal unangefochtenIm 3DMark-Benchmark sieht die Lage anders aus: Hier führen weiter die Smartphones der Wettbewerber, doch Apple holt auf. One Plus, Galaxy S9+ und LG G7 stehen mit Topwerten um die 3,6 Punkten an der Spitze. Das Xs Max erreicht den vierten Platz mit 3,1 Zählern, den fünften teilt sich das Galaxy S8 mit dem iPhone Xs (beide 3,087). Das iPhone X steht abgeschlagen mit rund 2,5 Punkten im Mittelfeld. Einen Vulcan/Metal-kompatiblen Grafik-Benchmark stellt GFXBench dar. Dort setzen sich die Xs-Modelle mit Werten nah an 78 Punkten weit von der Konkurrenz ab. Die besten Android-Vertreter erreichen 35,x Punkte. In einer GFX-Variante, die nur die GPU herausfordern soll, liegen Apples Top-iPhones mit 103, respektive 104 Punkten vorne, während die besten Wettbewerber bei rund 60 Punkten landen. Die Xs-Geräte seien damit mit Abstand die beste mobile Plattform für Games, lautet das Fazit der Tester.
Die neue GPU zeigt der Konkurrenz die Rücklichter – auch dank Metal. Performance auf Desktop-NiveauImmer wieder scheint aus dem Bericht zwischen den vielen technischen Details durch, wie außergewöhnlich die Autoren die Performance der neuen Reihe finden. An einer Stelle schreiben sie: "Was ziemlich erstaunlich ist, ist, wie nahe Apples A11 und A12 an den aktuellen Desktop-CPUs liegen". Man habe zwar selber noch keine detaillierten Testreihen laufen lassen, aber die Zahlen von Johan de Gelas etwa zeigten, dass der A12 eine mittelmäßig getaktete Skylake-CPU in der Single-Thread-Performance schlage. Damit sei es nur noch eine Frage der Zeit, wann Apples SoC-Chips auch schnelle Desktop-Prozessoren auf die hinteren Plätze verweisen. Damit liefern die Autoren Wasser auf die Mühlen derjenigen, die zukünftig einen Apple-Prozessor in den Macintosh-Computern sehen.