Apples "Beipackzettel" zum Datenschutz: Informationshunger von Messenger-Apps im Vergleich
Wer wissen wollte, welche Informationen eine iPhone- oder iPad-App über den Nutzer und sein Gerät sammelt, musste bisher die häufig umfangreichen und verklausulierten Datenschutzhinweise des Entwicklers konsultieren. Seit einigen Wochen stellt Apple diese Informationen im iOS App Store in Form eines "Beipackzettels" bereit. Jetzt zeigt sich: Manche Messenger-Apps sind beim Datenhunger schier unersättlich.
"Nährwert-Angaben" zum App-DatenschutzPräsentiert werden die scherzhaft gern als "Nährwert-Angaben" bezeichneten Informationen auf den Detailseiten einer App unter der Überschrift "App-Datenschutz". Dort erscheinen zunächst allerdings lediglich die wichtigsten Kategorien, aus denen Daten mit dem iPhone- oder iPad-Besitzer verknüpft werden. Ein Fingertipp auf diese Liste oder die Option "Details ansehen" öffnet dann die vollständige Übersicht. Das Magazin
Forbes hat jetzt vier Messenger-Apps unter die Lupe genommen und das Ausmaß der Informationssammelei verglichen.
Datenschutz-Infos bei (von links) Signal, iMessage, WhatsApp und Facebook Messenger
Signal ist sparsamer als Apples iMessageBei der Gegenüberstellung kam heraus, dass Apples hauseigene App "Nachrichten" (
iMessage) zwar nur in geringem Umfang Informationen erhebt und mit dem Benutzer verknüpft, sich hinsichtlich der Datensparsamkeit allerdings
Signal geschlagen geben muss. Dieser Messenger erfasst den Einträgen unter "App-Datenschutz" zufolge lediglich die Telefonnummer, stellt diese jedoch nicht in Beziehung zur Identität des Gerätebesitzers. Apple hingegen verknüpft E-Mail-Adresse, Rufnummer, Suchverlauf und die Geräte-ID mit dem Nutzer. Zusätzlich ermittelt iMessage den ungefähren Standort sowie Leistungs- und Diagnosedaten, allerdings anonymisiert.
WhatsApp und Facebook mit großem DatenhungerUm ein Vielfaches datenhungriger als Signal und iMessage sind
WhatsApp und der
Facebook Messenger. Letzterer genehmigt sich den Zugriff auf Informationen aus insgesamt 14 Kategorien, bei dem von den Entwicklern als "Einfach. Verlässlich. Sicher" beworbenen WhatsApp sind es immerhin neun. Beide Apps offenbaren nach dem Öffnen der Details lange Listen der mit dem Nutzer verknüpften Daten. Beim Facebook Messenger umfasst diese auf einem iPad Pro ganze sieben Bildschirmseiten, die gesammelten Informationen reichen vom Einkaufsverlauf über Finanzinformationen und sämtliche Kontaktdaten bis zu Browserverlauf, Fotos und Videos sowie Gesundheits- und Fitnessdaten. All diese Informationen wertet Facebook aus, unter anderem für Drittanbieter-Werbung, eigene Marketingzwecke, Analysen und Produktpersonalisierung sowie "Sonstige Zwecke", welche nicht näher spezifiziert werden.
WhatsApp immerhin ohne Drittanbieter-WerbungNicht ganz so lang ist die Liste beim WhatsApp Messenger, verzichtet wird hier unter anderem auf das Auslesen von Daten für Drittanbieter-Werbung. Allerdings nutzt das zum Facebook-Konzern gehörende Unternehmen zahlreiche Informationen wie etwa den Einkaufsverlauf, Zahlungsdaten oder den ungefähren Standort, um die App-Funktionalität sicherzustellen. Auch die von WhatsApp erhobenen Daten werden samt und sonders mit dem Besitzer des iPhones verknüpft, können also ebenso wie beim Facebook Messenger zur Erstellung aussagekräftiger Benutzerprofile dienen.