Es ist schon wieder passiert! Nach der Vorstellung der Mac- und iPad-Neuheiten am vergangenen Dienstag reiben sich die Anwender einmal mehr die Augen über Apples Preisgestaltung. Vor allem ein Faktor hat in jüngster Vergangenheit zu einem massiven Preisanstieg geführt: interner Massenspeicher.
Noch vor wenigen Jahren waren Festplatten (HDD) mit rotierenden Magnetscheiben und zappelnden Schreib/Leseköpfen die dominierende Art zur Datenspeicherung. Die Kapazitäten der Festplatten stiegen permanent und fast exponentiell. Waren es in den frühen Achtzigern noch 10 oder 20 Megabyte, die auf riesigen, lauten Festplatten zu Preisen von etwa 2.000 - 3.000 DM gespeichert werden konnten (beispielsweise die Modelle für Atari und Amiga), stieg die Speicherdichte schnell. Etwa Mitte der Neunziger kam mit der überdimensionalen Quantum "Big Foot" die erste Verbraucher-Festplatte mit 4 GB auf den Markt. Heute erreichen Konsumer-HDDs Kapazitäten bis 10 Terabyte und mehr. Das heißt, auf einer modernen 10-TB-Festplatte können Millionen mal mehr Daten als auf den ersten Desktopfestplatten gespeichert werden. Und selbst kleine 2,5" Mobilfestplatten bieten heute Platz für 4 TB und mehr.
Und das für einen niedrigen dreistelligen Eurobetrag!Einige 4-TB-Mobilfestplatten
unterschreiten sogar schon die 100-Euro-Marke. Und 10 TB Desktop-Festplatten bekommt man bereits
ab ca. 300 Euro.
Mit der Entwicklung der sogenannten SSD (Solid State Disk) ist der Festplatte aber in den letzten ca. 10 Jahren ein Konkurrent erwachsen, welcher der HDD in fast jeder Hinsicht überlegen ist. SSDs sind viel schneller (insbesondere die aktuellsten Generationen), kleiner, leichter, energieeffizienter und haben keine beweglichen Teile, womit sie im Betrieb auch deutlich robuster sind. Ihr größter Nachteil: SSDs sind im Verhältnis zum gebotenen Speicherplatz erheblich teurer. Und genau das scheint die Industrie – insbesondere Apple – weidlich auszunutzen.
Die jüngsten Apple-Neuvorstellungen zeigen krasse Auswüchse dieses Trends. Beispiel:
Das neue MacBook Air kommt in der Grundausstattung mit (für heutige Computer-Verhältnisse) jämmerlichen 128 GB SSD-Speicher. Optional bietet Apple – bezogen auf die Basisversion des Air für 1.349 Euro – 256 GB, 512 GB oder 1,5 TB. Einen sinnvollen Zwischenschritt von 1 TB hat Apple sich vermutlich ganz bewusst gespart, um die Kunden gleich zur Maximalausstattung zu drängen. Der Aufpreis auf 1,5 TB kostet satte 1.500 Euro, also mehr als das ganze Notebook mit CPU, GPU, RAM, Schnittstellen, Display, Gehäuse, Tastatur u.s.w. Wobei von den 1,5 TB genau genommen noch die 128 GB der Basisversion abgezogen werden müssen, die man ja auch bezahlt hat.
Beim neuen
iPad Pro 12,9" treiben die optionalen SSD Speicheraufrüstungen den Preis ebenfalls in schwindelerregende Höhen für Tablets. Für 1 TB statt 64 GB in der Grundausstattung verdoppelt sich der Kaufpreis auf annähernd 2.000 Euro (oder sogar mehr als 2.000 € für die Cellular-Version).
Ein Mac mini lässt sich mittels Optionen – hauptsächlich für RAM und SSD – von 899 Euro Grundpreis auf beinahe 5.000 Euro hoch treiben. – Aber Cook hatte bei der Vorstellung des neuen mini ja schon betont, dass es sich um ein Produkt für professionellen Bedarf oder Prosumer handelt.
Exemplarisch für den Aufpreis-Wahnsinn sind auch die Zusatzkosten für 4 TB im aktuellen MacBook Pro 15“ Topmodell (Grundpreis 3.299 Euro): [bedeutungsschwere Pause…] 3.840 Euro Aufpreis – Boom! Wobei dies rechnerisch sogar nur der Preis für 3,5 TB ist, weil im Grundpreis 512 GB SSD-Speicher enthalten sind.
Dabei muss man zwar berücksichtigen, dass Apple stets die schnellsten verfügbaren SSD-Bausteine für die jeweilige Geräteart verbaut, und die kosten tatsächlich eine Menge Geld. Doch beim Vergleich mit Marktpreisen für Handelsübliche PCIe SSDs vergleichbarer Leistung wird schnell deutlich, dass Apple seine Aufpreispolitik hier bis zur Schmerzgrenze ausreizt.
Und schmerzhaft wird es insbesondere beim Beispiel des MacBook Air. Viele Nutzer möchten gerade im Mobilbetrieb gerne "alle" ihre Daten dabei haben. Also beispielsweise größere Foto- und Musiksammlungen, oder sie benötigen viel Platz für Videobearbeitung. Natürlich kann man am MacBook Air dank Thunderbolt 3 extern schnelle SSDs wie die Samsung X5 (
Testbericht) oder Sonnet Fusion (
Testbericht) anschließen, was aber den Transport- und Verkabelungsaufwand erhöht und damit die Vorteile der kompakten Ausmaße eines MacBook Air konterkariert. Im Falle von stationären Macs kann man extern angeschlossene Komponenten eher verschmerzen, weil man sie nicht mitschleppen und ständig an- und abstöpseln muss.
So muss man sich entscheiden: Entweder 1.500 Euro zusätzlich zum Basispreis des MacBook Air für 1,5 TB internen SSD-Speicher investieren, oder etwa 640 Euro für beispielsweise eine Samsung X5 mit 1 TB (oder 1.275€ für 2 TB;
Amazon), die man aber extern betreiben muss. – Falls man keine so schnellen Massenspeicher benötigt, kann man mit der Anschaffung günstigerer externer SATA-SSD oder einer HDD entsprechend noch mehr Geld sparen.