Apples Cash Cow: Der Speicherpreis-Wahnsinn geht in eine neue Runde – Kommentar
Hohe Preise durch künstliche Verknappung?Ich bin kein Verschwörungstheoretiker, halte es im Falle von SSD-Chips aber für durchaus wahrscheinlich, dass die Industrie hier eine Strategie der künstlichen Verknappung betreibt. Jedes Jahr werden neue Prozessoren mit noch mehr Transistoren bei noch kleineren Strukturbreiten und mit noch mehr Leistung vorgestellt. Doch die Weiterentwicklung und vor allem die Massenproduktion schneller SSD-Bausteine zu günstigeren Preisen scheint seit längerem zu stagnieren.
Dass die Speicherdichte nicht so schnell steigt, wie einst bei der Festplatte, ist ja noch irgendwie nachvollziehbar. Weniger jedoch, warum für so essentielle Bausteine wie SSD-Speicher keine höheren Produktionsmengen mit geringeren Ausschussraten angestrebt werden. Beispiel Bildschirmpanele für TV-Geräte: Im Abstand weniger Jahre haben die großen Panel-Produzenten eine riesige Fabrik nach der Anderen aus dem Boden gestampft, die immer größere Bildschirmdiagonalen bei zunehmenden Stückzahlen und stetig sinkenden Preisen ermöglichten. SSDs jedoch kosten seit Jahren im Vergleich zu HDDs nahezu gleichbleibend exorbitant mehr.
Bedenkt man, dass Apple die entsprechenden Speicherchips sicher nicht für 1.000 Dollar pro TB einkauft, sondern
erheblich günstiger, würde es mich nicht wundern, wenn Apple an den Speicheroptionen 80\% oder mehr Gewinnspanne hat. Wie bei den langen Aufpreislisten der Autohersteller stellen solche optionalen Ausstattungen auch für Apple eine komfortable Steuerungsmöglichkeit dar, um die Kunden zu höheren Ausgaben als gewollt zu drängen und den Gewinn zu maximieren. Oder, falls die Kunden sich nicht darauf einlassen, ihnen als zweite Chance einen monatlichen Betrag für iCloud-Speicherplatz abzuknöpfen.
FazitLeider sehe ich momentan keine effiziente Möglichkeit, wie wir Verbraucher uns aus diesem Würgegriff befreien können. Denn hohe Aufpreise hin oder her: die Geräte werden (noch) gekauft wie warme Semmeln. Und das kommt nicht von ungefähr, denn auch die neuesten Apple-Vorstellungen sind technisch und funktional wieder durchweg gelungene Geräte. Wer es braucht und es sich leisten kann, sollte bei einem MacBook Air mit 1,5 TB oder einem top ausgestatteten Mac mini nicht zögern. Es sind gute Investitionen für einen längeren Zeitraum, als praktisch alle anderen Computer. Und – vor allem bei guter Ausstattung – mit gutem Wiederverkaufswert.
Doch wenn Apple seine hohen persönlichen Ansprüche ernst nimmt und die Menschheit voran bringen will (Tim Cook hat einen dahingehenden Euphemismus während des Oktober-Events geäußert), sollten sie weniger kaufkräftige Kunden nicht durch ihre Aufpreispolitik ausgrenzen und mit unnötig beschnittenen Alibi-Einsteigerangeboten, oder älteren Geräte-Generationen zum unveränderten Preis abspeisen. Im Idealfall würde Apple seine enormen Ressourcen dazu nutzen, die SSD-Entwicklung voran zu bringen und die Speicherpreise auf ein vernünftiges Maß zu drücken. Aber das bleibt wohl Wunschdenken, solange der Dollar rollt wie bisher.