Apples Designchef Jony Ive: Geheimhaltung ist Teil des Kreativprozesses
Apples Chief Design Officer Jony Ive gilt als einer der prägendsten Industriedesigner seiner Branche. Im Interview mit der britischen Ausgabe der Modezeitschrift Vogue spricht er über seinen Werdegang und sein Verhältnis zum früheren Apple-Chef Steve Jobs. Zudem
erklärt Ive, warum die Geheimhaltung bei Apple nicht nur Teil der Firmenpolitik ist, sondern darüber hinaus für ihn persönlich eine wichtige Rolle in der Produktentwicklung spielt.
Vom menschenscheuen Kind zu Steve Jobs’ wichtigstem VertrautenIves Talent deutete sich schon früh an. Seine Freizeit verbrachte des menschenscheue Kind größtenteils mit Malen und dem Gestalten von Objekten. Da er laut eigener Aussage nur in künstlerisch-gestaltenden Schulfächern gut war, fiel es Ive leicht, seine volle Konzentration auf seine Leidenschaft zu richten.
Der 1992 zu Apple gewechselte Ive kam 1997 erstmals mit dem damals zum Unternehmen zurückgekehrten Steve Jobs in Kontakt. Da der Apple-Mitbegründer eine ähnlich große Begeisterung für Produktdesign wie Ive zeigte, wurde Ives Rolle in der Firma mit den Jahren immer bedeutender.
„Wir betrachteten die Welt auf die gleiche Weise“, so Ive über das besondere Verhältnis zwischen ihm und Jobs. Der 2011 verstorbene Jobs habe die Bedeutung kreativer Prozesse auf eine Art verstanden, die nur sehr selten vorkomme. Die Kombination aus kreativer Denke und Geschäftssinn sei einer der größten Stärken des früheren Apple-CEO gewesen, der Ive und dessen Ideen stets unterstützt und gefördert habe.
Der Geist des Mitbegründers und dessen Prinzipien leben Ive zufolge auch heute noch im Unternehmen weiter – etwa wenn es darum geht, neue Leute einzustellen: „Die Hauptsache ist, wie sie die Welt sehen. Steve Jobs lebte Werte wie Optimismus und Enthusiasmus vor und suchte immer nach neuen Wegen, um Probleme zu lösen. Diese Mentalität suchen wir.“ Zudem sei Jobs ebenso gut im Zuhören wie im Sprechen gewesen, wodurch er viele Ideen wahrnahm, die anderen Menschen vielleicht entgangen wären.
Geheimhaltung als wichtiger Teil des kreativen ArbeitensAuf Apples Geheimhaltungspolitik hinsichtlich noch nicht veröffentlichter Produkte angesprochen, entgegnet Ive: „Ich sehe es gar nicht so sehr als ‚verheimlichen‘. Wenn ich an irgendetwas arbeite und es ist noch nicht fertig, möchte ich es niemandem zeigen!“ Eine der wichtigsten Eigenschaften von Ideen sei deren Fragilität und die sich daraus ergebende Schutzbedürftigkeit.
Es gelte, genau darauf zu achten, mit wem über die noch im Entwicklungsstadium befindliche Idee gesprochen wird: „Voreilige Kritik kann etwas im Keim ersticken, das vielleicht eine größere Chance verdient hätte.“