Apples FaceTime-Bug wird zum umfassenden Desaster: Staatsanwaltschaft, Presse-Echo, Nutzer-Verunsicherung
Sicherheitslücken, mal schwerer, mal unbedeutender, sind in der IT-Welt an der Tagesordnung. Während die Vielzahl an kleineren Fehlern oft nur unter Laborbedingungen auszunutzen sind, gibt es regelmäßig auch große Pannen – beispielsweise wenn Angreifer die Accountdaten aller Nutzer großer Plattformen erbeuten. Besonders negativ fällt das Echo allerdings aus, wenn ein Anbieter genau auf jenem Feld patzt, das sonst als Aushängeschild vor sich hergetragen wird. Genau das widerfährt Apple in diesen Tagen. Die Möglichkeit, via FaceTime-Gruppenchat Gespräche zu belauschen, ohne selbst Teilnehmer der Konferenz zu sein, sorgt für viel Häme, Ärger – und rechtlichen Problemen.
In der Presse: Spot, Häme, KritikDass es in Foren viel Häme gibt, liegt auf der Hand. Allerdings titeln auch reichweitenstarke Publikationen, Apple habe auf dem ureigensten Feld einen schweren Rückschlag hinnehmen müssen. Auch wenn es natürlich nicht möglich war, beliebig via FaceTime auf Spionagetour zu gehen (die erforderlichen Schritte diskutiert dieser Artikel:
), so reicht bei Sicherheitspannen schon die theoretische Möglichkeit. Apple kostet die Angelegenheit zweifelsohne gerade einiges vom exzellenten Ruf als Datenschützer, den man sich über Jahre hinweg aufgebaut hatte.
Rechtlicher Ärger: StaatsanwaltschaftNeben dem negativen Medienecho, das wohl auch technisch weniger interessierte Nutzer erreicht, blüht Apple zudem mannigfaltiger rechtlicher Ärger. Dass ein Anwalt gegen Apple klagt, via FaceTime sei ein vertrauliches Gespräch ausspioniert worden (siehe
), ist dabei noch eine Randgeschichte. Wenn aber die Staatsanwaltschaft in New York Untersuchungen aufnimmt, ob Apple nicht viel zu langsam reagiert habe, dann kann es durchaus brenzlig werden. Von der New York Attorney General Letitia James ist zu hören, man werde eine vollständige Untersuchung ins Leben rufen und genau unter die Lupe nehmen, was die Implikationen der Sicherheitspanne sind – und ob Apple viel zu spät Benutzer warnte. Apple habe schon mehr als eine Woche vor Bekanntwerden der Berichte Kenntnis gehabt, reagierte aber erst, nachdem die Geschichte durch die Medien ging.
Apples Kommunikationspolitik – mal wiederEs hat leider sehr unrühmliche Tradition, dass Apple oft erst dann schnell reagiert, wenn der öffentliche Druck zu groß wird – oder gerichtliche Auseinandersetzungen blühen. Zwar deaktivierte Apple Anfang der Woche die Gruppenfunktionalität in FaceTime, wenn die Angaben der New Yorker Staatsanwältin aber zutreffen, mit erheblichem Verzug. Wäre Apple offensiv mit der Angelegenheit umgegangen, so hätte es ebenfalls viel Kritik gegeben – Ermittlungen jener Art kann Apple als selbsternannter Datenschutz-Anwalt überhaupt nicht brauchen und hätte diese auch verhindern können. Sollten die Vorwürfe stimmen und Apple tatsächlich viel zu spät reagiert haben, wäre dies ein massiver, möglicherweise permanenter Rufschaden.