Apples Foto-Analyse: Scharfe Kritik von Edward Snowden und der Electronic Frontier Foundation
Mit dem gestern vorgestellten Maßnahmenpaket, das zur Bekämpfung des sexuellen Missbrauchs von Kindern beitragen soll, hat Apple eine kontroverse Diskussion ausgelöst, welche vermutlich länger andauern wird. Der iPhone-Konzern plant bekanntlich unter anderem, von Nutzern angefertigte Fotos vor dem Hochladen in die hauseigene Cloud mit den Hashes bekannter illegaler Bilder abzugleichen (siehe
). Entsprechende Funde will Apple dann einer Kinderschutzorganisation melden.
Apples Vorhaben ruft Snowden und die EFF auf den PlanApple hat die Maßnahmen auf einer eigens eingerichteten Webseite mit dem Titel
Expanded Protections for Children zusammengefasst und zudem weitere Dokumente veröffentlicht, etwa zur technischen Umsetzung (
PDF-Datei). Daraus geht hervor, dass die angekündigte Foto-Analyse lokal auf iPhones und iPads erfolgen soll, dabei wird eine künftig auf den Geräten vorhandene Datenbank mit Hashes genutzt. Die beabsichtigte Einführung dieses von Apple als "CSAM Detection" (
PDF-Datei) bezeichneten Verfahrens, welche allerdings zunächst lediglich in den Vereinigten Staaten erfolgen wird, hat jetzt Edward Snowden und die Electronic Frontier Foundation (EFF) auf den Plan gerufen.
"Apple macht Geräte zu Fahndungsinstrumenten"Der für seine Enthüllungen von US-Schnüffelpraktiken bekannte Whistleblower kritisierte Apple bereits kurz nach der Ankündigung der Maßnahmen scharf. In einem
Tweet warf er dem iPhone-Konzern vor, trotz bester Absichten eine weltweite Massenüberwachung zu etablieren. "Gebt euch keiner Täuschung hin", so Snowden, "wenn sie heute nach Kinderpornografie scannen können, sind sie morgen in der Lage, nach allem anderen zu suchen." Apple mache Geräte im Wert von Billionen von US-Dollar zu Fahndungsinstrumenten ("iNarcs") – und zwar ohne vorher zu fragen.
"Apples Vorhaben stellt eine Hintertür dar"Erheblich ausführlicher als Edward Snowden befasst sich die EFF mit Apples angekündigten Maßnahmen. Die Pläne des kalifornischen Unternehmens öffneten eine Hintertür ins Privatleben der Nutzer, schreiben Indie McKinney und Erica Portnoy in einem
Beitrag auf den Webseiten der Organisation. Kindesmissbrauch sei ein ernstes Problem und Apple nicht das erste Tech-Unternehmen, das in diesem Zusammenhang seine Haltung zur Privatsphäre ändere. Für eine solche Entscheidung sei jedoch ein hoher Preis bei den Persönlichkeitsrechten zu zahlen. Der iPhone-Konzern erkläre zwar lang und breit, dass seine technische Umsetzung sowohl Sicherheit als auch Datenschutz gewährleiste. "Am Ende des Tages stellen die Maßnahmen dennoch eine Backdoor dar", so die EFF.
"Breitem Missbrauch werden Tür und Tor geöffnet"Ebenso wie Edward Snowden ist die Electronic Frontier Foundation der Auffassung, dass Apple mit den Maßnahmen zum Kinderschutz einem breiten Missbrauch Tür und Tor öffnet. Clientseitige Scans, vor allem in Chat-Apps wie iMessage, hebelten unweigerlich trotz aller guten Absichten die Verschlüsselung aus. Apple könne die zunächst ausschließlich gegen Kindesmissbrauch eingesetzten Parameter des Maschinellen Lernens jederzeit problemlos auf andere Bereiche erweitern. Staaten seien zudem in der Lage, erheblichen Druck auf den iPhone-Konzern auszuüben, um Scans nach beliebigen Inhalten zu erzwingen. Etliche zumeist autoritäre Regime verfügten bereits über entsprechende Gesetze, mit denen etwa die LGBTQ-Community oder Oppositionelle ins Visier genommen würden. Apple sollte daher die einzig richtige Entscheidung treffen und derartige Hintertüren von den hauseigenen Geräten fernhalten, so die EFF.