Apples Kurswechsel bei RCS in Nachrichten-App: Von China erzwungen?
Als Apple Ende des vergangenen Jahres ankündigte, den Kommunikationsstandard RCS („Rich Communication Services“) in die Nachrichten-App implementieren zu wollen, sorgte das in der Branche für eine Überraschung: Bislang sträubte sich das Unternehmen recht hartnäckig gegen RCS und ignorierte Anspielungen von Google, welche Apples Abwehrhaltung geißelten. Wann der Startschuss für die Technologie unter iOS fällt, ist noch unklar; Cupertino begnügte sich mit der vagen Angabe, dass 2024 damit zu rechnen sei. Bislang hegten viele den Verdacht, dass diese Entwicklung auf die Vorgaben des Digital Markets Acts zurückzuführen sei. John Gruber von
Daring Fireball gelangt hingegen zu einer ganz anderen Einschätzung.
Ohne RCS keine Marktzulassung für Smartphones in China?Woher rührt Apples Schwenk, RCS bald doch anzubieten? Gruber verweist auf China: Zwar könne er es nicht mit Sicherheit sagen, aber seine Kontakte würden den Schluss nahelegen, dass die Volksrepublik hinter dieser Entscheidung stehe. Im Reich der Mitte gebe es ein neues Gesetz, das RCS für Geräte, welche 5G unterstützen, verpflichtend vorschreibt. Chinesische Netzbetreiber seien seit Jahren Befürworter der Technologie. Mit 5G kompatible Smartphones würden keine Zertifizierung mehr erhalten, wenn diese auf RCS verzichten. Apple habe zwar weiterhin kein Interesse an einer Öffnung für RCS, beuge sich aber den Vorgaben – und bietet den Service somit noch in diesem Jahr für alle iPhone-Nutzer weltweit an.
Gruber: EU steckt nicht hinter Apples angekündigter RCS-ImplementierungDie bisher von vielen geäußerte Annahme, die EU stecke hinter Apples Kehrtwende, ergebe Gruber zufolge überhaupt keinen Sinn: Der DMA enthalte zwar Bestimmungen zur Interoperabilität von Messengern, mit RCS habe dies indes nichts zu tun. Tatsächlich muss sich Cupertino auch keine Sorgen um iMessage machen: Die EU kommt zu dem Schluss, dass der Dienst keine bedeutende Rolle in den Mitgliedsstaaten spielt. Eine Öffnung für andere Anbieter ist daher nicht erforderlich (siehe
hier).