Apples Speicherung auf lokalen Servern könnte zu Überwachung durch russische Behörden führen
Apple lagert die Daten russischer Kunden auf lokale Server aus. Das
bestätigte die Regulierungsbehörde Roskomnazdor dem Politikmagazin FP. Nun befürchten Beobachter, der iPhone-Konzern könnte sich auch in anderen Bereichen beugen, etwa dem umstrittenen Anti-Terrorgesetz, das im vergangenen Jahr in Kraft getreten ist. Es gibt Sicherheitsdiensten das Recht, ohne Gerichtsbeschluss auf persönliche Daten zuzugreifen und fordert von Technologieanbietern die Entschlüsselung und Weitergabe dieser Informationen.
Breite Auslegung von „persönlichen Daten“Das russische Recht nimmt eine weite Auslegung personenbezogener Daten vor und schließt alle Informationen ein, die zur Identifizierung von Personen und Verhalten dienen könnten. Dazu gehören Experten zufolge auch Fotos, Musik und E-Books. Apples Meldebogen bei der Regulierungsbehörde führt nur Namen, Adressen, E-Mail-Adressen und Telefonnummern auf. Apples iCloud-Dienst wird beispielsweise nicht erwähnt. Er kann eine ganze Reihe von Daten – zum Beispiel Fotos und Office-Dokumente – enthalten. Der russischer Anwalt Sergey Medvedev, spezialisiert für Internet-Fälle, vermutet, dass die offizielle Auslistung unvollständig ist: „Es scheint, dass hier etwas verborgen wird, weil Apple natürlich mehr Daten sammelt.”
Die eigentliche Gefahr: Regulärer Zugang für den Geheimdienst Das neue Anti-Terrorgesetz bezeichnen Menschenrechtsanwälte auch als Russlands „Big Brother“-Gesetz. Es räumt dem Bundessicherheitsdienst – Nachfolger des KGB – das Recht ein, ohne Gerichtsbeschluss auf die Kommunikation der Menschen zuzugreifen. Experten vermuten, dass auch der iMessage-Dienst von Apple unter dessen Einflussbereich fallen könnte. Bisher hat es die russische Regierung jedoch nicht geschafft, Anbieter zur Freigabe zu drängen.
Russland verbietet Dienste, die sich widersetzenDerweil erhöht der Staat den Druck auf die Technologie-Anbieter. LinkedIn etwa wurde in dem Land verboten, weil sich das Karriere-Netzwerk weigerte, seine Datenverarbeitung nach Russland zu verlagern. Gegen Twitter und Facebook hat die Regulierungsbehörde aus ähnlichen Gründen rechtliche Schritte eingeleitet. Im vergangenen Jahr versuchte Russland die Messaging-App Telegram zu sperren, weil sie den Sicherheitsdiensten keinen Zugang zu Nutzer-Nachrichten gewährte. Der Telegram-Gründer Pavel Durov warf Apple vor, globale Updates der App zu blockieren, nachdem russische Behörden die Entfernung der App aus dem App Store gefordert hatten. Parallel kam heraus, dass die Software bei Regierungsmitarbeitern weiter wie gewohnt funktionierte, das Gesetz also nur selektiv zur Anwendung kam.
Nach China nun RusslandAuch in China existiert ein Gesetz, dass ausländische Firmen vor Ort gesammelte Daten auch dort speichern müssen. Apple kündigte im Sommer letzten Jahres an, dieser Vorgabe nachzukommen und zu diesem Zweck
in Zusammenarbeit mit einem chinesischen Anbieter ein neues Rechenzentrum aufzubauen. Allerdings betonte der Konzern auch, man habe keine Hintertüren eingebaut, um Behörden Zugang zu verschaffen.
Amnesty International protestierte gegen Apple wegen der Maßnahme und bezweifelte den fehlenden Zugriff.