Apples Steuerlast: Was deutsche Politiker von den Milliardenforderungen der EU halten
Die Bundesrepublik Deutschland ist von der jüngsten EU-Entscheidung bezüglich Apples Steuerlast nicht direkt betroffen. Die geforderten bis zu 13 Milliarden Euro Nachzahlungen soll Apple der EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager zufolge an Irland geleistet werden. Aber in einem kleinen Satz
eröffnet sie für andere Staaten die Möglichkeit, ebenfalls ihre Forderungen an Apple zu überprüfen: „Sollten andere Länder auf der Grundlage ihrer nationalen Steuervorschriften von Apple für den genannten Zeitraum mehr Steuern auf die von den beiden Unternehmen erwirtschafteten Gewinne erheben, so würde dies den von Irland zurückzufordernden Betrag verringern.“
Schäuble, CDUBundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) glaubt allerdings nicht, dass Deutschland von Apple eigene Steuerzahlungen verlangen werde. „Die zuständigen deutschen Behörden prüfen jetzt die Auswirkungen der Entscheidung der EU-Kommission. Auf den ersten Blick können wir wohl nicht erwarten, dass es Auswirkungen in Deutschland geben wird“,
sagte er. Nichtsdestotrotz begrüßte er die Entscheidung der Kommission und sprach Wettbewerbskommissarin Vestager seine volle Unterstützung aus. „Wenn ein Staat einzelnen Unternehmen unzulässige Vorteile verschafft, ist es richtig, dass die EU-Kommission konsequent dagegen vorgeht.“
Gabriel, SPDAuch Wirtschaftsminister und Vizekanzler Sigmar Gabriel (SPD)
stellt sich in der Frage hinter die Kommission. „Ich fand das richtig gut, dass die Europäische Kommission das Unternehmen Apple gerade zu 13 Milliarden Euro Steuernachzahlung verdonnert hat“, sagte er in Wolfsburg im Rahmen eines Wahlkampftermins, bei dem es eigentlich um VW ging. Es könne nicht sein, dass jeder Bürgermeister in Wolfsburg höhere Steuersätze zahle als Apple, Google, Amazon oder Starbucks.
Söder, CSUExplizit andere Töne
schlug bereits Ende der vergangenen Woche der bayerische Finanzminister Markus Söder (CSU) an. „Überzogene Forderungen bei gleichzeitigem Abbruch der Verhandlungen über das Freihandelsabkommen TTIP werden die Handelsbeziehungen massiv belasten. Wir brauchen faire Steuerregeln, aber keinen Handelskrieg.“ Damit stellt er sich auf die Seite des US-amerikanischen Finanzministeriums, das in dem EU-Urteil gegen Apple einen Angriff auf den amerikanischen Steuerzahler sieht. Der deutsche Apple-Ableger hat ihren Sitz in München, also in Söders Zuständigkeitsbereich. Nachzahlungsforderungen an die Apple GmbH schloss er bereits aus.
Linke, Grüne und EU-KommissionDie Bundestags-Opposition steht schließlich ebenfalls geschlossen hinter der EU. Linksfraktions-Vize Klaus Ernst
kritisierte Söder als »Lobbyist von Apple«. Der grüne Wirtschaftsexperte Sven Giegold
nannte Tim Cooks ungewöhnlich harsche Reaktion „verantwortungslos und dreist. Ihm fehlt jeder Respekt.“ Cook hatte die Entscheidung der EU als »politischen Dreck« bezeichnet.