Apples Steuern: Wenn aus 1,4 Milliarden Umsatz nur 6 Millionen Steuern werden - die es auch noch zurückgibt
Wohl niemand verfällt in Begeisterung, wenn es ans Zahlen von Steuern geht. In dieser Hinsicht unterscheiden sich Arbeitnehmer und Selbständige nicht von Unternehmen. Anders als Kleinbetriebe und Mittelständler haben weltweit operierende Konzerne aber etliche Möglichkeiten, ihre Abgaben dort zu entrichten, wo sie besonders niedrig sind. In Ländern mit hoher Steuerlast werden daher durch verschiedene legale Maßnahmen nur geringe Gewinne ausgewiesen, entsprechend moderat fallen die Bescheide der dortigen Finanzbehörden aus.
39 Millionen Gewinn bei 1,5 Milliarden UmsatzEin aktuelles Beispiel für diese Praxis liefert Apples jüngstes Jahresergebnis im Vereinigten Königreich. Die dortige Tochter Apple Retail UK erzielte im letzten abgeschlossenen Geschäftsjahr (Oktober 2018 bis September 2019) einen Umsatz in Höhe von knapp 1,4 Milliarden Pfund (gut 1,5 Milliarden Euro). Der Rohertrag belief sich auf gut 337 Millionen Pfund (376,5 Millionen Euro). Nach Abzug weiterer Kosten, zu denen auch eine Dividendenzahlung an das in Irland ansässige Unternehmen Apple Retail Europe gehörte, ergab sich allerdings ein wesentlich schmalerer Gewinn vor Steuern: Gerade einmal 39 Millionen Pfund (rund 43,5 Millionen Euro) blieben übrig. Die Zahlen gehen aus dem offiziellen Finanzbericht (
PDF-Datei) hervor, welcher jetzt beim Companies House eingereicht wurde, der nationalen Handelskammer des Vereinigten Königreichs.
Steuern in Höhe von 6,2 Millionen PfundAuf den Gewinn werden Abgaben in Höhe von 6,2 Millionen Pfund fällig, umgerechnet also knapp 7 Millionen Euro. Das entspricht einem Steuersatz von nicht ganz 16 Prozent. Allerdings rechnet Apple nicht damit, diesen Beitrag im Endeffekt auch tatsächlich an die Finanzbehörde des Vereinigten Königreichs überweisen zu müssen. Das Unternehmen geht nämlich davon aus, das aktuelle Geschäftsjahr wegen der anhaltenden Corona-Pandemie mit einem so großen Verlust abzuschließen, dass der Zahlung im kommenden Jahr eine Erstattung in gleicher Höhe folgen dürfte. Apple Retail UK betreibt 38 Apple Stores und beschäftigt in Großbritannien und Nordirland mehr als 5.000 Mitarbeiter. Apple ist nicht der einzige global operierende Konzern, welcher im Vereinigten Königreich hohe Umsätze erzielt, aber vergleichsweise niedrige Steuern zahlt. Mit ähnlichen Maßnahmen arbeiten unter anderem auch Facebook, Google, Amazon und Netflix. Die Unternehmen verschieben beispielsweise im Form von Lizenzgebühren auf legale Art und Weise hohe Beträge etwa an Tochterfirmen in Irland oder Luxemburg, da in diesen Ländern deutlich niedrigere Steuersätze gelten.