Apples Steuerstreit mit der EU spaltet Bevölkerung vor Ort
Die Europäische Kommission verlangt von Apple die Nachzahlung von 13 Milliarden Euro plus Zinsen an den irischen Fiskus. Grundlage sei die Vermutung, dass Apples Tochterfirma Apple Sales International, angesiedelt in Cork, Irland, den Löwenanteil seiner Umsätze durch Hardware-Verkäufe in Europa durch einen Trick nicht versteuert habe (Details hatten wir in diesem Artikel für Sie zusammengestellt:
). Für die einen zeigt Apple hier ein raubtierkapitalistisches Geschäftsgebahren eines multinationalen Konzerns, der auf Kosten der Allgemeinheit seine Reichtümer vermehrt - für die anderen hat Apple lediglich legale Schlupflöcher ausgenutzt und wird nun zu Unrecht an den Pranger gestellt.
Stimmung in IrlandIm Zentrum bei alledem steht natürlich Irland. Der Inselstaat müsste die Nachforderungsmilliarden einfordern - Anfang September legte Irland allerdings Einspruch gegen das EU-Urteil ein, ebenso wie kurz zuvor auch Apple. Der Grund, warum die grüne Insel offensichtlich so große Angst vor dem Milliardenzufluss hat, ist einfach: Man legt sich ungern mit einer Firma an, die so viele Arbeitsplätze und Infrastrukturprojekte im Land aufgebaut hat und weiter aufbauen soll.
Was sagt nun aber die Bevölkerung Irlands zu alledem? Wie eine Umfrage der Irish Times zeigt, ist das Land über der Frage tief gespalten. Zwei annähernd gleich große Lager stehen sich dabei gegenüber. 47 Prozent der befragten Iren unterstützt demzufolge die eigene Regierung bei dem eingeschlagenen Weg, sich auf die Seite Apples gegen die EU zu stellen. 39 Prozent halten dies dagegen für falsch. 13 Prozent trauen sich keine Meinung zu oder interessieren sich nicht für den Sachverhalt.
Politische Positionierung spielt eine RolleAufgeteilt nach politischer Zuordnung zeigt sich, dass die Zustimmung auf der politischen Linken deutlich schwächer ausgeprägt ist als im bürgerlichen Milieu. So ist der Anteil der Zustimmung unter den Anhängern der christdemokratischen Regierungspartei Fine Gael mit 61 Prozent am größten, gefolgt von der konservativen Partei Fianna Fáil. Größere Skepsis haben die Anhänger der sozialdemokratischen Labour-Partei und vor allem der sozialistischen und irisch-republikanischen Partei Sinn Féin. Diese war bereits im Vorfeld die einzige Partei, die ein kompromissloses Einfordern sämtlicher Fehlbeträge von Apple einforderte. Die größte Apple-Skepsis herrscht allerdings bei den Vertretern linker Protestbewegungen.
Stellungnahmen aus DeutschlandAuch in Deutschland
positionierten sich die verschiedenen Politiker nach der Bekanntgabe der EU-Entscheidung in unterschiedlicher Art und Weise. Während Linke und Grüne die Steuermoral Apples kritisierten und vor allem auch Tim Cooks undiplomatische Stellungnahme (»politischer Dreck«) ins Visier nahmen, äußerten sich Vertreter von SPD und CDU zurückhaltender. CSU-Vorstandsmitglied Söder war der prominenteste Kritiker der EU-Entscheidung und nannte die Forderungen »überzogen«.
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