Apples Umstieg und seine möglichen Auswirkungen
Nachdem nun eine Nacht über die für Mac-Benutzer zumindest überraschende Bekanntgabe von Apples Umstieg auf Intel-Prozessoren vergangen ist, kann man sich einmal den möglichen und natürlich noch sehr spekulativen Auswirkungen dieses Umstiegt zuwenden.
Da der Umstieg hauptsächlich Apple und die Anwender betreffen wird, ist diese Sicht auf mögliche Auswirkungen die wichtigste und interessanteste:
1. Apple wird wahrscheinlich bis Mitte 2006 weniger Macs verkaufen. Hauptsächlich bei kurzfristigen Anschaffungen und aus nostalgischen Gründen wird für Anwender ein Kauf in Frage kommen. In dieser Zeit wird Apple vor allem von seinen 7 Milliarden Dollar Barreserven und dem Verkauf der iPods leben, die jetzt schon einen Gewinnanteil von 38 Prozent haben.
2. Apple könnte durch den Wettbewerb zwischen AMD und Intel profitieren. Selbst VIA ist für Apple dann eine Option. Dieser offensive Wettbewerb besteht mittlerweile seit gut 10 Jahren und ermöglicht Apple dadurch ein stetige Verfügbarkeit weiterentwickelter leistungsfähigerer Prozessoren. Die Macs werden durch diese günstigeren Prozessoren weniger kosten.
3. Apple hat einen verlässlichen Partner. Anders als bei IBM und Motorola/Freescale ist Intels Entwicklung sehr stark auf leistungsfähige und bezahlbare Computer-Prozessoren ausgerichtet. Die kürzlich erfolgte Ernennung eines Ingenieurs als CEO bei Intel verdeutlicht dies.
4. Der Markt für Prozessor-Upgrades wird für Anwender wohl uninteressant, da weder die Leistung noch der durch die geringe Nachfrage erhöhte Preis ein Upgrade rechtfertigen könnte. Die betroffenden Unternehmen müssen sich auf Erweiterungs- und Zubehörprodukte konzentrieren oder ein Nischendasein führen.
5. Durch die Erfahrungen mit dem Umstieg von 68x- auf PowerPC-Prozessoren, kann Apple auch dieses Mal den Umstieg für Benutzer angenehm gestalten. Durch Einsatz von Universal Binaries und des dynamischen Recompiler Rosetta wird für der Anwender lediglich bei 68x-Programmen aus Mac-OS-8-Zeiten der Prozessorwechsel spürbar sein.
6. Da Mac OS X nicht auf normaler PC-Hardware laufen wird, entwickeln sicherlich findige Programmierer ähnlich wie XPostFacto angepasste Bibliotheken für Standard-PCs. Diese Erscheinung wird ähnlich wie Harmony von RealNetworks mit Apple ein ständiges hin und her werden. Möglicherweise setzt Apple dabei zur Unterbindung auf Intels DRM-Implementierungen im Prozessor.
7. Die mögliche Verfügbarkeit von DRM-Komponenten im Prozessor könnte Apple außerdem eine festere Verankerung der Beschränkungen aus dem iTunes Music Store und einem möglichen Video Store bescheren. Für den Anwender könnte die digitale Umwandlung gekaufter Musik zu DRM-freier Musik schwieriger werden.
8. Windows könnte in einer sehr schnellen Emulation auf Basis von Wine, einer Windows-Emulation für Linux, in Mac OS X funktionieren. Auch die direkte Installation von Windows wäre denkbar. Dadurch werden Macs für einen Umstieg attraktiver.
9. Apple trägt von dem Umstieg einen leichten Image-Verlust als das "andere" Unternehmen, der durch den iPod jedoch kompensiert werden könnte.
Das zweite von diesem Umstieg betroffene Unternehmen ist IBM:
1. Der direkte Gewinnrückgang durch den Verlust von Apple als Kunden wird vermutlich 0,5 Prozent betragen.
2. IBMs jüngste Initiative für Linux auf Power-5-Prozessoren könnte durch Apples Umstieg deutlich an Kraft verlieren, da die Linux-Entwicklung für PowerPC-Prozessoren möglicherweise unattraktiv wird. Eine schädigende Auswirkung auf das Geschäft mit Power-Servern ist dadurch denkbar und würde sich indirekt auf IBMs Umsatz auswirken.
3. IBM wird einen Image-Verlust davontragen, da man nicht mehr mit dem innovativsten Computer-Unternehmen der Welt zusammenarbeitet.
Das dritte und durch den Umstieg neu hinzugekommene Unternehmen Intel wird durch den Umstieg auch betroffen sein:
1. Einen deutlichen Image-Gewinn als innovatives Unternehmen wird Intel gerade im direkt Wettbewerb mit AMD erzielen, da Apple sicherlich nicht ohne Grund gerade Intel als zukünftigen Prozessor-Hersteller gewählt hat.
2. Die Bündelung innovativer Ideen der Intel- und Apple-Ingenieure könnte eine neue Art von Computer zur Folge haben, die anders als bei den Tablet-PCs auch bis ins Detail zu Ende gedacht ist.
Bleiben noch die wirtschaftlichen Gegner Microsoft und Dell, denen Apples Umstieg nicht gefallen wird. Langfristig könnte Apple nämlich durch die direkte Kompatibilität zu Windows gerade Dell das Geschäft mit Computern schwer machen. Während Windows für Microsoft nur ein kleines wirtschaftliches Standbein ist, da man hauptsächlich mit Office und zunehmend im Hardwaresektor die Gewinne macht, ist es für Dell hingegen die Voraussetzung zum Verkauf ihrer Computer. Dell müsste sich dann vermutlich in Konkurrenz zu IBM auf den Bereich IT-Dienstleistung ausrichten.
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