Slack-Habitus und Proteste: Apples Unternehmenskultur im starken Wandel
In mehrfacher Hinsicht galt Apple stets als Unternehmen, in dem Geheimhaltung hohen Stellenwert hatte. Dies betraf jedoch nicht nur die Produkt-Entwicklung, bei der es natürlich darum gehen muss, nicht frühzeitig Informationen nach außen sickern zu lassen. Auch interne Vorgänge schirmte Apple stets stark ab, sodass die Öffentlichkeit von Querelen normalerweise nie etwas mitbekam. Die letzten eineinhalb Jahre haben allerdings viele Änderungen mitgebracht, wie man vor allen in den vergangenen Wochen sehr gut miterleben konnte. Plötzlich wurden zahlreiche Beschwerden publik und unzufriedene Mitarbeiter taten sich lautstark zusammen. Ob es um Remote-Arbeit oder Diskriminierung ging, nie zuvor bahnte sich Kritik derart einen Weg in die Öffentlichkeit.
Misstöne statt großer EinheitIn einem ausführlichen Artikel geht
The Information darauf ein, welchen Wandel man derzeit beobachten kann. Aus der homogen erscheinenden Belegschaft, die als riesengroßer, perfekt organisierter Bienenstaat wahrzunehmen war, erklingen immer mehr Misstöne. Der Grund dafür ist, wie der neue Remote-Arbeitsalltag aussah. Früher sei es einfach nie passiert, dass Store-Mitarbeiter mit Hardware- oder Software-Teams in engem Austausch standen – außer, es gab eben Besuche in den Geschäften.
Interessengruppen organisieren sichHome-Office und vor allem die Organisation der Gruppen über den populären Slack-Messenger habe hingegen dafür gesorgt, dass sich nicht nur direkte Kollegen umgeben, sondern Interessengruppen entstanden. Prominentestes Beispiel: Die mehrere tausend Personen starke Gruppe der "Home Office Advocats", die gegen eine erzwungene Rückkehr in die Büros kämpfen. Auch die jüngsten Diskussionen rund um angebliche Diskriminierung fanden ihren Ursprung in entsprechenden Slack-Kanälen. Als Apple sich im Mai von einem gerade erst angeheuerten Marketing-Manager trennte, dieser hatte einst ziemlich fragwürdige Aussagen in einem Buch geäußert, manifestierte sich der unternehmensinterne Widerstand ebenfalls via Slack.
Apples strikte Sprachregelungen werden umgangen"Slack und Soziale Medien waren der größte Katalysator für Möglichkeiten der Mitarbeiter, sich zu organisieren", heißt es von Software-Spezialistin Cher Scarlett. Bei ihr handelt es sich um jene Person, die hinter der vieldiskutierten Umfrage zu Apple-Gehältern sowie möglicher Benachteiligung steckt (siehe
). Sich damit an die Öffentlichkeit zu wenden, entbehrt nicht großen Risikos. Apple achtet gewöhnlich tunlichst darauf, wer sich zu welchen Themen überhaupt äußern darf und verfolgt sehr strikte Sprachregelungen.
Eine neue Art der Diskussionskultur ist entstandenFür Apple hat sich daher eine ganz ungewohnte Situation entwickelt. Nach Jahrzehnten großer Kontrolle entstehen mehr und mehr Situationen, die sich nicht mehr innerhalb einzelner Teams einfangen lassen. Bislang handelt es sich bei den bisherigen Initiativen, organisiert über Slack oder Social Media, meist um zahlenmäßig überschaubare Gruppen. Dennoch können sich die Teilnehmer Gehör verschaffen, wie es früher undenkbar war. The Information dazu: "Einst war Apple das geheimnisvollste und verschlossenste Tech-Unternehmen. Dann entwickelten sich der Slack-Habitus".