Apples langer Atem bei Produktentwicklung: Am Beispiel der Vision Pro
Wer wissen will, womit sich Apple aktuell beschäftigt, sollte Patentveröffentlichungen beobachten. Verschiedenste Konzepte reicht der kalifornische Konzern bei den Behörden ein, um hausinterne Erfindungen festzuhalten – und vor einer kommerziellen Nutzung durch andere Konzerne zu schützen. In schematischen Zeichnungen der Patentanmeldungen finden sich viele Konzepte, welche niemals als Produkt das Licht der Welt erblicken. Im Rückblick offenbaren sich allerdings einige Fundstücke, die präzise umschrieben, was später Wirklichkeit wurde. MacWorld-Autor Dan Moren fiel jüngst ein 15 Jahre alter
Online-Artikel in die Hände. Das beigefügte Bild zeigt eine AR-Brille – sie sieht dem Spatial-Computing-Headset Vision Pro erstaunlich ähnlich.
Das Patent, auf welches sich der Artikel von Aayush Arya im mittlerweile eingestellten
MacUser News-Blog bezieht, beschreibt eine Brille, die Kopf- und Augenbewegung mittels Sensoren erfasst, um dargestellte Inhalte anzupassen. Das Gerät umfasst eine gebogene Frontscheibe ähnlich der Vision Pro. Mitautor des Patents war Tony Fadell, der für das Design der ersten iPods verantwortlich zeichnete.
Ein Artikel von 2008 zeigt eine Abbildung aus einer Apple-Patentschrift, die Ähnlichkeiten zur Apple Vision Pro aufweist. (Quelle:
MacWorld)
Beginn der Entwicklung liegt weiter zurückTatsächlich stellt die erwähnte Patentschrift nicht das erste Anzeichen einer von Apple geplanten AR-Brille dar. Eine
Chronik der Headset-Entwicklung aus dem Sommer 2023 weist auf weiter in die Vergangenheit reichende Informationen hin, etwa Prototypen in den Neunzigerjahren und eine Patentschrift für eine Videobrille mit iPod-Anschluss.
Bereits im Jahr 2007 meldete Apple ein ähnlich gestaltetes iPod-Zubehör zum Patent an.
Apple „am gefährlichsten, wenn zu spät“Moren zieht in seiner Betrachtung des 15 Jahre alten Patents und dem Anfang des Jahres erschienenen Headsets Parallelen zur Siri-Produktpolitik: Gerüchte vermuten, dass sich die Veröffentlichung einer LLM-basierten Assistenzfunktion bis
Herbst 2025 verzögere. Das sei laut Dan Moren kein Problem – Apple sei selten Erster in einem Markt. Stattdessen zeige der Konzern eine Geduld wie kein zweiter bei der Produktentwicklung. Das gefalle sicherlich nicht allen Nutzern oder Investoren, Apples Erfolg beim Einführen neuer Produkte zeigen aber, dass sich das Warten meist lohne.
Analogie mit LückenDan Moren lässt nicht unerwähnt, dass Apples geduldige Fortentwicklungen gelegentlich in Sackgassen enden; er erwähnt exemplarisch das Auto-Projekt, welches jüngst eingestampft wurde. Trotzdem offenbarte sich in der Vergangenheit recht oft, dass bestimmte Produktkategorien erst durchstarteten, nachdem Apple ein entsprechendes Modell vorgestellt hatte. Ob sich die Geduld bei Apples jüngster Hardware-Kategorie auszahlt, wird die Zeit zeigen. Derzeit haben andere Firmen mit AR- und VR-Headsets auf Android-Basis deutlich mehr Erfolg.