Apples neuer C1 – der lange, steinige Weg zu einem eigenen Modem
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Besonders viel ist noch nicht über "C1" bekannt, so Apples Bezeichnung für das erste aus Eigenentwicklung stammende Mobilfunkmodem. Bislang weiß man, dass es 5G-Unterstützung im Sub-6-GHz-Bereich unterstützt, nicht jedoch mmWave. Der Chip selbst wird in 4-nm-Technologie gefertigt, beim Receiver sind es 7 Nanometer. Als Partner kommt TSMC zum Zuge. Apple betont zudem, wie energieeffizient der C1 arbeitet, was ein wesentlicher Grund sein soll, warum die Akkulaufzeit des iPhone 16e derart überzeugt. In der Disziplin "Videowiedergabe gestreamt" übertrifft das 16e ein SE 3 um 11 Stunden und bietet zudem eine Stunde mehr als das 16 Pro (21 vs. 10 vs. 20 Stunden). Gründe für diese Werte sind unter anderem die Verlagerung der Energieversorgung und Steuerung direkt ins Modem, optimierte Kommunikation mit dem Gesamtsystem und ein ebenfalls eigenentwickeltes Speichersystem.
Bestens bekannt ist hingegen, wie lang und steinig der Weg war, bis Apple das erste Produkt dieser Art zur Marktreife bringen konnte. Wir schildern im Folgenden einige wichtige Wegmarken zwischen Projektstart und Veröffentlichung des C1 rund acht Jahre später.
Projektstart bereits 2017Bereits 2017 soll Apple-intern die Entscheidung gefallen sein, sich aus der Abhängigkeit Qualcomms zu lösen. Intel als Partner hatte sich als schlechte Wahl herausgestellt, denn weder konnte der Chip-Riese 5G-Modems zusagen, noch waren die 4G-Produkte auf dem Stand der Qualcomm-Angebote. Nach mehr als zwei Jahren Grundlagenforschung fiel Ende 2019 der Startschuss, nun auf ein tatsächliches Produkt hinzuarbeiten. Möglich machte dies die Übernahme der kompletten Modemabteilung Intels, welche Apple für den vergleichsweise günstigen Preis von einer Milliarde Dollar aufkaufte. Intel wollte die hochdefizitäre Sparte schnellstmöglich abstoßen und war daher bereit, sich auf das Angebot einzulassen.
Viele Rückschläge und NeustartsAllerdings lief es für Apple alles andere als geplant, denn weder 2022 noch 2023 war das ambitionierte Projekt abzuschließen. Mehrfach soll es in dieser Zeit zum Abbruch der Entwicklung, zweimal sogar zur vorläufigen Einstellung gekommen sein. Ende 2023 war man angeblich sogar so weit, die Bestrebungen als gescheitert anzusehen, Anfang 2024 kam es zu einer neuerlichen langfristigen Vereinbarung mit Qualcomm. Im Laufe des vergangenen Jahres verdichteten sich aber dann die Hinweise, dass die unendliche Geschichte nun doch in ein Produkt münden könnte – und das iPhone SE 4 zum ersten Gerät mit Apple-Modem würde. Wie man seit dieser Woche weiß, stimmten die Berichte, wenngleich das Device bekanntlich nicht SE 4, sondern iPhone 16e heißt.
Patentprobleme, Komplexität, TestaufwandNun wirft der beschwerliche Weg natürlich die Frage auf, wie Apple derart auf dem Feld von Smartphone- und Mac-Prozessoren glänzen kann, sich aber mit jenem Chip so schwertat. Die Hardware selbst ist gar nicht einmal die größte Herausforderung, stattdessen machen andere Aspekte die Entwicklung eines Mobilfunkchips außerordentlich schwierig. Jedes Mobilfunknetz der Welt weist gewisse Eigenheiten auf, sowohl beim eingesetzten Sende-Equipment, der Signalqualität als auch Frequenzen. Es reicht nicht aus, aktuelle Technologien zu beherrschen, die Ingenieure müssen auch bestens in allen Begebenheiten der letzten 15 Jahre bewandert sein. Andererseits gibt es tausende Patente, sehr viele davon in Qualcomms Hand, welche es zu umschiffen gilt. Andernfalls würde man sich wieder in exakt der Situation befinden, die man eigentlich abwenden wollte: Von Lizenzvereinbarungen mit Qualcomm abhängig zu sein und hohe Gebühren dafür zu entrichten.