Push-Nachrichten von MacTechNews.de
Würden Sie gerne aktuelle Nachrichten aus der Apple-Welt direkt über Push-Nachrichten erhalten?

Apples schräge Argumentation: Man wisse gar nicht, wie profitabel der App Store ist

Apple ist bekannt dafür, mit Zulieferern um den tausendstel Cent zu feilschen, finanziell hochoptimiert dazustehen und auch deswegen die weit überdurchschnittlichen Margen aufrechterhalten zu können. Der Umbau von ineffizienten und teuren Abläufen hin zu schlanker Abwicklung gilt als wesentliche Errungenschaft, die der damalige COO Tim Cook bei Apple durchführte – und für die ihn Steve Jobs einst ins Unternehmen geholt hatte. Da ist es umso erstaunlicher, mit welcher Argumentation Apple in gerichtlichen Verfahren über den App Store spricht. Jeder in der Branche weiß, dass die "Apple Tax", also die hohen Gebühren für Entwickler, eines der wichtigsten Einzelprodukte des Unternehmens ist. Mehr als 25 Milliarden Dollar pro Jahr streicht Apple damit ein – die Marge liegt verschiedenen Quellen zufolge bei über 75 Prozent. Apple hingegen weiß davon angeblich gar nichts.


UK-Kartellverfahren: Apples Finanzchef sagt aus
Im aktuellen Kartellverfahren in Großbritannien kommt genau dieser Punkt erneut zur Sprache. Wie auch in sonstigen Prozessen geht es gar nicht so sehr um die absolute Höhe, denn diese können Unternehmen natürlich frei wählen, sondern um die erzwungene Abwicklung sämtlicher Transaktionen über den App Store. Apples neuer Finanzchef Kevan Parekh gibt hingegen an, keinerlei Ahnung davon zu haben, wie profitabel der App Store überhaupt sei. Die in der Klage zitierten 75 bis 80 Prozent, also mehr als doppelt so viel wie die Gesamtmarge des Unternehmens, könne er nicht bestätigen. Der Grund sei, dass Apple diese überhaupt nicht berechne – eine zunächst mehr als zweifelhafte Aussage, kennt man Apples finanzielle Akribie.

Höchst lukrativer Dienst für Apple
Sicherlich ist es schwer in Zahlen zu fassen, inwiefern Kosten für die Entwicklung von Schnittstellen für Entwickler auf den Betrieb des App Stores umzulegen sind. Allerdings geht Apples Entwicklung des Entwicklerportals sowie des App Stores selbst sehr zögerlich vonstatten, allzu viel Energie fließt hier definitiv nicht in die Verbesserung der Angebote. Zudem bittet Apple auch für den Entwicklerzugang selbst zur Kasse – und erzielt man mehr als eine Million Dollar Umsatz, hat man für die Kaufabwicklung via App Store schon einmal 300.000 an weiteren Gebühren entrichtet.

Will Apple die Zahlen bewusst nicht errechnen?
Es gibt jedoch eine plausible Erklärung, warum Apple möglicherweise tatsächlich keine Zahlen vorlegen kann: Beim App Store verzichte das Unternehmen ganz bewusst auf derlei Aufstellungen, damit in Verfahren nicht unter Eid die Unwahrheit gesagt werden muss. Apple wisse, wie hochprofitabel der App Store sei, kämpfe daher um jeden einzelnen Tag ohne regulatorisch erzwungene Änderungen, wolle aber die exakten Werte ganz bewusst nicht ermitteln. Sofern nämlich die von mehreren unabhängig Seiten angeführten Werte von 75 Prozent und mehr bestätigt würden, lägen noch zusätzliche Indizien vor, dass es Apple bei den Regeln des App Stores keinesfalls vorrangig um Sicherheit der Anwender geht, sondern um den Schutz des einträglichsten Produkts im Portfolio. Wenn erzwungene Verwendung des Dienstes mit weit überdurchschnittlichen Margen einhergeht, ist dies ziemlich eindeutig widerrechtliche Ausnutzung der Marktmacht.

Kommentare

eastmac
eastmac20.01.25 11:37
Klingt mir alles sehr naiv was apple da macht.
+2
thomas b.
thomas b.20.01.25 11:59
eastmac
Klingt mir alles sehr naiv was apple da macht.

Gespielte Naivität in der Hoffnung, dass sich das Gericht sich damit zufrieden gibt und echte Naivität, falls man tatsächlich glauben sollte, damit durchzukommen. Mit so viel Naivität wäre Apple aber kein Billionen-Dollar Unternehmen geworden, das dürfte wohl klar sein.

Es geht um sehr viel Geld, da wird halt bis zum Exzess argumentiert, auch wenn sich die Balken schon sichtbar biegen, business as usual in diesen Sphären.
+8
Fontelster20.01.25 13:36
»Apples neuer Finanzchef Kevan Parekh gibt hingegen an, keinerlei Ahnung davon zu haben, wie profitabel der App Store überhaupt sei.«

Dann wäre er als Finanzchef vermutlich fehl am Platz.


»… damit in Verfahren nicht unter Eid die Unwahrheit gesagt werden muss«
Was denen dann auch erstmal nachgewiesen werden müsste.
+1

Kommentieren

Sie müssen sich einloggen, um die News kommentieren zu können.