Apps für Apple Watch - Warum die App-Revolution ausbleibt und woran die Entwicklung krankt
Eine der fatalsten Fehlentscheidungen in Apples Geschichte wäre wohl gewesen, hätte sich Steve Jobs mit seiner Ansicht durchgesetzt, dass es keine nativen Drittanbieter-Apps für das iPhone geben dürfe. Jobs befürchtete eine Kontamination der Plattform, weswegen er als entschiedener Gegner einer Software-Öffnung galt - und nur mit viel Mühe umgestimmt werden konnte.
Heute weiß man, dass die wahre Smartphone-Revolution zu einem großen Teil durch eben jenen App-Markt ausgelöst wurde. Ein Multimilliardenmarkt entstand, der erst zur wahren Vielseitigkeit eines modernen Smartphones beitrug. Eines der zentralen Probleme von Windows Phone war beispielsweise, dass viele wichtige Apps fehlten - gar nicht einmal das System an sich.
Anders sieht es mit der Apple Watch aus. Die App-Revolution des Smartphone-Marktes blieb aus und weiterhin ist die Apple Watch eine Uhr mit Statusanzeigen. Großartige Apps sucht man vergebens, mit Watch-Apps ist bislang niemand reich geworden. Wir werfen einen Blick darauf, woran die Entwicklung von Watch-Apps krankt - und ob dies Apple in die Schuhe zu schieben ist.
Generell: Touch-Bedienung auf Mini-DisplaysWer einmal probierte, eine Taschenrechner-App auf der Apple Watch zu bedienen, kennt die enorme Herausforderung, die gewünschten Tasten zu treffen. Das kleine Display der Uhr ist zwar groß genug, um eine App-Oberfläche per Wischgeste zu steuern oder ein großes, zentrales Bedienelement zu aktivieren - für kleine Controls und Buttons reicht die Fläche aber kaum aus. Dies ist eine rein bauart-bedingte Einschränkung, da die Fläche der Fingerspitze einfach bereits viel Raum des Displays einnimmt. Für App-Entwickler gibt es daher enorme Anforderungen an die UI-Gestaltung - und gleichzeitig auch Probleme, die auf einer Uhr nicht lösbar sind. Die geringe Display-Diagonale schränkt die Anzahl möglicher App-Gattungen von vornherein schon einmal maßgeblich ein. Wer weiß, ob es bei besserer Siri-Steuerung anders aussähe - momentan ist die Funktionalität allerdings eher theoretischer Natur, denn nur wenige Arten von Apps können davon überhaupt sinnvoll Gebrauch machen.
Uhrzeit und Status - mehr nichtAus den genannten Einschränkungen ergibt sich, dass die Apple Watch wohl immer das bleibt, was sie von Anfang an war: Eine Armbanduhr, die dem Nutzer durch viele zusätzliche Statusinformationen einen Mehrwert bietet. Ob es eingehende Nachrichten sind, Wetter, Aktienkurse oder was auch immer sonst noch auf dem Display erscheint, Informieren und Uhrzeit anzeigen bleibt der Hauptanwendungsbereich. Dies löst die Apple Watch sehr gut - aber mehr als das kann sie derzeit nicht.
Performance und Energie-EffizienzMehr als bei fast jedem anderen Gerät im Apple-Kosmos ist die Energie-Effizienz ein entscheidender Faktor. Im Alltag hält die Apple Watch normalerweise ohne Weiteres einen ganzen Tag - anders sieht es bei intensiver Nutzung bzw. der Verwendung von Apps aus. Apple hat Sorge dafür getragen, dass die Installation einer Watch-App nicht plötzlich die Akkulaufzeit in den Keller zieht. App-Inhalte und Komplikationen zu aktualisieren ist ein schwieriges Unterfangen, da eine App oder Komplikation nicht periodisch Internet-Dienste nach neuen Daten fragen darf - dies würde die Akku-Laufzeit zu stark beeinträchtigen. Stattdessen muss der Uhr oder dem iPhone von außen gesagt werden, dass neue Inhalte oder ein neuer Status verfügbar ist. Dies kann in der Apple-Welt nur über den "Apple Push Notification Service", kurz APNS, erledigt werden.
Jedes Apple-Gerät, iPhone, iPad, Apple Watch und der Mac, halten eine konstante Verbindung zu diesem Dienst, über den alle Programme auf neue Daten hingewiesen werden oder Benachrichtigungen eingeblendet werden können. Da nur eine Verbindung konstant offen gehalten werden muss und nicht verschiedene Hintergrunddienste auf den Geräten laufen, ist dies sehr energieeffizient - stellt allerdings Entwickler vor große Herausforderungen, da auch die Server-Architektur anzupassen ist, um Benachrichtigungen und Status-Updates auf Apple-Geräte zu bekommen.