Arbeiter-Revolte in MacBook-Werk: Chaos könnte Apples Lieferprobleme verschärfen
Eigentlich standen die Zeichen für Apple hinsichtlich der Lieferprobleme beim MacBook Pro auf Entspannung: Vor knapp einer Woche lief die Produktion der Notebooks bei Quanta in Shanghai nach dem Ende eines wochenlangen Lockdowns wieder an. Allerdings gelten nach wie vor bestimmte Einschränkungen, welche die Arbeiter offenbar unter Stress setzten und für eine angespannte Atmosphäre verantwortlich waren. Diese entlud sich vor wenigen Tagen: Im Werk kam es zu Unruhen, an denen Hunderte von Mitarbeitern beteiligt waren.
Quanta-Arbeiter durchbrechen ZäuneBei der Revolte durchbrachen Arbeiter die Zäune des Werksgeländes und lieferten sich Auseinandersetzungen mit Sicherheitskräften. Ausgelöst wurde der Vorfall offenbar durch die von Quanta intern verfügten Corona-Maßnahmen, zu denen unter anderem die komplette Abschottung der Fabrik gehört. Die Angestellten dürfen diese nämlich nicht verlassen, sondern müssen dort auch wohnen. Hinzu kommen kontinuierliche Tests, Infizierte werden in einem Quarantäne-Zentrum einquartiert. Die Unruhen brachen Berichten zufolge aus, als Apples Auftragsfertiger etlichen Arbeitern nach Schichtende das Aufsuchen der Schlafstätten verweigerte und sie zwingen wollte, ihre freie Zeit in der Werkshalle zu verbringen. Das führte bei den Betroffenen zu erheblicher Wut und in der Folge zu den Unruhen, welche auf Twitter in einem Video zu sehen sind.
Mitarbeiter haben Angst vor Corona-InfektionDass die Situation in Quantas MacBook-Werk derart eskalierte, hat laut
Business Insider allerdings zwei weitere Gründe. Zum einen fürchteten sich zahlreiche Arbeiter vor einer Infektion mit SARS-CoV-2, weil einige Kollegen ihrer Ansicht nach zu früh und nicht hinreichend getestet aus der Quarantäne entlassen werden sollten. Zudem sorgte die Angst vor einem großen werksinternen Corona-Ausbruch für erhebliche Anspannung. In diesem Fall hätten die Angestellten nämlich das Gelände auch nach dem Ende ihrer laufenden mehrwöchigen Arbeitsperiode nicht verlassen dürfen und folglich nicht mit ihren Familien zusammen sein können. Das alles führte im Lauf der Zeit zu erheblichem Misstrauen gegenüber den Verantwortlichen des Unternehmens, das letztlich in der Revolte gipfelte.
Fertigung des MacBook Pro weiter eingeschränktWelche Konsequenzen die Unruhen für die Beteiligten haben, ist derzeit nicht bekannt. Gleiches gilt für die Auswirkungen der Revolte auf Apples ohnehin seit Wochen angespannte Liefersituation im Hinblick auf das MacBook Pro mit 14- und 16-Zoll-Display. Diese Modelle werden ausschließlich von Quanta gefertigt. Das Werk in Shanghai arbeitet derzeit lediglich mit 30 Prozent seiner maximalen Kapazität, die Produktion sollte in den kommenden Tagen auf etwa 50 Prozent ausgeweitet werden. Ob dieses Ziel erreicht werden kann, ist nicht nur angesichts der Unruhen und einem damit möglicherweise einhergehenden Fehlen von Mitarbeitern fraglich. Einem Bericht von
DigiTimes (Bezahlschranke) zufolge wird die Fertigung nach wie vor auch durch anhaltende Störungen der Lieferketten und Engpässe bei Komponenten eingeschränkt. Apples Kunden müssen daher vermutlich auch in den kommenden Wochen mit langen Lieferzeiten beim MacBook Pro rechnen.