Auch Apple hat nun eine Sexismus-Debatte – Managerin erhebt Vorwürfe
Seit Monaten habe sie bereits Apple darauf aufmerksam gemacht, dass im Unternehme eine Kultur von Sexismus bis hin zu Belästigung, feindlichem Arbeitsklima, unsicheren Arbeitsbedingungen und Rachegelüsten schwele. Allerdings sei das Unternehmen Ashley Gjøviks Forderungen nicht nachgekommen, dem ein Ende zu machen. Stattdessen gab es das Angebot, an einem "EAP" teilzunehmen, also einem "Employee Assistance Program". Derlei Maßnahmen dienen der Aufarbeitung von Problemen im direkten Umfeld, wobei es auch darum geht, die Sichtweise auf konfliktgeladene Situationen zu erörtern. Dies reichte Gjøviks aber nicht als Maßnahme, denn die "558 Belege für systematischen Sexismus", welche sie in den letzten Jahren sammelte, könnten damit sicherlich nicht beseitigt werden.
Das "Fearless Feedback" mal wieder...Als Beleg für das frauenfeindliche Klima führt die inzwischen zeitweise beurlaubte Mitarbeiterin unter anderem die Kommunikationskultur an. So sei sie nach einer Präsentation dafür
gelobt worden, nicht mehr wie in früheren Vorträgen am Ende eines Satzes die Stimme stark zu heben. Diese Kernaussage einer jeden Sprecherausbildung hält sie für vollkommen deplatziert – immerhin habe sie Jahrzehnte an Berufserfahrung und könne exzellente Beurteilungen vorweisen. Wenn ihr nun ein männlicher Kollege per iMessage schreibe, auf diesen Aspekt geachtet zu haben und sich zu freuen, dass sie viel überzeugender klang, sei dies ein Beispiel von "bigtech male leaders". Da Apple die Meinung vertrete, dies sei ganz normales Verhalten, gehe sich mit Aussagen wie diesen nun an die Öffentlichkeit.
Ob diese sehr ausführlich in Worte gefasste Beschwerde allerdings als Beleg für Sexismus gelten kann, sei einmal dahingestellt. Schon vor knapp zehn Jahren hatte es nämlich diverse
Beschwerden über Apples Feedback-Kultur gegeben. Das geforderte "Fearless Feedback", also erzwungene Rückmeldungen nach einem exakt vorgeschriebenen Schema, sei mehr als verhasst – das Ziel, sich nicht von oben herab belehrt zu fühlen, habe eher in die gegenteilige Richtung gewirkt.
"Wanted to share: #Apple employee relations confirmed this #tonepolicing is totally ok feedback for me to get from my #bigtech #male leaders & not #sexist"Gjøviks will noch weitere Details nennenWarum es bei Apple "unsichere Arbeitsbedingungen" gebe, damit meine Gjøviks unter anderem giftige Substanzen, wolle sie in einem späteren Tweet darlegen. Gleichzeitig protestiert sie gegen Apples Pläne, die Home-Office-Ära wieder zugunsten von Präsenzarbeit zurückzufahren. Wie es von Gjøviks heißt, untersuche Apple derzeit die dargelegten Vorwürfe – wenngleich sie die Art des Vorgehens anprangert. Beurlaubung sowie Sperrung in allen Slack-Kanälen waren jener Tropfen, der bei ihr das Fass zum Überlaufen brachten und zu Beschwerden in der Öffentlichkeit sorgten.
Bislang war von Apple nichts zu hörenVon Apple gibt es noch keine Stellungnahme, wenngleich man annehmen darf, dass Cupertino sicherlich nicht leichtfertig mit derlei Situationen umgeht. Im Mai musste ein Werbe-Manager beispielsweise direkt wieder seine Sachen packen, da er sich in einem 2017 erschienenen Buch diverse Male frauenfeindlich äußerte. Auch wenn die von Gjøviks
vorgebrachten Einzelbeispiele überzogen klingen mögen, sollte man dennoch nicht außer Acht lassen, dass eine Vielzahl an kleiner Probleme dennoch Indizien einer großen Schwäche bedeuten können. Man darf daher sehr gespannt sein, wie Apple angesichts des aktuellen Medien-Echos reagiert – immerhin stammen die Vorwürfe von einer Senior-Managerin, die sich somit im Unternehmen einen Namen gemacht hat.