Auch Trump fordert Entsperrung der iPhones von Dreifachmörder – doch der Fall wirft Fragen auf
Gestern
beschwerte sich der US-Justizminister William Barr medienwirksam, dass sich Apple weigere, die iPhones des Mörders in Pensacola zu entsperren, welcher im Jahr 2019 auf einem Marinestützpunkt drei Menschen tötete. Das Motiv des Täters wirft viele Fragen auf – daher wären die persönlichen Informationen des Täters auf seinen Handys wertvoll für die Ermittler.
Apple weigert sich aber, bei der Entsperrung der iPhones des Täters mitzuwirken. Apple entgegnete, dass man dem US-Justizministerium bereits mehrere Gigabytes an Daten aus zugänglichen Quellen beschafft habe – hierbei handelt es sich wohl um iCloud-Backups, auf welche Apple trotz Verschlüsselung zugreifen kann.
US-Präsident schaltet sich via Twitter einNun meldet sich auch der US-Präsident Donald Trump wie üblich per Twitter zu Wort und fordert von Apple, Geräte von Mördern, Drogenhändlern und anderen gewalttätigen Kriminellen zu entsperren:
Trump merkt an, dass die Vereinigten Staaten Apple diverse Male im derzeit tobenden Handelsstreit mit China geholfen haben – daher solle Apple im Gegenzug auch der US-Justiz helfen.
Ältere Modelle bereits kompromittiert – politisches Kalkül?Merkwürdig ist an dem Vorgehen der US-Justiz und des FBIs, dass man keinen anderen Weg beschreitet. Der Täter nutzte ein iPhone 5 und iPhone 7 – merkwürdigerweise ist es dem FBI selbst nicht gelungen, die Sicherheitsvorkehrungen der Geräte auszuhebeln. Das iPhone 5 verfügt im Gegensatz zum iPhone 7 noch nicht einmal über eine Secure Enclave, welche Apple mit dem iPhone 5s einführte.
Auf dem Grau- und Schwarzmarkt tummeln sich diverse Anbieter, welche gegen Bezahlung ältere iPhone-Modelle entsperren. Der bekannteste Hersteller dürfte hier Cellebrite sein, welcher bereits im Jahr 2015 ein iPhone für die US-Justiz entsperrte – damals gegen eine Zahlung von einer Million Dollar. Doch die Preise, besonders für die Entsperrung von älteren Modellen, sollen deutlich gesunken sein: GrayShift verkauft Geräte für rund 20.000 Dollar, welche ältere iPhones ohne Pin-Code entsperren können. Warum die US-Justiz nicht diesen Weg geht, bleibt schleierhaft.
Viele US-Medien vermuten hier einen politischen Schachzug: Man will eine Gesetzgebung auf den Weg bringen, welche Unternehmen verpflichtet, Hintertüren in Geräte einzubauen, sodass Polizei und Gerichte Daten auswerten können. Der aktuelle Fall könnte durch die Medienpräsenz genug politischen Druck erzeugen, um eine solche Gesetzgebung umzusetzen.