Audacity 3.6 bringt mehr Echtzeit- und erstmals Master-Effekte
Tonschnitt stellt eine spezielle Herausforderung dar: Die Verbesserung von Audioaufzeichnungen ist eine herausfordernde, teils recht abstrakte Tätigkeit. In vielen Fällen wird Neuanfängern das kostenlose Audacity empfohlen. Es liegt plattformübergreifend vor – Anwender können das Programm unter macOS, Linux sowie Windows installieren. Die an der Endung „aup3“ erkennbaren Projektdateien lassen sich zwischen den Systemen austauschen; wer Audacity auf dem Mac kennengelernt hat, beherrscht das Programm auch unter Linux. Die jüngst erschienene Version 3.6 führt erstmals Master-Effekte ein und erweitert das Angebot von Echtzeit-Effekten.
Über viele Jahre beschränkte sich Audacity darauf, dass man Effekte und Filter selektiv und einmalig auf Audio-Clips anwendete; danach ließ sich an deren Wirkung nichts mehr ändern. Dies bedeutete einen Komfortnachteil des Open-Source-Projekts gegenüber anderen Digital Audio Workstations (DAWs) – selbst Apples kostenloses GarageBand erlaubt dynamisches Nachregeln der Audio-Effekte. Seit Version 3.2 stellt Audacity schrittweise auf nicht-destruktive Effekte um: Eine Handvoll stehen zur Auswahl bereit, wenn man bei ausgewählter Spur die Taste „E“ drückt und auf „Effekt hinzufügen“ klickt; dabei lassen sich mehrere Effekte übereinander legen. Version 3.6 fügt „Kompressor“ sowie „Begrenzer“ zur Auswahl hinzu. Wer VST-Plug-ins und/oder Audio-Unit-Erweiterungen auf seinem Mac installiert hat, kann diese in Audacity als Echtzeitfilter nutzen.
Die Echtzeit-Effekte für einzelne Spuren und das gesamte Projekt arbeiten nicht-destruktiv; man kann sie also dynamisch nachregeln, neu anordnen oder entfernen.
Meister mit BegrenzungZusätzlich zur spurspezifischen Filterkette fügt Audacity 3.6 mit dem Bereich „Meistereffekte“ einen projektübergreifenden Effektbereich hinzu; damit können Nutzer etwa mit einem Begrenzer die Ziellautstärke der gesamten Komposition auf ein bestimmtes Maß einstellen. Mitgelieferte Voreinstellungen für gebräuchliche Anwendungszwecke erleichtern Anwendern die erfolgreiche Koppelung von Filtern auch ohne Verständnis von Fachbegriffen wie „Schwellenwert“ oder „Abklingen“. Die Mac-Version läuft auf Rechnern mit M-Chip ohne Probleme; auf Intel-Rechnern muss man mit verzögerter oder ruckelnder Bildschirmdarstellung bei Aufnahme, Wiedergabe und vertikalem Scrollen zurechtkommen.
Installation mit Muse Hub – oder ohneStandardmäßig installiert Anbieter Muse Group, der Anfang 2021 die Schirmherrschaft für Audacity übernahm, das Programm mit einem firmeneigenen Installer namens „Muse Hub“. Damit lassen sich zusätzlich „Muse Score“ (Notationssoftware) sowie proprietäre Effekte installieren und aktualisieren. Dieses Hilfsprogramm läuft dann allerdings im Hintergrund und fügt ein zusätzliches Menüleisten-Icon hinzu. Um dies zu umgehen, klickt man auf den mit „Download without Muse Hub“ beschrifteten Link direkt unter dem gelben Button auf der
Website. Wer die Paketverwaltung
Homebrew verwendet, installiert Audacity über die Kommandozeile mit dem Befehl
brew install audacity