Audioformat MQA erklärt: Die Zukunft des Audio-Streamings oder pure Geldschneiderei?
Robert (Bob) Stuart ist ein wirklich heller Kopf. Jeder, der ihn mal persönlich kennen gelernt hat, wird das bestätigen. Ich kenne Bob noch aus meiner Zeit bei einem großen deutschen HiFi-Vertrieb durch mehrere Besuche in England. Bob ist nämlich einer der Gründer von Meridian Audio, die zu den angesehensten und einflussreichsten Anbietern digitaler HiFi-Produkte weltweit gehören. Als Chef und Chefentwickler hat Bob Stuart beispielsweise in den Achtziger Jahren den weltweit ersten audiophilen CD-Player auf Basis des Philips CD100 geschaffen.
Das war möglicherweise auch der Startschuss für einige, teilweise bis heute anhaltende Diskussionen darüber, ob Digital perfekt klingt, oder ob es noch verbessert werden kann. Im Großen und Ganzen haben sich die seitdem gewonnenen Erkenntnisse von Leuten wie Bob Stuart und vielen anderen umtriebigen Digitalspezialisten mit audiophilem Hintergrund bestätigt. Bei digitaler Musikwiedergabe gibt es eine ganze Menge zu verbessern. Allein das Verständnis für die Gründe musste über viele Jahre gedeihen und wächst noch heute ständig weiter. Keiner würde heute noch einen CD-Player (oder anderen Digital-Player) auf Basis der Technik von 1980 bauen, die seinerzeit von vielen als perfekt bezeichnet wurde. Aber darum geht es hier gar nicht, sondern darum, dass eben dieser Bob Stuart vor einigen Jahren damit angefangen hat, ein Digitalformat für Audio zu entwickeln, welches es kurz gesagt ermöglichen soll, Studio Master Qualität ohne jede Einschränkung zum Verbraucher zu bringen, und zwar über alle Verteilungswege. Also über Online-Streaming ebenso wie als Download oder sogar auf CD. Das Kürzel MQA steht deswegen auch für „Master Quality Authenticated“.
Nun bastelt man nicht eben mal so ein neues Audioformat, geht damit zu den großen Labels, Studios und Herstellern und alle nehmen das mit Kusshand an und verbreiten es. Zudem will man als Entwickler die Entwicklungszeit und den investierten Gehirnschmalz auch anständig bezahlt bekommen, also muss ein Bezahlmodell her, was die Sache gegenüber frei verfügbaren Formaten wie MP3, FLAC oder ALAC noch schwieriger macht. Da muss MQA schon einen echten Mehrwert bieten.
Jedenfalls bedeutet die Etablierung eines neuen Formats extrem viel Überzeugungsarbeit, Zeit und damit Geld. Darum gründete Stuart für MQA ein eigenes Unternehmen. – Vielleicht auch deswegen, um MQA nicht direkt mit Meridian in Verbindung zu bringen, denn welcher Hersteller mag schon etwas direkt von der Konkurrenz übernehmen? MQA musste möglichst unabhängig sein und die Voraussetzungen bieten, um Lizenz-Deals abschließen zu können. Und so langsam kommt die Sache offenbar in Schwung, denn neben Verträgen mit den Major Labels Warner Music Group und Universal Music Group gibt es inzwischen auch eine ganze Reihe von Audio-Geräteherstellern, die MQA-fähige DACs anbieten. Doch dazu müssen wir jetzt erst mal genauer klären, was MQA so besonders macht – oder machen soll…