Audioformat MQA erklärt: Die Zukunft des Audio-Streamings oder pure Geldschneiderei?
Warum überhaupt ein neues Format?Digitale Audioformate lassen sich grob in drei Kategorien unterteilen: Solche mit verlustbehafteter Kompression (z.B. MP3 oder AAC), verlustfrei komprimierte Daten, wie FLAC (Free Lossless Audio Codec) oder ALAC (Apple Lossless Audio Codec) und gänzlich unkomprimierte Files wie WAV. Unterschiedliche Auflösungen (Bit) und Samplingraten (kHz), sowie die Codierung (PCM, DSD und DXD) erst mal außen vor gelassen.
Formate wie MP3 haben den Vorteil einer sehr hohen Kompressionsrate, was im Endeffekt einen geringen Bandbreitenbedarf beim Streaming, bzw. geringen Platzbedarf auf Datenträgern bedeutet. Klanglich bedeutet verlustbehaftete Komprimierung aber immer Einbußen. Auch das ist wieder ein Punkt, den viele Verbraucher erst lernen mussten, die früher davon ausgingen, das 64 kBit/s MP3 völlig ausreichen würden. Später war dann 128kBit/s die „Grenze des hörbaren“, dann 192 kBit/s und inzwischen ist sich die Mehrheit aller anspruchsvolleren Hörer eigentlich einig, dass Verlustbehaftet gar nicht geht. Muss ja auch nicht, weil wir heute viel höhere Übertragungsgeschwindigkeiten im Internet haben und selbst kleine Festplatten für riesige Musikarchive ausreichen. Darum verlieren verlustbehaftete Formate immer mehr an Bedeutung, auch wenn Streaming-Anbieter wie Apple Music noch immer darauf setzen.
Mehr und mehr Anbieter gehen jedoch dazu über, Musik in verlustfrei komprimierten Formaten auszuliefern. Auch die Auflösung und Samplingrate ist dabei längst nicht mehr nur auf das CD-übliche 16 Bit / 44,1 kHz beschränkt. Allerdings tun sich die Anbieter noch schwer damit, die Musik in exakt derselben Qualität auszuliefern, in der sie produziert wurde, also „Studio Master Qualität“. Das
kann heute bis zu 24 Bit / 384 kHz sein, wobei es technisch gesehen noch Luft nach oben gibt. Einige Wandler beherrschen schon heute Samplingraten bis 768 kHz.
Warum nicht direkt in Master-Qualität ausgeliefert wird, hat wohl verschiedene Gründe. Zum Beispiel können sich die Anbieter damit die Option offen halten, dieselbe Musik später vielleicht noch mal zu verkaufen. Heute in limitierter Qualität, morgen nochmal in etwas höherer Qualität. Technisch gesehen spricht zumindest bei Downloads nichts dagegen, völlig unkomprimierte Studio Master Qualität anzubieten. Eine anständige Internetverbindung vorausgesetzt, ist so eine Album-Datei in wenigen Minuten herunter geladen.
Bei Streaming-Diensten, die Musik in unterschiedlicher Qualität anbieten (z.B. Tidal), wird für die bessere Variante stets ein Aufpreis verlang. Das ist insofern nachvollziehbar, weil damit auch die Datenrate bzw. die erforderliche Bandbreite zur Übertragung steigt, was höhere Kosten verursacht. Allerdings ist auch das nicht so ganz schlüssig. Musik in Studio Master Qualität hätte eine Datenrate von ca. 10 MBit/s, was immer noch weniger ist, als ein (komprimierter) 4K Videostream inkl. Audiospur bei Netflix, welcher ca. 15 MBit/s beansprucht. Technisch spräche also kaum etwas dagegen, Musik in allerhöchster verfügbarer Qualität online zu streamen. Und doch wird es sicher noch eine ganze Weile dauern, bis unkomprimierte oder nur leicht eingedampfte Studio-Qualität in FLAC oder ALAC uneingeschränkt für Verbraucher verfügbar wird.
Und da kommt nun (endlich) MQA ins Spiel.