Audioformat MQA erklärt: Die Zukunft des Audio-Streamings oder pure Geldschneiderei?
Die Kunst des digitalen OrigamiMQA wirklich zu verstehen, ist nicht ganz leicht. Und es zu erklären auch nicht. Meine Informationen basieren auf Berichten Dritter und von Leuten, die sich viel intensiver mit der komplexen Materie auseinandersetzen. Und selbst die wissen nicht alles über MQA, weil vieles davon schlicht Betriebsgeheimnis ist. Aber ich werde versuchen, das Wichtigste so einfach wie möglich zusammenzufassen.
MQA soll eine Art Ende-zu-Ende-Lösung für Audio sein. Die Musik soll genau so, wie sie im Studio produziert wurde, beim Endverbraucher ankommen. Das aber nicht als unkomprimierte Daten, sondern in deutlich kompakterer Form mit der Bandbreite einer herkömmlichen CD. Und dazu mit einem Authentifizierungsprozess, der die Datenintegrität sicherstellt. Dazu haben sich Bob Stuart und andere an der Entwicklung beteiligte eine Art Daten-Origami einfallen lassen. Die Ausgangsdatei wird mehrfach „gefaltet“ und in ein herkömmliches Containerformat gestopft. Das kann z.B. FLAC, ALAC oder WAV sein, und sogar die CD eignet sich dazu. Darin liegt einer der großen Vorteile von MQA, denn es ist 100% abwärtskompatibel. Das heißt, auch wenn man keinen geeigneten MQA-Decoder hat (dazu später mehr) kann man MQA-Files zumindest in CD-Qualität auf allen herkömmlichen Geräten abspielen.
MQA hat kürzlich sogar einen ersten
Vertrag mit einem japanischen Label für CDs abgeschlossen. MQA encodierte CDs lassen sich auf jedem Redbook-CD-Player abspielen. Wenn der CD-Player MQA beherrscht (was derzeit nur zwei Geräte von Meridian können), kann die Musik darüber jedoch in Studio Master Qualität wiedergegeben werden.
Die „Magie“ liegt im Codierungs- und Decodierungsprozess der MQA-Files, was in drei Varianten erfolgen kann.
- Software / Core Decoding
- Software / Core Decoding mit Hardware Rendering
- Full Decoding (nur über Hardware)
Lassen wir Bob Stuart das selbst erklären:
Wer noch detaillierter wissen möchte, wie das abläuft, dem empfehle ich diesen hervorragenden Artikel auf computeraudiophile.com (englisch). Kurz zusammengefasst: Für das Core Decoding, was nicht alles, aber einen großen Teil der möglichen Qualität freilegt, reicht zum Beispiel ein MQA-fähiges Programm wie
Audirvana Plus 3 auf dem Mac. Unter den ersten Streaming-Anbietern, die MQA unterstützen, ist Tidal. Deren eigene Desktop-App fungiert ebenfalls als Core Decoder für MQA.
Für die Entfaltung der vollen Qualität wird ein MQA-fähiger DAC benötigt, von denen es inzwischen einige gibt. Bekanntestes Beispiel dürfte der Meridian Explorer² (
Testbericht) sein. Klar, dass Meridian hier eine Vorreiter-Rolle einnimmt. Eine Übersicht aller bisherigen MQA-Partner unter den Herstellern von Wiedergabegeräten finden Sie
hier. Darunter sind beispielsweise Pioneer, Onkyo, Technics und diverse High-End-Hersteller.
Zu dem Prozess gehört aber auch, dass die Dateien schon im Studio für MQA vorbereitet und „authentifiziert“ werden. Durch diesen Prozess sollen MQA-Dateien auch komplett ohne MQA-Decoder schon besser klingen, als „CD-Qualität“. Ob und inwieweit diese Aussage haltbar ist, wurde meines Wissens bislang noch nicht genauer untersucht. Fest steht aber, dass nur dadurch eine echte End-To-End-Lösung realisiert werden kann, die sicherstellt, dass an keinem Punkt der Kette – vom Studio bis zur Wiedergabe beim Hörer – die Qualität kompromittiert wird. Und das bedeutet auch, dass eben diese gesamte Kette MQA-lizenziert sein muss.
Und spätestens da beginnt die Kritik.