Auf Spurensuche: iOS 14 geleakt – wie das System so früh publik werden konnte
Ins Detail gehende Berichte zu bevorstehenden Apple-Produkten sind jedem eifrigen News-Leser wohlvertraut. Dass allerdings eine unveröffentlichte Systemversion schon einige Monate vor der offiziellen Präsentation publik wurde und einen Blick auf unzählige Neuerungen bietet, war hingegen neu. Ein Bericht von Motherboard beleuchtet, wie es dazu kam, dass iOS 14 ans Tageslicht gelangte. Seit Februar kursierte ein interner Build in einschlägigen Kreisen, dessen Ursprung
Motherboard nun nachging. Den Untersuchungen zufolge stammt diese Systemversion von einem Entwickler-iPhone, welches jene frühe Beta von iOS 14 enthielt. Diese war ausschließlich für den internen Gebrauch bestimmt und richtete sich an Apples Entwicklungsabteilungen.
iOS 14: iPhone entführt und weiterverkauftBesagtes iPhone 11 mit iOS 14 wurde offensichtlich entwendet und anschließend von einem chinesischen Händler für "Tausende Dollar" weiterverkauft – was nach einem recht günstigen Preis klingt. Der oder die neuen Besitzer extrahierten die Beta und gaben das System an die Hacker- und Jailbreaker-Szene weiter. Gleichzeitig eröffnete sich noch ein weiterer Markt, denn Sicherheitsspezialisten waren ebenfalls dazu bereit, Geld für den Leak zu bezahlen, um frühzeitig auf die Suche nach Angriffsvektoren zu gehen.
Funktioniert die Geheimhaltung nicht mehr?Jedem Beteiligten war von Anfang an bewusst, dass sich bis zum Erscheinen der finalen Version noch sehr viel ändert, dennoch seien auch frühe Vorab-Builds außerordentlich wertvoll. Ryan Duff vom Cybersecurity-Anbieter SIXGEN betont, man habe noch nie so viele Informationen über eine zukünftige iOS-Version derart früh in Erfahrung bringen können. Laut Duff seien die Geschehnisse auch ein Beleg, dass Apples Geheimhaltung immer schlechter funktioniere. Gleichzeitig bedeute dies nichts Gutes für die Produktsicherheit, denn man habe nun sehr viel Zeit für die Detailanalyse.
Nur eine von vielen Neuerungen: Der App-Switcher
Keine Reaktion von AppleBislang unbekannt ist, welche Konsequenzen Apple aus dem Leak gezogen hat. Die aktuelle Verlagerung großer Teile der Belegschaft ins Home-Office dürfte es aber nicht einfacher machen, unveröffentlichte Produkte von der Außenwelt abzuschotten. In der Szene geht man allerdings davon aus, dass Apple alle Räder in Bewegung setzt, um beteiligte Personen zu identifizieren. Wer erwischt werde, dem drohe das Schlimmste, denn Apple kenne dabei keine Gnade, so ein Sicherheitsspezialist. Motherboard zitiert einen Apple-Mitarbeiter mit den Worten, es sei Entwicklern streng verboten, mit der Presse über den Leak zu sprechen.
Vollzugriff auf das System – und viele Feature-LeaksEntwickler-iPhones mit den entsprechenden Vorab-Builds bieten meist kompletten Root-Zugriff auf das System und sind auf dem Schwarzmarkt begehrte Handelsware. Leaks des gesamten Systems sind für Apple das schlechteste Szenario – viele Sicherheitsmaßnahmen lassen sich dann von Hackern direkt analysieren und das System kann beliebig vervielfältigt werden. Einfangen könne man die Vorabversion von iOS 14 allerdings nicht mehr, denn seit Februar sei der Build in der Hand sehr vieler Hacker und Sicherheitsexperten. Auch 9to5mac verfügt bekanntlich über eine Kopie und schlachtete die Erkenntnisse in unzähligen Newsmeldungen aus. Nicht nur neue Funktionen, auch Hardware-Pläne sickerten daher durch. Eine Auswahl an Meldungen zu iOS 14 haben wir unterhalb des Artikels angeführt.