Aus Apples Geschichte: Steve Jobs rettet eine Audio-App vor der Musikindustrie
Die Zeiten, in denen Musik-CDs mit einem Kopierschutz versehen wurden, sind bekanntlich lange vorbei. Mittlerweile fristen die Scheiben ohnehin nur noch ein Schattendasein, Streamingdienste wie Apple Music und Spotify beherrschen den Markt (siehe
). Die Musikindustrie hat sich dem digitalen Wandel angepasst und bekämpft ihn – anders als noch vor zehn oder zwanzig Jahren – schon seit geraumer Zeit nicht mehr. Das sah 2003 noch ganz anders aus: Damals nahm die mächtige Recording Industry Association of America (RIAA) eine Mac-Software ins Visier, mit welcher man beliebige Audioinhalte aufzeichnen konnte, also auch Stücke von kopiergeschützten CDs oder aus iTunes.
RIAA interessierte sich für Audio HijackAudio Hijack, so der Name der Mac-App des Unternehmens Rogue Amoeba, kam 2002 auf den Markt. Etwa ein Jahr später fiel den Entwicklern eine Bestellung auf, welche mit einer der RIAA zuzuordnenden E-Mail-Adresse aufgegeben wurde. Bei CEO Paul Kafasis schrillten daraufhin einem
Blogpost zufolge die Alarmglocken. „Wir waren sehr besorgt darüber, dass der Branchenverband sich der Existenz unseres Produkts bewusst war“, schreibt der Mitgründer von Rogue Amoeba. Schließlich sei die RIAA damals äußerst prozessfreudig gewesen, was der Stimmung bei der Feier zum einjährigen Jubiläum von Audio Hijack einen Dämpfer versetzte.
Steve Jobs erteilte der Musikindustrie eine AbsageKafasis und seine Mitarbeiter befürchteten, von der RIAA verklagt zu werden und die Mac-App vom Markt nehmen zu müssen. Der Branchenverband ließ jedoch nach der verdächtigen Bestellung nichts von sich hören, und so gibt es Audio Hijack bis heute. Den Grund für die vermeintliche Zurückhaltung der Musikindustrie erfuhr Rogue Amoeba allerdings erst jetzt: Steve Jobs höchstpersönlich hatte sich laut dem Podcaster Adam Curry für die Software eingesetzt. Audio Hijack wurde damals in der aufkommenden Podcast-Szene häufig für die Produktion genutzt, der Apple-Chef betrachtete die App daher als unverzichtbar im Hinblick auf das Inhalte-Angebot von iTunes. Jobs wies daher im Jahr 2005 das Ansinnen der RIAA zurück, diese Software und andere Programme von Rogue Amoeba auf dem Mac zu blockieren. Das Machtwort des Apple-Chefs hatte offenbar so großes Gewicht, dass der Softwarehersteller bis heute von juristischen Nachstellungen seitens der Musikindustrie verschont blieb. Ohne das Eingreifen von Steve Jobs, davon ist Paul Kafasis überzeugt, wäre die Angelegenheit wahrscheinlich anders ausgegangen.