Aus Protest gegen Googles Prüfungen: Transmit und iA Writer sagen Google Adieu
Die Macher des beliebten Dateimanagers „Transmit“ haben bekannt gegeben, dass sie den Support für Google Drive aufgrund von Googles zunehmend restriktiven Sicherheitsanforderungen einstellen. Damit folgt man der Entscheidung des
iA Writer-Teams, das sich sogar komplett von der Android-Plattform verabschiedet. Auch andere Entwickler beschweren sich über die von Google geforderten jährlichen Sicherheitsüberprüfungen. Sie seien schlicht und einfach zu aufwendig und teuer.
Google-Richtlinien zu streng?Seit 2019 verschärft Google kontinuierlich die Richtlinien für Apps, die auf Google Drive zugreifen. Die neuen Regeln sehen unter anderem jährliche Code-Prüfungen vor, die erhebliche Zeit und finanzielle Ressourcen erfordern. Wie Panic, das Unternehmen hinter Transmit, erklärte, verlangte Google anfangs eine selbst durchgeführte Code-Überprüfung. Dafür stellte Google eine Docker-Umgebung bereit, die jedoch aufgrund technischer Probleme nicht funktionsfähig war. Die Entwickler von Transmit verbrachten über eine Woche damit, diese Umgebung zu debuggen – ohne dass dabei Probleme in der App gefunden wurden. „Niemand hat von diesem Prozess profitiert. Nicht Google, nicht wir und vor allem nicht unsere Nutzer“, erklärte das Team.
Unberechenbar und unwirtschaftlichEinige Monate später änderte Google jedoch die Bedingungen erneut: Entwickler durften den Code nun nicht mehr selbst scannen, sondern mussten externe Unternehmen beauftragen. Die damit verbundenen Kosten waren für kleine Unternehmen wie Panic nicht tragbar. Man sah sich daher gezwungen, die Unterstützung für Google Drive vollständig einzustellen. Nicht nur Transmit, auch das Team hinter der beliebten Schreib-App iA Writer hat sich entschieden, auf die Nutzung von Google Drive zu verzichten. iA hat sogar beschlossen, die Entwicklung der Android-Version komplett einzustellen. In einem
Blogbeitrag erklärte der Gründer Oliver Reichenstein, dass die fortlaufenden Anforderungen von Google, insbesondere im Zusammenhang mit API-Sicherheitsprüfungen, die Weiterentwicklung der App unwirtschaftlich machten.
Absurde ForderungenUm die geforderten Änderungen umzusetzen, habe sein Team fünf Monate und 55 Updates benötigt, berichtet Reichenstein. Doch trotz aller Bemühungen äußerte Google erneut Bedenken und empfahl die Verwendung einer schreibgeschützten Lösung – was für eine Schreib-App ziemlich absurd erscheint. Diese überzogenen Anforderungen, gekoppelt mit den hohen Kosten und dem anhaltenden Problem der Software-Piraterie, führten schließlich dazu, dass iA Writer nicht mehr für Android angeboten wird.
Kleine Entwickler schauen in die RöhreBeide Entwicklerteams betonen, dass die neuen Richtlinien von Google besonders für kleinere Unternehmen eine große finanzielle Belastung darstellen. Die jährlichen Sicherheitsüberprüfungen können laut iA Writer „ein bis zwei Monatsgehälter“ kosten, was bei der ohnehin knappen Marge vieler Apps einen erheblichen Einschnitt darstellt. Oliver Reichenstein vergleicht die Situation mit einem „immer enger werdenden Würgegriff“, der es kleinen Entwicklern nahezu unmöglich macht, wirtschaftlich auf Plattformen wie Android zu agieren.