Aus Protest gegen Missbrauch: IBM entwickelt keine Gesichtserkennung mehr
Für den normalen Anwender ist IBM ziemlich von der Bildfläche verschwunden, denn der einstige PC-Gigant ist schon lange nicht mehr im klassischen Hardware-Business tätig. Seit Jahren liegt der Fokus auf Software und Forschung, unter anderem auch im Bereich von Technologien zur Gesichtserkennung. In einem Schreiben an den Kongress verkündete Big Blue nun allerdings, sich aus diesem Tätigkeitsfeld zurückzuziehen ("IBM no longer offers general purpose IBM facial recognition or analysis software"). Dies geschieht aus Protest gegen Massenüberwachung sowie Einschränkung persönlicher Freiheitsrechte. Es sei Zeit für einen öffentlichen Diskurs, inwieweit es Ermittlungsbehörden erlaubt sein soll, flächendeckend auf kamerabasierte Identifizierung von Personen zu setzen. Das
komplette Schreiben samt Forderung nach einer Polizeireform veröffentlichte IBM auf der eigenen Webseite. IBM stellt nicht nur die Forschung an derlei Systemen ein, sondern stoppt zusätzlich auch den Vertrieb bestehender Lösungen.
Massenüberwachung und zwielichtige DatengewinnungIBM kritisiert damit wohlgemerkt nicht Technologien wie beispielsweise Face ID, sondern Überwachungssysteme, mit denen im großen Stile Daten gesammelt werden. Forscher fanden zunehmend Hinweise darauf, dass IBMs Systeme für genau diese Zwecke zum Einsatz kommen – was laut IBM nie Sinn der Forschung war. Alle Seiten müssten ein hohes Maß an Verantwortungsbewusstsein zeigen und neue technische Möglichkeiten unter verschiedenen Gesichtspunkten beleuchten. Künstliche Intelligenz sei beispielsweise ein mächtiges Werkzeug, das auch der Polizei helfen könne, Bürger zu schützen. Gleichzeitig gelte es aber, Transparenz zu zeigen und zu dokumentieren, auf welche Weise Datenerhebung erfolgt. Damit spielt IBM auf große Datenbanken an, welche durch systematisches Durchforsten von Bildernetzwerken entstanden. IBM will den eigenen Aussagen zufolge mit der jüngsten Entscheidungen einen Beitrag für Gerechtigkeit und Gleichberechtigung leisten.