Ausblick: So wird das Technikjahr 2015
2015: Fotografisches Innovationsjahr?Es hat zwar nie ganz aufgehört, aber das Megapixel-Rennen hat in den vergangenen ca. zwei Jahren doch deutlich an Fahrt verloren. Inzwischen ist den meisten Fotografen klargeworden, das 16, 20 oder vielleicht 24 Megapixel in den meisten Fällen mehr als ausreichend sind, um selbst bei größeren Prints keine Qualität zu verschenken. Dennoch gibt es einen Bedarf für deutlich mehr Pixel, welcher dem Wunsch nach größerem Dynamikumfang oder besserer High-ISO-Performance entgegen steht. Im neuen Jahr
könnte das Megapixel-Rennen daher wieder an Schwung gewinnen.
So hat beispielsweise Canon schon durchklingen lassen, dass man die Kundschaft mit unstillbarem Bedarf an Auflösung in diesem Jahr bedienen will. Vollformat- oder APS-C-
Kameras mit 40 Megapixeln und mehr könnten daher in diesem Jahr das Licht der Welt erblicken. Einen anderen Ansatz verfolgt offenbar Olympus. Ihr Micro Four Thirds System mit deutlich kleineren Sensoren als Vollformat hat aufgrund der geringeren zur Verfügung stehenden Fläche prinzipiell das Nachsehen, wenn es darum geht, möglichst viele Pixel darauf unterzubringen, ohne dass diese zu klein werden und die Empfindlichkeit darunter stark leidet. Der Trick, der momentan durch die Gerüchteküche grassiert: Mit Hilfe des Sensor-Stabilisierungssystems soll der Sensor blitzschnell minimal in vier Richtungen verschoben und dabei vier Aufnahmen gemacht werden. Daraus errechnet die Kamera dann ein Bild mit mehrfacher Auflösung. Auch wenn der Sensor selbst nur 16 Megapixel bietet,
sollen so Aufnahmen mit mehr als 40 Megapixeln möglich werden. Die Technik könnte bereits Anfang des Jahres mit der Vorstellung des Olympus E-M5-Nachfolgers Einzug halten. Ob’s was wird und wie gut es klappt, wird genügend Diskussionsstoff bieten.
Aber die Hersteller, allen voran Sony, haben noch mehr Pfeile im Köcher, die mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit im Laufe dieses Jahres verschossen werden. So steht beispielsweise ein Sensor im Raum, der Farben nicht durch vorgelagerte Farbfilter, sondern auf Pixelebene generiert (Active Pixel Color Sampling). Lästige Moiré-Muster und andere Nachteile durch das Bayer-Filterprinzip könnten damit der Vergangenheit angehören. Ebenso könnte 2015 das Durchbruchsjahr für den ersten Fotosensor mit echtem
„Global Shutter“ und ausreichend hoher Auflösung werden. Das heißt, die Belichtungszeit wird dann nicht mehr durch einen elektromechanisch gesteuerten Schlitzverschluss gesteuert, sondern vom Bildsensor selbst. – Ein längst überfälliger Schritt, der viele Vorteile bringt, technisch aber nicht ganz einfach ist und daher seine Zeit braucht(e). Zumindest hat 2015 damit das Potenzial für große technologische Fortschritte für Foto- und Videografen.
Eine große Frage, die seit längerer Zeit im Raum steht: Werden Canon und Nikon, die (noch) Marktführer der Fotobranche, in diesem Jahr endlich einen ernsthaften Einstieg in das Segment der spiegellosen Systemkameras wagen? Die 2012 vorgestellte EOS-M entpuppte sich leider als erschreckend halbherziger Versuch von Canon und wurde zudem nicht weiterentwickelt. Ähnlich sieht es mit Nikons „1“-Serie aus, die trotz einiger technischer Schmankerl keine echte Konkurrenz für die besten Mirrorless-Systeme anderer Hersteller ist. Nun verdichten sich die Zeichen, dass zumindest Canon in diesem Jahr einen neuen, ambitionierteren Versuch starten könnte, um das CSC-Feld von hinten aufzurollen. Wir lassen uns überraschen.
Werden Canon und Nikon in diesem Jahr mit neuen Modellen im CSC-Markt angreifen?
Die sonstigen Prognosen: Vor allem
Kompaktkameras aber auch SLRs werden weiter an Bedeutung verlieren, CSCs hingegen weiter die Schlagzeilen beherrschen. Gleichwohl ist inzwischen ein gewisser Sättigungsgrad erkennbar. Das Gros der Fotobegeisterten ist inzwischen gut mit Hardware versorgt und kauft sich nicht jedes Jahr eine neue Kamera. Die Hersteller müssen sich daher mächtig ins Zeug legen, um mit neuen Technologien und Funktionen das Interesse hoch zu halten. Natürlich spielen dabei auch hochwertige Objektive eine wichtige Rolle, obwohl die Mehrheit aller Hobbyfotografen kaum mehr als ein oder zwei (Kit-) Objektive nutzt. Die vergleichsweise kleine Gruppe von Enthusiasten verlangt aber nach immer besseren Optiken, egal ob Festbrennweiten oder Zoom. Und natürlich spielt für viele die Videofähigkeit der Kamera eine große Rolle. 4K-Aufzeichnung dürfte in diesem Jahr nahezu Mainstream für bessere CSCs werden.
2015 ist übrigens kein Photokina-Jahr. Die wichtigste Messe rund um Fotografie findet erst wieder im September 2016 statt.