Australien wagt sich vor: iMessage-Vollverschlüsselung kann nun verboten werden
Was für viele Nutzer ein Anliegen ist, erfreut andere Stellen ganz und gar nicht. Somit kann Apple zwar viel Zuspruch durch konsequenten Fokus auf komplette Verschlüsselung gewinnen – gleichzeitig aber auch viel Ablehnung von Behördenseite. Die schon unzählige Male wiederholte Diskussion lässt sich immer wieder auf zwei Argumente reduzieren. Ermittler kritisieren, Verbrecher erhalten durch Vollverschlüsselung ein perfektes Werkzeug zur Durchführung ihrer Taten. Apple und andere Gegner bewusst eingebauter Hintertüren argumentieren, jene Schwachstellen werden nicht nur von den Guten, sondern auch von den Bösen ausgenutzt. Australien ist jetzt bereits einen Schritt weiter und stellte sich mit
neuer Gesetzgebung auf die Seite der Vollverschlüsselungs-Gegner. Als erstes großes Land der Welt setzte Australien durch, dass Hersteller bewusst Schwachstellen in ihrer Software unterzubringen haben.
Drei Eskalationsstufen vorgesehenNatürlich schreibt das Gesetz nicht explizit Sicherheitslücken vor – genau dies ist aber die Konsequenz. Sobald vollverschlüsselte Kommunikation ein irgend geartetes Einfallstor erhält, ist die grundsätzliche Wirksamkeit des Prinzips kompromittiert. Momentan könnte Apple nämlich, auch wenn man wollte, nicht in die iMessage-Kommunikation einbrechen. Die neuen Vorgaben für Technologiekonzerne sehen ein dreistufiges Verfahren vor. Von Behördenseite kann es den "Technical assistance request", die "Technical assistance notice" oder gar eine "Technical capability notice" geben.
Während der erste Schritt freiwilliger Natur ist und eher darum bittet, zum Schutz der nationalen Sicherheit beizutragen, will die verschärfte Variante bereits entschlüsselte Daten. Dies trifft allerdings nur zu, wenn das Unternehmen ohnehin schon unverschlüsselte Daten erhalten kann (wie beispielsweise das iCloud-Backup).
Kritisch wird es in Stufe 3Der richtige Hammer kommt aber in Eskalationsstufe 3. Hier heißt es explizit, der Generalstaatsanwalt könne Unternehmen dazu verpflichten, neue technische Möglichkeiten zu schaffen, um Kommunikation zu entschlüsseln. Genau dieser Punkt sorgt für Protest – eine Koalition aus den Tech-Giganten des Silicon Valleys bezeichnet das Gesetz als Schritt, mit dem Australien aus der restlichen Welt ausschere. Laut Apple sei die Vorgabe "gefährlich verschwommen" und setze Millionen Nutzer neuer Gefahren aus, um gegen einige wenige ermitteln zu können. Ab diesem Zeitpunkt können auch Hacker und Spione in die Messenger eindringen, nicht nur Behörden.
Natürlich muss sich erst zeigen, ob das Gesetz wirklich auch zur Anwendung kommt und fortan alle großen Hersteller zu drastischen Maßnahmen gezwungen werden. Ein Präzedenzfall ist aber geschaffen, denn weitere Länder zum Vorbild nehmen könnten. iMessage und Co. wären damit nicht mehr, was sie heute sind.