Auf der WWDC letzten Montag hat Apple bekanntgegeben, dass BMW als erster Automobilhersteller CarKay unterstützen wird, um das iPhone als "vollwertigen" digitalen Autoschlüssel nutzen zu können. BMW hat eine recht lange Tradition in der Unterstützung von Apple-Technologien. So haben die Bayern als erster Autohersteller den iPod umfassend in ihre Fahrzeuge integriert, Apple CarPlay komplett kabellos angeboten und können sich nun auf die Fahne schreiben, als erster Autohersteller die Unterstützung für Apple CarKey zu bieten.
BMW Digital Key für das iPhoneBMW nennt seine Implementation von Apple CarKey "Digital Key für das iPhone". Besitzer können ihren BMW durch Halten des iPhones an den Türgriff entriegeln und verriegeln und den Motor starten, indem sie das iPhone im Smartphone-Fach ablegen und den Startknopf drücken. Der Digital Key kann via BMW Smartphone App eingerichtet werden, wobei der eigentliche "Key" in der Wallet App abgelegt und im Secure Element des NFC-Chips (nicht zu verwechseln mit der
Secure Enclave in iDevices) im iPhone gespeichert wird.
Der Fahrzeugbesitzer kann die Zugriffsrechte mit bis zu fünf Freunden oder Familienmitgliedern teilen. Der Schlüssel kann auch per iMessage geteilt werden. Mit der Funktion "Restricted Key" besteht die Möglichkeit, unter anderem die Höchstgeschwindigkeit und Motorleistung sowie die maximale Lautstärke des Radios zu begrenzen. Ebenso kann verhindert werden, dass Fahrsicherheitssysteme wie Dynamic Stability Control (DSC) und die "Intelligent Safety" ausgeschaltet werden. Beispielsweise, um eventuell ungestümen Fahranfängern das teure Fahrzeug guten Gewissens anzuvertrauen.
Wer ganz besonders vorsichtig sein will, kann den standardmäßig aktivierten "Express Mode" des Digital Key abschalten. Mit Express Mode muss das iPhone zum Öffnen und Starten nicht entsperrt werden. Wird die Funktion hingegen deaktiviert, ist zum Aufschließen und Starten des BMW die Identifikation via FaceID, TouchID oder Passcode erforderlich.
Wer nun befürchtet, sein Auto bei leergesaugtem iPhone-Akku nicht mehr öffnen und starten zu können, kann einigermaßen beruhigt sein. Es gibt einen Batterie-Notmodus, in dem der Digital Key auch bei ausgeschaltetem iPhone noch bis zu fünf Stunden funktionsfähig ist.
Der BMW Digital Key ist auch mit der Apple Watch (ab Serie 5) kompatibel.
Apple und die BMW Group haben eng mit dem Car Connectivity Consortium (CCC) zusammen gearbeitet, um die Einrichtung weltweiter Standards voranzutreiben. Die Digital Key Spezifikation 2.0 für NFC wurde im Mai 2020 veröffentlicht, während die nächste Generation des Digital Key mit Ultrabreitbandtechnologie (UWB) bereits entwickelt wird.
Verfügbarkeit für BMW-Modelle und iPhonesBMW Digital Key für iPhone wurde für folgende Modellserien angekündigt: 1, 2, 3, 4, 5, 6, 8, X5, X6, X7, X5M, X6M und Z4, sofern nach dem 1. Juli 2020 hergestellt. Kompatible iPhone-Modelle sind das iPhone XR, das iPhone XS und neuere Modelle sowie die Apple Watch ab Serie 5. Weitere Informationen
hier.
Nachteile und EinschränkungenAuf Rückfrage von Rewind bestätigte BMW gewisse Einschränkungen der ersten Digital-Key-Lösung. Demnach werden, wie im Absatz zuvor angemerkt, tatsächlich nur Fahrzeuge kompatibel sein, die
ab Juli 2020 ausgeliefert werden. Und dann auch nur Autos, die mit der Option Komfortzugang
* (SA 322) und den Connected Drive Services
* (SA 6AE) bestellt wurden. Ein kompatibles iPhone und der BMW muss mit der persönlichen BMW ID verbunden sein (z.B. über die MyBMW App). Für alle früher hergestellten BMW, auch wenn diese über BMW OS7 und eine drahtlose Ladeschale verfügen, wird CarKey nicht nachrüstbar sein.
*Je nach Modell fallen Zusatzkosten von mindestens 600 Euro für den Komfortzugang an (welcher teilw. nur in Zwangskopplung mit Ambientelicht erhältlich ist), sowie weitere 500 Euro für Telefonie Wireless Charging. Beispiel: Komfortzugang inkl. Digital Key kostet für den 1er im "Comfort Paket Professional" 1.700 Euro Aufpreis. Darin sind allerdings noch weitere Ausstattungen wie Lenkradheizung, Klimaautomatik und Sitzheizung enthalten. Die für deutsche Autohersteller typische Aufpreispolitik mit teils extrem undurchsichtigen Zwangskopplungen und Paketen macht eine pauschale Aussage über die für CarKey nötigen Aufpreise nahezu unmöglich.
Bei der Nutzung gibt es eine weitere Einschränkung: Zum Starten des Fahrzeugs muss das iPhone zwingend in die Ladeschale gelegt werden (die sich bei einigen Modellen relativ schlecht zugänglich vor den Gangwahlhebel und unter einer Abdeckung befindet). Danach kann das iPhone zwar wieder entnommen werden, aber das schränkt den Komfort natürlich deutlich ein. Der herkömmliche Funkschlüssel neuerer BMW-Fahrzeuge kann dagegen zum Starten in der Hosen- oder Jackentasche verbleiben. Auch die Notwendigkeit, das iPhone zum Öffnen des Fahrzeugs einmal direkt an den Türgriff halten zu müssen (was auch nur an der Fahrertür funktioniert), ist im Grunde weniger komfortabel, als die üblichen Funkschlüssel oder Keyless-Go-Systeme.
Bei Nutzung einer kompatiblen Apple Watch kann das Fahrzeug immerhin
etwas komfortabler durch Halten der Uhr an den Türgriff ent- und verriegelt werden. Zum Starten des Motors muss aber letztendlich dennoch das iPhone in die Ladeschale gelegt werden. Zwar könnte man auch die Watch an die Ladeschale halten und gleichzeitig den Startknopf drücken, aber das stelle ich mir beispielsweise in einem Z4 und mit der Uhr am linken Handgelenk ziemlich akrobatisch vor. Ich habe das spaßeshalber mal für Sie simuliert:
How to start your BMW using CarKey and the Apple Watch:
FazitCarKey mag irgendwann in der Zukunft mal eine Lösung sein, um den klassischen Autoschlüssel in Rente zu schicken. Unter Berücksichtigung der zuvor genannten Einschränkungen wird der Sinn und Nutzen von CarKey jedoch stark relativiert. Neben den Hardware-Voraussetzungen, die eine Nachrüstung in bestehenden Fahrzeugen offenbar ausschließen, sowie den teils erheblichen Kosten für nötige Ausstattungsoptionen, ist auch die Nutzung vergleichsweise unpraktisch. Da bleibt nur zu hoffen, dass die bereits in Entwicklung befindliche nächste Generation des Digital Key anwenderfreundlicher (und günstiger) sein wird.
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Außerdem angekündigt: Intelligente Routen für BMW Elektrofahrzeuge in Apple MapsAuf WWDC hat Apple zudem eine neue Funktion für Apple CarPlay angekündigt, die bei der Routenberechnung automatisch Ladestationen und -zeitpunkte berücksichtigt und dadurch die Nutzung von Elektrofahrzeugen für CarPlay Nutzer auf längeren Strecken einfacher machen soll. Das Fahrtziel kann vorab auf dem iPhone oder beim Einsteigen direkt in Apple CarPlay eingegeben werden: In beiden Fällen bezieht Apple Maps die elektrische Reichweite und die entlang der Strecke befindlichen Ladestationen mit ein und berechnet so die optimale Route. BMW wird diese Funktion erstmals im vollelektrischen BMW i4 anbieten, der nächstes Jahr auf den Markt kommt.