Backstage bei ELAC: So entsteht ein Hochklasse-Lautsprecher
Wir alle lieben Musik und genießen sie heutzutage zu fast jeder Gelegenheit. Lautsprecher und Kopfhörer machen es möglich. Dabei sind Schallwandler inzwischen eine so selbstverständliche Technologie, dass wir uns kaum Gedanken darüber machen, wie so ein Produkt im Detail wohl aussieht oder entsteht. Insbesondere in technisch sehr hochwertigen Lautsprechern steckt manchmal viel mehr Handarbeit und Liebe zum Detail, als man denkt. Da lohnt sich ein näherer Blick.
Das Kieler Traditionsunternehmen ELAC hat zu seinem 90-jährigen Bestehen und nach einem innerstädtischen Umzug zur Einweihung seines neu bezogenen Firmengebäudes Fachpresse und Vertriebspartner aus aller Welt zu einem Besuch eingeladen. Dabei gab es auch die Gelegenheit, die Lautsprecherfertigung näher in Augenschein zu nehmen.
Bevor es mit der Firmen- und Werksbesichtigung losgeht, ganz kurz ein paar Worte zur Firmenhistorie. Ganz kurz deshalb, weil es über ein Unternehmen, das bereits seit 1926 existiert, so viel zu erzählen gäbe, dass es den eigentlichen Rahmen total sprengen würde. Extreme Höhen und Tiefen prägen die Geschichte der Firma.
In den Gründerjahren war die ELAC Electroacustic GmbH noch kein Lautsprecher- oder HiFi-Hersteller. Zunächst wurden vor allem nautische Produkte wie Sonargeräte für die Schifffahrt hergestellt. Technologie, die leider auch für militärische Zwecke genutzt werden konnte, wodurch das Unternehmen bis kurz vor Ende des 2. Weltkrieges bis auf eine Größe von rund 5.000 Mitarbeitern anwuchs. Nach den Wirren des Krieges verboten die Besatzungsmächte die Fertigung solcher Produkte und ELAC musste sich auf "harmlose" Verbraucherprodukte konzentrieren. So produzierte man beispielsweise Nähmaschinen, Wagenheber, Luftpumpen und den ersten Radiowecker überhaupt. Das Werk wurde auf die Größe von 1938 verkleinert und die Mitarbeiterzahl auf 248 verringert. 1948 stellte ELAC dann seinen ersten Plattenspieler, genauer gesagt Plattenwechsler, unter dem Namen
Miracord PW1 vor. Ein großer Meilenstein hin zur Unterhaltungselektronik.
Bis weit in die siebziger Jahre lief das Geschäft gut, doch dann kam es zu Schwierigkeiten. Anfang der achtziger Jahre führte dies zu einer Insolvenz und einer Aufspaltung des Unternehmens in die ELAC Electroacustic GmbH, die an einem anderen Standort in Kiel Audioprodukte fertigte, und ELAC Nautik. Letzteres wurde später von Honeywell und danach wieder von anderen Unternehmen aufgekauft, wodurch die Verbindung der beiden Firmen mehr und mehr verloren ging.
Die Vorstellung der Compact Disc auf der Funkausstellung im Jahr 1981 bedeutete für ELAC einen weiteren schweren Rückschlag, denn binnen weniger Jahre schrumpfte dadurch der Markt für Plattenspieler dramatisch. Also konzentrierte man sich hauptsächlich auf den Bau von Lautsprechern, mit denen das Unternehmen bis heute auf mittelständischem Niveau sehr erfolgreich ist und sich weltweit einen exzellenten Ruf erarbeitet hat.
Doch der Markt ist inzwischen erneut im Wandel. Traditionelle Audiosysteme verlieren immer mehr an Bedeutung. Smart Audio und vernetzte Systeme kannibalisieren den Markt:
Um frühere Fehler nicht zu wiederholen, investiert ELAC deswegen zur Zeit stark in den Ausbau seiner Produktpalette hin zu besagten Smart/Connected Audiosystemen. Der
kürzlich in Rewind getestete Discovery Music Server ist eines der ersten Produkte in diesem Bereich. Weitere werden folgen. Und auch Plattenspieler baut ELAC wieder, denn die LP erlebt nach wie vor ein erstaunliches Revival, auch wenn der Markt im Ganzen gesehen natürlich relativ klein sein mag. Zudem hat ELAC vor etwas über einem Jahr einen Firmenableger an der Westküste der USA gegründet, wo verstärkt Märkte wie Custom Installation bedient werden sollen. Ein Bereich, der bei uns keine besonders große Rolle spielt, in den USA aber schon.
So weit der "ganz kurze" Abstecher in die Firmenhistorie. Begleiten Sie mich auf den folgenden Seiten bei meinem Firmenbesuch und Rundgang durch die ganz neu installierten Fertigungshallen von ELAC.