Bericht: App-Daten von Millionen iPhone-Nutzern landen auf russischen Servern
Yandex spielt außerhalb Russlands keine allzu große Rolle, ist zwischen Kaliningrad und Wladiwostok aber der größte Suchmaschinen-Anbieter. Darüber hinaus offeriert das offiziell in Amsterdam ansässige Unternehmen, dessen operative Zentrale sich allerdings in Moskau befindet, über 70 weitere Services, unter anderem einen Kartendienst, ein Wörterbuch und ein Nachrichtenportal sowie einen Streamingdienst. Zudem verfügt der Konzern mit Metrica über ein Web-Analyse-Tool, das mit Google Analytics vergleichbar ist. Des Weiteren stellt Yandex App-Entwicklern ein spezielles Framework namens AppMetrica zur Verfügung, welches sie in ihren Anwendungen für bestimmte Auswertungen nutzen können.
Datensammlung betrifft mehrere hundert Millionen NutzerDiese API sammelt laut einem Bericht der
Financial Times (Bezahlschranke) massenhaft Daten von iPhone- und iPad-Nutzern sowie Besitzern von Android-Smartphones, auch wenn diese keine Apps von Yandex auf ihren Geräten einsetzen. Die Informationen werden dann an Server in Russland übermittelt. Der entsprechende Code ist dem US-amerikanischen Sicherheitsforscher Zach Edwards zufolge in rund 52.000 Anwendungen für iOS und Android enthalten. Betroffen sind wahrscheinlich mehrere hundert Millionen User. Edwards' Entdeckung wurden nach Angaben der britischen Zeitung von vier weiteren Experten bestätigt, die unabhängig voneinander entsprechende Tests durchführten.
Yandex: Identifizierung von Usern ist "sehr schwierig"Yandex bestätigte gegenüber der Financial Times die Datensammlung und die Übermittlung an die in Russland betriebenen Server. Das Unternehmen gab aber an, es sei "extrem schwierig, die Nutzer anhand der erhobenen Informationen zu identifizieren." Der Wahrheitsgehalt dieser Aussage lässt sich allerdings naturgemäß nicht überprüfen. Sicherheitsexperten gehen jedoch davon aus, dass allein die Art der von Yandex gesammelten Metadaten eine Erkennung einzelner User ermöglicht.
Apple: App Tracking Transparency unterbindet ÜbermittlungBrisant ist die Entdeckung insbesondere, weil zu den Anwendungen mit AppMetrica unter anderem zahlreiche Messenger, Programme zum Teilen von Standorten und VPN-Tools gehören. Unter den letzteren sind zudem sieben Apps zu finden, die sich speziell an ukrainische Nutzer wenden. Hinzu kommt, dass Yandex als in Russland operativ angesiedeltes und in dem Land tätiges Unternehmen vom Staat gesetzlich zur Übermittlung dieser Daten verpflichtet werden kann. Der Konzern betonte, man verfolge bei entsprechenden Anfragen eine strikte Linie und lehne die Herausgabe ab, wenn die rechtlichen und prozeduralen Anforderungen nicht erfüllt seien. Apple wies auf Anfrage darauf hin, dass sich die Datenübermittlung von AppMetrica auf iPhones und iPads mithilfe von App Tracking Transparency unterbinden lässt.