Bericht: Apple schafft 3D Touch wieder ab
Eine der Neuerungen des iPhone 6s, vorgestellt im September 2015, war 3D Touch. Damit kann das Touch-Display nicht mehr nur Eingaben, sondern auch die Druckstärke des Fingers erfassen. Während neue iPhones mit Ausnahme des iPhone SE fortan allesamt 3D Touch erhielten, setzte Apple die Funktion nie für das iPad um. Berichten
zufolge plant Apple aber auch für zukünftige iPhones kein 3D Touch mehr – ab kommenden Jahr gebe es keine Gerät mit der Displaytechnologie mehr. Blickt man auf Apples halbherzige Umsetzung, die nur im Kontrollzentrum wirklich durchdacht ausfällt, so ist dies kein allzu großer Verlust.
3D Touch: An halbherziger Umsetzung gescheitertSchon jetzt ist häufig die Kritik zu hören, wie viele versteckte Funktionen iOS (und Android) aufweisen. Je nachdem von welcher Richtung der Finger auf das Display gelangt, können ganz unterschiedliche, zum Teil überraschende Funktionen geschehen. Bei iOS-Spielen, die ein wichtiges Bedienelement an der unteren Seite angebracht haben, sind die Varianten ungewollter Überraschungs-Fingeraktionen beispielsweise "App schließen" (iPhone X), "Dock anzeigen" (iPad) oder Kontrollzentrum ausfahren (iPhone & iPad). 3D Touch fügte noch einen weiteren, unvorhersehbaren Aspekt hinzu, denn einfach nur den Finger auf das Display zu hämmern, löst oft noch ganz andere Reaktionen aus. Einen technisch weniger kundigen Nutzer, der nichts von verschiedenen Druckstärken weiß, kann dies durchaus vor Probleme stellen. Warum reagiert ein Element nun völlig anders als noch gerade eben?
Mit viel Schwung auf ein App-Icon zu tippen, ermöglicht entweder Zugriff auf Hauptfunktionen der App (sinnvoll) – oder das "Teilen" der App (was sicherlich kaum ein Nutzer bislang ernsthaft benötigte). Anstatt 3D Touch konsequent und systemweit als eine Art Kontextmenü zu verwenden, blieb es bei mäßig hilfreichen Zusatzfunktionen. Da wie erwähnt nur bestimmte iPhone-Modelle überhaupt 3D Touch mitbringen, ist die Druckstärke-Erfassung auch für Entwickler nicht übermäßig interessant. Wäre 3D Touch eine Art Rechtsklick, also ähnlich umgesetzt wie auf dem Mac, könnte man hingegen App- und Systemfunktionalität sinnvoll erweitern. Niemand müsste 3D Touch verwenden, aber sowohl bei gewollter als auch ungewollter Betätigung böte es gleichsam Mehrwert.
Warum Apple 3D Touch außerdem streichtMehreren Stimmen zufolge will Apple daher ab kommendem Jahr auf 3D Touch verzichten. Nicht nur der geringe Nutzen, auch die hohe technische Komplexität sei ein Grund dafür. Die erforderlichen Sensoren machen Displays deutlich schwieriger sowie kostenintensiver zu fertigen und stellen die Ingenieure vor große Herausforderungen. Wäre 3D Touch eine wichtige Funktion, die von den meisten Nutzern begeistert verwendet wird, sähe es sicher anders aus – bei der aktuellen Umsetzung hingegen rechtfertigt wohl der Aufwand keinen Fortbestand. Das kommende iPhone 6,1" soll bereits auf 3D Touch verzichten. Der angeblich geplante Einsatz eines CGS-Displays ("Cover Glass Sensor"), bei dem sich der Touch-Sensor nicht im Display, sondern auf einer gesonderten Glasschicht befindet, mache die Displays robuster und dennoch leichter – doch auch teurer. Um dies zu kompensieren, streiche Apple 3D Touch. Im nächsten Jahr falle 3D Touch dann auch bei allen anderen neuen iPhones weg. Ein möglicher Ersatz könnte sein, den "Long Press", also etwas längeres Halten eines Elements, mit ähnlicher Funktionalität zu belegen.