Bericht: Apple scheitert an Entwicklung des Mobilfunk-Modems (Aktualisierung: Wegen Rechtsstreit mit Qualcomm)
Intel hatte sich vor Jahren an der Entwicklung eines Mobilfunk-Modems verhoben. Die Version für 4G-Netzwerke galt als schlechte Wahl, zur Variante für 5G-Netzwerke kam es gar nicht erst. Apple war hingegen zuversichtlich, das gewaltige Projekt erfolgreicher stemmen zu können. Unter anderem angesichts gerichtlicher Streitigkeiten mit Qualcomm lautete das ambitionierte Ziel, innerhalb weniger Jahre jene essenzielle Komponente für iPhones und iPads selbst auf die Beine zu stellen. Einiges wies darauf hin, dass die Umstellung bereits ab 2023 erfolgt. Qualcomm ging ebenfalls davon aus, denn im Geschäftsbericht
dokumentierte der Chip-Spezialist sinkendes Auftragsvolumen. Ab 2023 werde man nur noch 20 Prozent der iPhone-Modems beisteuern.
Pläne gescheitert, Einstellung aber unwahrscheinlichEinem neuen Bericht zufolge sieht es aber wohl ganz anders aus. Dem normalerweise sehr gut informierten Marktexperten Ming-Chi Kuo liegen nämlich Informationen vor, wonach auch 2023 100 Prozent der iPhone-Modems von Qualcomm stammen. Wie es in der kurzen
Meldung heißt, sei die Entwicklung bzw. der Plan hinsichtlich baldiger Marktreife vorerst gescheitert. Zwar erscheint der komplette Abbruch des Projekts derzeit unwahrscheinlich, allerdings muss Apple wohl mit deutlichen Verzögerungen rechnen.
Qualcomm kann erst einmal jubelnFür Qualcomm sei das in doppelter Hinsicht eine gute Nachricht. Einerseits bleibe der Großkunde Apple erhalten, andererseits diversifiziere sich das Unternehmen momentan und erschließe neue Geschäftsfelder. Wenn irgendwann einmal ein Apple-Modem existiere, seien die negativen Auswirkungen daher weitaus weniger schwerwiegend als momentan. Die Geschäftszahlen bis 2024 dürften in jedem Fall besser als erwartet ausfallen. Für Apple fällt indes ein Faktor weg, das iPhone stärker von anderen Herstellern abheben zu können. Nun muss es weiterhin ein Drittanbieter-Bauteil sein, welches auch in allen anderen hochwertigen Smartphones arbeitet.
Immense Herausforderungen an ModemsVerglichen mit einem Mobilfunk-Modem sind herkömmliche Prozessoren oder Systemchips fast noch die einfache Aufgabe. Nicht die Hardware selbst, sondern die Mobilfunknetze sorgen für gewaltigen Aufwand – jedes Mobilfunknetz der Welt weist gewisse Eigenheiten auf. Ein Smartphone-Modem muss nicht nur jegliche Konstellation unterstützen, sondern gleichzeitig noch Rückwärts-Kompatibilität zu alten Standards beibehalten.
Aktualisierung 30.6.: Qualcomm-Patente sind der GrundEinem Bericht von
Patently Apple sowie
Foss Patents zufolge, liegen die Verzögerungen nicht an unüberwindbaren technischen Hürden, sondern an rechtlichen Streitigkeiten mit Qualcomm. Bevor es Apple gelingt, zwei Patente invalidieren zu lassen, könne das Mobilfunk-Modem nicht zum Einsatz kommen. Allerdings läuft die Sache schlecht für Apple, denn der Supreme Court
lehnte eine weitere Anhörung ab. Aus diesem Grund könne Apple derzeit nicht fortfahren – eine Lösung wäre allenfalls, Lizenzgebühren an Qualcomm zu entrichten. Hier hat Qualcomm angesichts des bisherigen Verlaufs die wesentlich besseren Karten und könnte hohe Forderungen stellen.