Push-Nachrichten von MacTechNews.de
Würden Sie gerne aktuelle Nachrichten aus der Apple-Welt direkt über Push-Nachrichten erhalten?

Bericht: GoldPickaxe-Trojaner auf iPhones plündert Bankkonten

Eine ausgefuchste Methode macht in südostasiatischen Staaten die Runde: Über ein kompromittiertes Smartphone greifen automatisierte Systeme das Kamerabild ab, um es in einer virtuellen Homebanking-Anmeldung zur Authentifizierung zu verwenden. Davon berichtet die Sicherheitsanalyse-Firma "Group-IB". Den Ursprung der "GoldFactory" getauften Gruppe vermuten sie in China. Die meisten Opfer sind in Vietnam und Thailand aufzufinden. Es handelt sich um die vierte Version des Trojaners, der seit Juni 2023 genutzt wird – sie befällt erstmals iPhones.


Die App, die dafür zum Einsatz kommt, ist nur ein kleiner Teil eines umfangreichen Betrugsszenarios, das ein wenig an den Enkeltrick erinnert. Über verschiedene Kommunikationskanäle nahmen Betrüger Kontakt zu Smartphone-Nutzern auf. Sie gaben sich als Regierungsbeamte aus und versuchten, Anwender zur Installation einer App namens "Digital Pension" zu bewegen. Damit sollte es leichter fallen, die Rente vom Smartphone abzurufen. Andere versprachen Steuererleichterungen auf die Stromrechnung. Unter Android versenden die Kriminellen Links auf Play-Store-Faksimiles, um die Trojaner-Installation zu erleichtern.

iOS-Sicherheitsmaßnahmen erforderten neue Tricks
Aufgrund des App-Store-Zwangs war es den Betrügern nicht möglich, entsprechende Apps auf iPhones zu installieren. Stattdessen wendeten sie hierbei zwei Alternativen an. Anfangs nutzten sie Entwicklerversionen, die über Apples Beta-Plattform "Testflight" verteilten. Der Vorteil: Die versendeten Links begannen mit "https://testflight.apple.com" – das verlieh der Installation einen offiziellen Anstrich. Anscheinend konnte GoldFactory für kurze Zeit Apples Sicherheitsmechanismen überlisten: Group-IB protokollierte mehrere Fälle, bei der sich der eine Testflight-App namens "Digital Pensions" auf dem iPhone befand. Die Methode funktionierte nur kurz, denn auch Beta-Versionen durchlaufen App-Store-Kontrollen.

Installation über Firmenprofile
Kurz darauf wechselte GoldFactory offenbar die Methodik. Die Cybercrime-Abteilung der thailändischen Polizei beobachtete ab November 2023 mehrere Fälle, bei der MDM-Profile auf kompromittierten iPhones installiert waren. MDM steht für "Mobile Device Management"; es erlaubt Firmen, Behörden und Bildungseinrichtungen, die Geräte ihrer Organisation genau zu steuern. Über MDM lässt sich ein iOS-Gerät aus der Ferne aktualisieren, Administratoren können bestimmte Features deaktivieren – und Apps unabhängig vom iOS App Store installieren.

Auf den iPhones mehrerer Opfer fanden sich MDM-Profile. Quelle: Screenshot Group-IB

Traue keinem MDM, dass Du nicht selbst aufgesetzt hast
Bis ein solches MDM-Profil auf einem iPhone landet, muss der Anwender mehrere Warnungen aktiv bestätigen; anschließend wird das iOS-Gerät neu gestartet. Anscheinend gaben sich Anrufer als Mitarbeiter des staatlichen Finanzministeriums aus und schafften es so, mehrere iPhone-Nutzer dazu zu überreden, ein solches MDM-Profil zu installieren. So gelangte eine fingierte App auf das Anwender-iPhone, um die Kamera einzuschalten. Darüber konnten die Angreifer die biometrische Gesichtserkennung bestimmter lokaler Banking-Apps auf einem von ihren eigenen Geräten überlisten – und das Konto leerräumen. Die aufwendige Methode nutzt dabei keine Sicherheitslücke aus, sondern ist eher dem "Social Engineering" zuzuordnen: Es bedarf ziemlich viel Überzeugungsarbeit, um einen iPhone-Nutzer davon zu überzeugen, die mehrfachen Warnungen bei der Installation eines MDM-Profils zu ignorieren.

Kommentare

Electric Dave21.02.24 13:01
Man könnte jetzt reflexartig „selber schuld“ sagen, wenn jemand einfach alle Warnmeldungen ignoriert und sich so einen Trojaner einfängt.
Am Beispiel meines 81-jährigen Stiefvaters und seiner Benutzung des iPads sehe ich aber, dass dieses Szenario gar nicht so unwahrscheinlich ist.
Meinem 10-jährigen Sohn hingegen würde das nicht passieren.
+13
Brunhilde_von_der_Leyen21.02.24 15:14
So habe ich auch lange gedacht. Aber mittlerweile weiß ich, das das Alter kaum eine Rolle spielt.
So sind bei uns gerade viele junge Kollegen schon mit der Identifizierung "normaler" Spam/Phishing Mails überfordert.
+10
trw
trw21.02.24 15:45
Ich mach gefühlt oft im Familien- und Bekanntenkreis die Erfahrung, dass gerade auch junge Leute völlig bedenkenlos im Internet unterwegs sind und eben auch bedenkenlos mit ihren Geräten, der Sicherheit und Passwörtern, etc. umgehen ....
+7
strateg
strateg21.02.24 16:13
nach 4 jahrzehnten berufserfahrung in der it konnte ich feststellen, dass es überhaupt keine rolle spielt ob jung, alt, garnicht/wenig oder gut mit der materie vertraut, privat oder firma … auch it‘ler — ich würde behaupten über 95% aller haben/wollen keine zeit damit verbringen, klicken lieber als das hirn wieder mal einzuschalten oder auch nur zu lesen, haben das gefühl keine wichtigen daten zu haben & denken mir kann sowas nie passieren 😇

ist fast wie beim essen — verdienen einen haufen kohle & leben von fast- & convenience food 🤢
cuntentientscha, attentivitad, curaschi —
+10

Kommentieren

Sie müssen sich einloggen, um die News kommentieren zu können.