Bewertung der gestrigen Neuvorstellungen: Umwerfend ist anders
Am gestrigen Abend fand das "It's Glowtime"-Event statt – und Apple präsentierte das iPhone 16, die Apple Watch Series 10 wie auch die AirPods der vierten Generation. Wie mittlerweile üblich war die Präsentation von der Produktionsqualität nahezu perfekt – über die Inhalte lässt sich jedoch streiten. Vorab muss man natürlich feststellen, dass der Kunde mit allen Neuvorstellungen nun bessere Produkte erhält als vor der Vorstellung. Hier eine Meinung bezüglich der einzelnen neuen Produktkategorien:
Apple Watch Series 10Die Series 10 ist dünner – und verfügt über einen merklich größeren Bildschirm. Dies sind durchaus sinnvolle Verbesserungen, doch das äußere Design ändert sich kaum und ist im Grunde immer noch die gleiche Formensprache wie 2014. Hier wäre es mit der 10. Generation eine willkommene Überraschung gewesen, wenn Apple ein frisches Design vorgestellt hätte. Die Erkennung des Schlafapnoe-Syndroms ist eine wichtige Funktion – besonders, wenn man Apples Angabe, dass 80 Prozent der Betroffenen nichts von der eigenen Erkrankung wissen, Glauben schenken darf. Hier ist auch positiv anzumerken, dass Apple die Funktion nicht nur für die neue Series 10, sondern auch für die Series 9 und Ultra 2 anbieten wird.
Vierte Generation der AirPodsApple räumte die AirPods-Modellpalette auf – und stellte die zweite und dritte Generation komplett ein. Die frei gewordenen Plätze im Sortiment werden nun von einer günstigeren und teureren Version ersetzt. Das Hauptunterscheidungsmerkmal: Unterstützung von aktiver Umgebungsgeräuschunterdrückung und Spatial Audio. Hier stellt Apple keine Revolution vor – jedoch eine durchaus willkommene Neuerung und eine echte Alternative zu den AirPods Pro.
iPhone 16 & 16 ProJahr für Jahr stellt Apple im September neue iPhone-Modelle vor – und seit vielen Jahren geht das Unternehmen hier nur kleine Schritte. Der A18 zum Beispiel ist, was die CPU anbelangt, bis zu 15 Prozent schneller verglichen mit dem A17 Pro – an sich beeindruckend für ein Jahr Entwicklung, für den normalen Kunden jedoch völlig irrelevant, da er nie merken würde, ob sein Chip nun um 15 oder 20 schneller oder langsamer ist.
Gibt man "Normal"-Kunden ein iPhone 15 und ein iPhone 16 (bzw. 15 Pro und 16 Pro) in die Hand, dürften die meisten Schwierigkeiten haben, die neue von der alten Generation zu unterscheiden – ein Armutszeugnis.
Die einzige sichtbare Änderung beim iPhone 16 ist der Kamera-Kontroll-Knopf, welche Umsteiger von älteren Modellen direkt wahrnehmen dürften. Dieser ist mit Sicherheit praktisch und Apple steckte viel Liebe in die Entwicklung – zumindest was davon im Event-Video sichtbar war.
Aufgrund der Neuerungen ist kaum davon auszugehen, dass viele Kunden vom iPhone 15 oder 15 Pro auf das 16 bzw. 16 Pro umsteigen – es gibt einfach zu wenige spürbare Verbesserungen.
FazitDie "Tippelschritte", was Neuerungen an der iPhone-Front anbelangen, nerven. Apple entzaubert sich mit einer solchen Darbietung, wenn nur kleinere Fortschritte in 90 Minuten Länge angepriesen werden. Hat der Konzern in 2025 oder 2026 richtige Neuerungen im Petto, werden möglicherweise viele Interessenten nicht mehr den Live-Stream verfolgen, da sie in den Jahren zuvor einfach gelangweilt wurden. Außerdem gehen Apple langsam für echte Neuerungen die Superlative aus, da diese bereits für kleine Ankündigungen verbraucht wurden.
Wirtschaftlich ist es natürlich mehr als verständlich, vor dem wichtigen Weihnachtsgeschäft eine neue iPhone-Generation zu präsentieren – denn es geht hier um viele Milliarden Umsatz. Dennoch könnte diese Strategie sich in einigen Jahren als sehr schädlich erweisen, wenn sich das Marketing-Instrument der Apple-Events abgenutzt hat. Vielleicht würde es sich in zehn Jahren auszahlen, nur dann zu einem virtuellen Apple-Event zu laden, wenn man tatsächlich genug Neuerungen gesammelt hat, um die 90 Minuten zu füllen.